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SMI: Unternehmenszahlen taugen (noch) nicht als Stimmungsaufheller

Am 21. März erlebt der SMI ein Comeback: Swiss Life kehrt in den Leitindex zurück. Der Versicherungskonzern nimmt den Platz von Transocean ein, da sich dieses Unternehmen Ende des Monats von der Schweizer Börse zurückzieht. Als der Ölplattformbetreiber vor knapp sechs Jahren das Listing an der SIX aufnahm, hatte er seinerseits Swiss Life aus dem SMI verdrängt. Mit Transocean verliert die heimische Benchmark einen echten »Bremsklotz«. Die SIX-Kotierung des Zuger Konzerns stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Wenige Stunden nachdem der Valor am 20. April 2010 am Schweizer Aktienmarkt debütierte, geriet die von Transocean betriebene Bohrinsel Deepwater Horizon in Brand und löste im Golf von Mexiko eine verheerende Katastrophe aus. Auch die heftige Korrektur beim Ölpreis macht dem Unternehmen arg zu schaffen. Insofern überrascht es nicht, dass die Aktie mit dem Kürzel »RIG« kurz vor ihrer Dekotierung weniger als ein Zehntel des Premieren-Kurses von 95,20 Schweizer Franken kostet.

Zahlreiche Enttäuschungen

Obwohl das Papier allein im bisherigen Jahresverlauf mehr als 38 Prozent an Wert einbüsste, trägt es im SMI-Performance-Ranking nicht die rote Laterne. Diese Rolle nimmt aktuell die Credit Suisse mit einem Minus von rund 41 Prozent ein. Nachdem der Bankvalor im Januar bereits um knapp 18 Prozent eingebrochen war, verschärfte sich die Talfahrt sogar noch einmal. Der Grund: Anfang Februar schockte die Credit Suisse den Markt mit ihren Zahlen für 2015. Sie verbuchte ein Minus von knapp 3 Milliarden Franken und damit den ersten Verlust seit 2008. Mit den deutlich unter den Erwartungen liegenden Resultaten ist die Grossbank nicht allein. In der laufenden Berichtssaison sorgten die Mitglieder des SMI für eine Reihe von Enttäuschungen. Nachdem bereits zu Beginn der Zahlenflut Novartis und Roche nicht überzeugen konnten, verfehlte später auch noch Indexschwergewicht Nestlé den Konsens. Das organische Wachstum des Lebensmittelkonzerns hat sich 2015 auf 4,2 Prozent verlangsamt. Im laufenden Geschäftsjahr möchte CEO Paul Bulcke dieses Tempo halten. Da Analysten für 2016 eine Beschleunigung auf dem Zettel hatten, überrascht die Kursreaktion nicht. Seit der Zahlenvorlage am 18. Februar büsste die Nestlé-Aktie mehr als 6 Prozent ein.

Trotz einiger Lichtblicke, beispielsweise übertrafen ABB, Givaudan und UBS die Erwartungen, taugt die Berichtssaison also nicht als Stimmungsaufheller am Aktienmarkt. Gleichzeitig strapazieren die anhaltenden Turbulenzen beim Ölpreis sowie die aufkommende Angst vor einer Rezession in den USA das Nervenkostüm der Anleger. Die Ökonomen der Commerzbank teilen diese Sorge nicht. Vielmehr trauen sie der weltgrössten Volkswirtschaft 2016 ein Wachstum von 2 Prozent zu. Im kommenden Jahr könnte sich das Bruttoinlandsprodukt in den Staaten sogar um 2,2 Prozent ausdehnen. Gleichzeitig rechnen die hauseigenen Rohstoffanalysten in den kommenden Monaten zumindest mit einer Stabilisierung der Ölpreise. Sollte sich diese Einschätzung am Markt durchsetzen, könnte dies für eine Erholung der Anlageklasse Aktien sorgen.

Hohe Dividendenrendite

Für diese These spricht auch der Mangel an Alternativen. Vor allem im Fixed Income-Bereich stossen renditehungrige Investoren weiterhin auf Magerkost. Und angesichts der vor allem in Europa nach wie vor sehr expansiven Geldpolitik scheint eine Besserung nicht in Sicht. Derweil leisten viele Unternehmen hohe Ausschüttungen. Im Zuge der Korrektur zog die Dividendenrendite für den SMI auf 3,7 Prozent an. Damit bewegt sich die Kennzahl 70 Basispunkte über dem 10-Jahres-Durchschnitt (siehe Grafik 2). Zwar fällt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (siehe Grafik 3) nach wie vor relativ hoch aus, doch zuletzt kam die viel beachtete Bewertungskennziffer deutlich zurück.

Sollte sich das makroökonomische Umfeld nicht markant eintrüben, könnten auch von den Unternehmen schon bald wieder positivere Nachrichten kommen. Der Analystenkonsens erwartet, dass der Gewinnmotor in der Schweiz 2016 die Drehzahl erhöht. Hierbei sollte die jüngste Franken-Abwertung unterstützend wirken. Sowohl gegenüber dem Euro als auch in Relation zum US-Dollar gab die heimische Valuta in den vergangenen Monaten tendenziell nach. Waren die Resultate im vergangenen Jahr häufig von negativen Wechselkursen geprägt, ist 2016 sogar ein positiver Effekt möglich. Noch ist es nicht so weit und viele Investoren scheuen offenbar vor Neuengagements zurück. Jedenfalls liess die Dynamik bereits an der 8.000-Punkte-Marke deutlich nach, als der SMI Mitte Februar zu einer Erholung ansetzte (siehe Grafik 1). Damit am heimischen Aktienmarkt tatsächlich bessere Zeiten anbrechen können, gilt es zunächst, diese Hürde aus dem Weg zur räumen.

Grafik 1: Hürde bei 8.000 Punkten

SMI: Kursentwicklung – 1 Jahr

Grafik 2: Attraktive Ausschüttungen

SMI: Dividendenrendite (Trailing, 12 Monate)

Grafik 3: Bewertung kommt zurück

SMI: Kurs-Gewinn-Verhältnis (Forward, 12 Monate)