Märkte

Konsum: Die Kauflust nimmt allmählich wieder zu

Bei vielen Konsumenten sitzt das Geld trotz steigender geopolitischer Risiken sowie einer sich abschwächenden Weltwirtschaft lockerer. Neben der europäischen Konjunkturlokomotive Deutschland sind es vor allem die ehemaligen Euro-Krisenländer, in denen sich die Stimmung hebt. Als besonders interessant im Konsumbereich stellt sich in dem aktuell volatilen Börsenumfeld die Nahrungsmittelbranche dar. Denn nach dem Motto »Gegessen wird immer« gilt der Sektor als defensiv. Offensiv können Anleger dagegen mit ausgesuchten Hebelprodukten auf einzelne Titel setzen.

Steigende Löhne, eine minimale Inflation, ein kollabierender Ölpreis sowie ein niedriges Zinsgefüge sind ein ideales Quartett, um die Konsumlust derzeit anzutreiben. Dieses Phänomen tritt mittlerweile in ganz Europa auf – allen voran in den Peripheriestaaten. So ist beispielsweise die Konsumstimmung in Italien zuletzt auf ein 6-Jahres-Hoch geklettert. Die Spanier sind noch euphorischer. Trotz politischer Unsicherheiten nach dem jüngsten Wahlergebnis blicken die südeuropäischen Verbraucher weiterhin positiv nach vorne. Der Indikator ist im letzten Quartal 2015 um 17,8 Punkte auf 51,4 Zähler angestiegen und bildet damit nicht nur den aktuell höchsten Wert im europäischen Vergleich, sondern markiert gleichzeitig eine historische Bestmarke für das Land.

Weder die wacklige Weltwirtschaft noch die heftigen Börsenturbulenzen in den ersten Wochen des neuen Jahres brachten die europäischen Verbraucher von ihrer Zuversicht ab. Das Barometer der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für das Konsumklima verharrte EU-weit im Februar bei 9,4 Punkten. Das Konsumklima stabilisiere sich »auf einem insgesamt betrachtet hohen Niveau«, beurteilten die Experten der GfK das Ergebnis. Ökonomen hatten im Vorfeld einen Rückgang auf 9,3 Zähler prognostiziert.

Investoren positionieren sich
Sitzt der Geldbeutel der Verbraucher locker, ruft dies schnell Börsianer auf den Plan. So konnten die europäischen Benchmarks, der STOXX Europe 600 Consumer Goods Index sowie der STOXX Europe 600 Retail Index auf Sicht von zwölf Monaten wie auch seit Jahresbeginn den Gesamtmarkt leicht hinter sich lassen. Noch deutlich besser schlugen sich die Nahrungsmittelhersteller. Der STOXX Europe 600 Food & Beverage Index befindet sich auf Sicht von einem Jahr sogar im positiven Terrain. Es sind nicht nur die eingangs erwähnten Treiber wie beispielsweise das billige Öl, hinzu kommt das Wachstum der Verbrauchernachfrage in den Schwellenländern, welche insbesondere durch eine wachsende Mittelklasse forciert wird.

Die Menschen hierzulande lassen sich dagegen von der zunehmenden Kauflust kaum anstecken. Im Januar verharrte die von Seco berechnete Konsumentenstimmung auf einem Indexwert von –14 Punkten. Dieser liegt damit unter dem langfristigen Durchschnitt von minus –9 Punkten. Während die Konsumenten den Arbeitsmarkt etwas positiver sehen, ist die Beurteilung der Preisentwicklung auf Jahressicht von +11 Punkten im Oktober auf –4 Punkte im Januar abgetaucht und liegt nun nahezu auf dem historischen Rekordtief von –6 Punkten im Oktober 2011.

