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Renminbi im SZR-Korb: Na und?

Ende November hat das Direktorium des Internationalen Währungsfonds (IWF) entschieden, den chinesischen Renminbi in den Währungskorb der Sonderziehungsrechte (SZR) aufzunehmen. Diese Entscheidung dürfte allerdings weder einen wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaft noch auf den Renminbi-Wechselkurs haben.

Die Entscheidung des Internationalen Währungsfonds (IWF), den chinesischen Renminbi in den Korb seiner Sonderziehungsrechte (SZR) aufzunehmen, war keine Überraschung. Am 13. November hatte der IWF bereits einen Bericht veröffentlicht, laut dem der chinesische Renminbi die formellen Voraussetzungen für die Aufnahme in den SZR-Korb erfüllt. Wichtige IWF-Interessenvertreter hatten zuvor bereits angedeutet, dass sie unter diesen Umständen einer Aufnahme des Renminbi zustimmen würden. Aus Sicht der chinesischen Führung könnte man die Entscheidung sogar als eine gewisse Enttäuschung werten. Denn das Gewicht des Renminbi im Währungkorb (10,92 Prozent, gültig ab dem 1. Oktober 2016) fällt geringer aus, als erwartet wurde. Daher ist es wenig überraschend, dass die Pressemitteilung des IWF keinen nennenswerten unmittelbaren Effekt auf die Offshore-Renminbi-Wechselkurse hatte.

Der Renminbi mag nun die formellen Kriterien für die Aufnahme in die SZR (»hohe Exportvolumen«, »wird häufig am Devisenmarkt gehandelt und für Transaktionen genutzt«) erfüllen. Nichtsdestoweniger war die Aufnahme keine Folge eines Automatismus, sondern vielmehr eine bewusste Entscheidung des IWF-Direktoriums. Es gibt zwei Gründe, weswegen dies keine einfache Entscheidung war:

• Der IWF möchte die Nutzung des SZR als Reservewährung fördern. Seine jüngste Entscheidung dürfte diesem Vorhaben aber kaum helfen. Eine Notenbank kann über die Allokation seiner Reserven selber bestimmen – ohne hierfür SZR von anderen Notenbanken kaufen zu müssen. Die Notenbanken, die dem IWF die Aufteilung ihrer Reserven mitteilen, halten weniger als 2 Prozent ihrer Devisenreserven in Renminbi. Wollten sie stattdessen SZR halten, würde ihr Renminbi-Anteil 11 Prozent betragen. Aufgrund der Entscheidung des IWF weicht die vom SZR implizierte Reservenallokation von der von den Notenbanken tatsächlich gewünschten Reservenallokation nun stärker ab. SZR dürften aus diesem Grund weniger attraktiv für Notenbanken sein.

• Einige Notenbanken sind gewillt, einen SZR-Markt für die Notenbanken zu kreieren, die SZR kaufen oder verkaufen wollen. Sollte eine Notenbank aber keinen Käufer für sein eigenes SZR-Angebot finden, kann der IWF eine Notenbank bestimmen, die diese überschüssigen SZR kauft. Je stärker der SZR-Korb von der von der Notenbank gewünschten Reservenallokation abweicht, desto schmerzhafter ist eine solche Verpflichtung. Und das ist seit Ende November der Fall.

Warum hat sich der IWF dennoch entschieden, den Renminbi in den SZR-Korb aufzunehmen? Meine – zugegeben unschöne – Interpretation ist: Der Beschluss war ein politisches Zugeständnis an die chinesische Regierung, das darauf abzielt, sie wieder stärker an den Fonds zu binden. Denn aktuell ist die chinesische Führung an Initiativen beteiligt, die »in Konkurrenz« mit dem IWF stehen: dem Contingent Reserve Arrangement (mit den anderen BRICS-Ländern) und der Asian Infrastructure Investment Bank (mit anderen europäischen und asiatischen Ländern). Dabei sollte es nicht verwundern, dass sich die Regierung in Peking nach Alternativen umschaut. Schliesslich wird ihr ein angemessener Anteil an den Stimmrechten im IWF aufgrund des Widerstands des US-Kongresses vorenthalten. Die Aufnahme in den SZR-Korb könnte man daher als Entschädigung für diese Ungerechtigkeit interpretieren.

Die Entscheidung hat allerdings vorwiegend einen symbolischen Charakter. Der wirtschaftliche Nutzen ist verschwindend gering. Wie oben beschrieben, waren Notenbanken bislang nicht darin beschränkt, ihre Reserven in Renminbi zu halten. Die Entscheidung des IWF hat ihnen also keine neuen Möglichkeiten eröffnet. Daher ist es unwahrscheinlich, dass sich das Verhalten der Notenbanken in irgendeiner Weise verändern wird.

Grafik 1: Der Renminbi spielt nach wie vor eine unterproportionale Rolle

Währungsaufteilung der SWIFT-Zahlungen vs. Handelsanteile der jeweiligen Währungsräume