Nestlé: Ein Fels in der Brandung
Auch wenn in der Schweiz das Geld noch nicht so locker sitzt, die Nation verfügt über den Top-Player schlechthin im Nahrungsmittelgeschäft: Nestlé. Der Branchenprimus überzeugt langfristig mit stetigem Wachstum und erfreut Anleger durch über Jahrzehnte hinweg steigende Dividenden. Kurzfristig muss der Konzern allerdings kleinere Brötchen backen. 2015 gelang es Nestlé zum wiederholten Male nicht, den mittel- bis langfristigen Zielkorridor für das operative Wachstum von 5 bis 6 Prozent zu erreichen. Das bereinigte Wachstum betrug 4,2 Prozent, welches sich aus 2,2 Prozent Volumenanstieg und 2,0 Prozent Preiserhöhungen zusammensetzte. Wann der Konzern wieder zu seiner alten Stärke zurückkehrt, liess CEO Paul Bulcke bei der Vorstellung der Jahreszahlen offen. Allerdings kündigte er an, dass 2016 ein Jahr des Feierns sei, und spielte damit auf das 150-jährige Jubiläum des Konzerns an. Von Jubelarien sind Anleger aber derzeit weit entfernt. Geldgeschenke in Form von einer Sonderdividende oder einem aussergewöhnlich hohen Aktienrückkaufprogramm hatte Bulcke nicht im Gepäck. Auf der anderen Seite überzeugt Nestlé bereits seit Jahren mit stetigem Wachstum, hohen Margen und steigenden Dividenden. Zudem gilt das Nahrungsmittelgeschäft als relativ konjunkturresistent, was den Titel zu einer Art »sicherem Hafen« macht. Das wiederum lässt sich am Kursverlauf ablesen: Während der SMI in den vergangenen sechs Monaten knapp 9 Prozent abtauchte, steht bei der Nestlé-Aktie ein Plus von 2 Prozent zu Buche.

Grafik 1: Konsumklima Europäische Union
Grafik 2: Konsumentenstimmung Schweiz

Danone-Aktie im Aufwärtstrend
Die Valoren des Konkurrenten Danone zeigten sich zuletzt sogar von ihrer offensiven Seite. Die Franzosen avancierten in diesem Zeitraum um knapp 18 Prozent. Angetrieben von den Geschäftseinheiten Wasser, Babynahrung und medizinische Ernährung wuchs der Konzern, der Marken wie Actimel und Activia unter seinem Dach vereint, in 2015 bereinigt um 4,4 Prozent und damit etwas schneller als Marktführer Nestlé. Die Steigerung ergibt sich aus einem 0,9-prozentigen Volumenwachstum und 3,5 Prozent Preiserhöhungen. »Im Jahr 2016, in einem weltweit volatilen Umfeld, wird Danone weiterhin in seine Marke investieren und weiter einen wichtigen Schritt in Richtung eines ausgewogenen Modells mit einem starken, profitablen und nachhaltigen Wachstums gehen«, erklärte CEO Emmanuel Faber bei der Zahlenpräsentation. Angepeilt wird ein bereinigtes Wachstum in einer Bandbreite von 3 bis 5 Prozent. Allerdings weist Faber wie seine Kollegen von Nestlé und Unilever auf die härteren Marktbedingungen hin. Zum einen droht in Europa ein deflationärer Konsumtrend, zum anderen haben wichtige Schwellenländer wie Brasilien, China und Russland Wachstumsschwierigkeiten.

Süsse Versuchungen aus der Heimat
Keinerlei Wachstumsprobleme scheinen dagegen die heimischen Schoggi-Hersteller Barry Callebaut und Lindt & Sprüngli zu haben. Letztgenannter Edelschokolade-Spezialist hat sich im laufenden Jahr einen weiteren Ausbau seines Marktanteils auf die Fahnen geschrieben und stellt für 2016 ein organisches Wachstum von 6 bis 8 Prozent in Aussicht. Beim Markt wird lediglich ein Plus von rund 2 Prozent erwartet. Im vergangenen Jahr erzielte Lindt & Sprüngli ein organisches Wachstum von 7,1 Prozent. »Es gibt viele positive Zeichen für das laufende Jahr«, gab Konzernchef Ernst Tanner kürzlich bei einem Interview zu Protokoll. Auch Barry Callebaut legt spürbar zu und hat im ersten Geschäftsquartal dank höherer Kakaobohnenpreise den Umsatz stärker gesteigert als erwartet. In Lokalwährungen kletterten die Erlöse um 13,3 Prozent empor. Ebenso wie Tanner von Lindt & Sprüngli ist auch Barry-CEO Antoine de Saint-Affrique voller Optimismus: »Wir sind zuversichtlich, dass wir auch weiterhin das Marktwachstum konstant übertreffen können.«

Brauereien im Fusionsstress
Eine Art Sondersituation zeigt sich im Nahrungsmittelbereich derzeit in der Brauereibranche. Hier geht nämlich die »Fusionitis« um. In dem Markt, der sich bereits seit längerem in einer Konsolidierungsphase befindet, liefern sich die Branchenriesen einen Übernahmekrimi. Hatte im vergangenen Jahr zuerst Heineken als Nummer 3 der Branche den grösseren Rivalen SABMiller bei seinem Kaufversuch abblitzen lassen, schlug kurz darauf Weltmarktführer Anheuser-Busch InBev bei SAB zu. Damit die rund 100 Milliarden Euro schwere Übernahme nicht an der Zustimmung der europäischen Wettbewerbshüter scheitert, ist der Brauer gerade dabei, mehrere Marken zu verkaufen. Während bereits ein grosser Teil des US-Geschäfts veräussert wurde, stehen nun Biere aus Europa im Schaufenster. Die grösste japanische Brauerei Asahi hat bereits Interesse an den SAB-Premiummarken Peroni und Grolsch bekundet.

Aktiv am Konsolidierungsprozess der Branche nimmt auch seit Jahren die ­dänische Brauerei Carlsberg teil. Die Nummer 4 in dem Sektor hatte mit der Übernahme der führenden russischen Biermarke Baltika aber bis dato wenig Glück. Eine steigende Regulierung sowie eine schwache Konjunktur in ­Russland bremsen den Absatz. 2015 ist deswegen ein Verlust vor Steuern von rund 231 Millionen Euro angefallen. Die Dänen bleiben aber nicht untätig: Neben bereits laufender Restrukturierungsmassnahmen möchte Carlsberg im März seine neue Wachstums­strategie bekannt geben. Dann wird sich zeigen, wie die Dänen gegen vermeintlich ­übermächtige ­Gegner wie Anheuser-­Busch InBev und SABMiller be­stehen wollen.

Ausgewählte Produkte auf Konsum-Aktien und -Indizes

Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Laufzeit

Handelsplatz

29868492

Anheuser-Busch InBev

Bull

81,09 EUR

Open End

Swiss DOTS

29868568

Anheuser-Busch InBev

Bull

91,63 EUR

Open End

Swiss DOTS

31630558

Carlsberg

Bull

550,00 DKK

Open End

Swiss DOTS

30573480

Carlsberg

Bear

670,36 DKK

Open End

Swiss DOTS

29868467

Danonevv

Bull

50,76 EUR

Open End

Swiss DOTS

29868567

Danone

Bull

54,98 EUR

Open End

Swiss DOTS

30369356

Barry Callebaut

Bull

900,00 CHF

15.06.2016

Swiss DOTS

30885877

Barry Callebaut

Bear

1.300,00 CHF

15.06.2016

Swiss DOTS

31162990

Lindt & Sprüngli

Bull

4.400,00 CHF

15.06.2016

Swiss DOTS

30369390

Lindt & Sprüngli

Bull

6.800,00 CHF

15.06.2016

Swiss DOTS

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

20793043

Lindt & Sprüngli

Long

3

SIX Swiss Exchange

28789647

Lindt & Sprüngli

Short

–3

Swiss DOTS

28639307

Nestlé

Long

4

Swiss DOTS

28789611

Nestlé

Short

–4

Swiss DOTS

24616876

Nestlé

Long

6

SIX Swiss Exchange

24616892

Nestlé

Short

–6

SIX Swiss Exchange

1:1-Partizpation

Valor

Basiswert

Produkt

Gebühren

4561511

STOXX Europe 600 Food & Beverage Index

ETF

0,25 % p.a.

4561576

STOXX Europe 600 Retail Index

ETF

0,25 % p.a.

Stand: 24. Februar 2016; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch bzw. www.comstage-etf.ch zur Verfügung.