Märkte

Assekuranz: Gut versichert ist halb gewonnen

Im europäischen Versicherungssektor dreht sich derzeit nicht nur alles um das Niedrigzinsumfeld, welches die Ertragschancen der Konzerne deutlich mindert. Auch das Personalkarussell rotiert immer schneller. Um die Investoren bei der Stange zu halten, setzen viele Konzerne darauf, überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückzugeben. Daraus ergeben sich hohe Dividenden und milliardenschwere Aktienrückkaufprogramme. Mit ausgesuchten Hebelprodukten können Anleger je nach Szenario auf beide Seiten setzen: Long und Short.

»Stühlchen wechsle dich«, hiess es am 21. März nach langer Zeit wieder im SMI. Vor sechs Jahren musste Swiss Life seinen Platz für Transocean räumen. Nun gelang dem Versicherungskonzern ein Comeback. Damit ist die Assekuranz-Branche mit drei Unternehmen im Leitindex der Schweizer Börse vertreten. Grund genug, sich den Sektor einmal näher anzusehen, zumal derzeit europaweit viel Bewegung auf dem Gebiet ist.

Neue Köpfe
Insbesondere das Personalkarussell dreht sich derzeit immer schneller. Den Anstoss gab Zurich Insurance, die Anfang des Jahres Mario Greco vom Konkurrenten Generali abgeworben und die Führung übertragen hat. Im Mai wird der 56-Jährige das Zepter bei Zurich übernehmen. Die frei gewordene Stelle bei Generali wird wiederum der frühere Axa-Manager Philippe Donnet besetzen. Bei Swiss Re kommt es zwei Monate später ebenfalls zu einem Wechsel an der Spitze. Der bisherige CEO Michel M. Liès, Jahrgang 1954, geht zum ersten Juli in den Ruhestand. Nachfolger ist der 46-jährige Christian Mumenthaler, der seit 2011 die Kernsparte Sach-Rückversicherung leitet.

Auch beim weltgössten Rückversicherungskonzern Münchener Rück könnte es zu einem Generationswechsel kommen. Der seit 2004 amtierende Vorstandschef Nikolaus von Bomhard wird Gerüchten zufolge seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern. Als Nachfolger wird in Branchenkreisen der für das Geschäft mit Spezial- und Finanzrisiken zuständige Vorstand Thomas Blunck gehandelt. Europas grösster Versicherer, die Allianz, ist ebenso dabei, seine Belegschaft aufzufrischen. Zum einen wird die Vermögensverwaltung zum 1. Juli mit Jacqueline Hunt vom britischen Konkurrenten Prudential neu besetzt. Zum anderen übernimmt der erst 44 Jahre junge Günther Thallinger, derzeitiges Oberhaupt von Allianz Investment Management, zum 1. Januar 2017 den Posten als Kapitalanlagechef.

Erschwerte Rahmenbedingungen
Ein frischer Wind in den zumeist pompösen Zentralen der Versicherungsriesen kann mit Blick auf die aktuellen Rahmenbedingungen nicht schaden. Bekanntlich schraubte die EZB zuletzt den Leitzins auf 0 Prozent zurück, was die Kapitalanlage der Konzerne mächtig erschwert. Vor allem die Lebensversicherer, die bei ihren Abschlüssen eine Garantieverzinsung versprechen, bekommen dies zu spüren. Auf der Suche nach einer langfristigen, lukrativen Rendite setzt die Branche daher vermehrt auf sogenannte Alternative Investments. Darunter fallen beispielsweise Investments in Infrastrukturprojekte oder Beteiligungsfonds. Im Umkehrschluss steigt damit das Risiko für die Unternehmen. Erschwerend hinzu kommen das aktuell turbulente Aktienmarktumfeld sowie die zunehmenden politischen Risiken.

Mit gezielten Produktivitätssteigerungen, Kostensenkungen und neuen Produkten versucht die Branche entgegenzuwirken – mit mehr oder weniger Erfolg. Das heimische Duo Swiss Life und Swiss Re konnte bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das vergangene Jahr positiv überraschen. 2015 verdiente Swiss Life dank der stärkeren Ausrichtung auf rentable Versicherungsverträge und Sparanstrengungen um 7 Prozent mehr. Die Aktionäre sollen 8,50 Schweizer Franken Dividende je Aktie erhalten, 2 Franken mehr als im Jahr zuvor. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 31 Prozent. Damit trägt der grösste Lebensversicherer des Landes seinen erst kürzlich festgelegten neuen Finanzzielen für 2016 bis 2018 Rechnung, welche unter anderem eine höhere Ausschüttungsquote vorsehen.

Grafik 1: Swiss Re vs. Swiss Life vs. Zurich Insurance (fünf Jahre)

Rückversicherer sitzen auf vollen Kassen
SMI-Kollege Swiss Re blickt auf ein noch ertragreicheres Jahr zurück. So legte das Ergebnis dank einer erfolgreichen Wende im Geschäft mit Lebensrückversicherungen um 31 Prozent auf 4,6 Milliarden Franken zu. Schrieb die Sparte ein Jahr zuvor noch Verluste, summierte sich der Gewinn 2015 auf 939 Millionen Franken. In der Kernsparte Sach-Rückversicherung kam es dagegen zu einem Rückgang um rund 16 Prozent auf 3 Milliarden Franken. Ursache dafür waren sinkende Preise und tiefere Kapitalgewinne. Für die Aktionäre hat der scheidende Liès trotzdem noch zwei Geschenke zum Abschied parat: Einerseits wird die reguläre Dividende von 4,25 auf 4,60 Franken erhöht, andererseits wird ein weiteres Aktienrückkaufprogramm von 1 Milliarde Franken gestartet.

Zwar machte auch Konkurrent Münchener Rück mit der Ankündigung einer Rekorddividende sowie einer milliardenschweren Kapitalrückführung auf sich aufmerksam. Allerdings musste der Branchenprimus 2015 einen leichten Rückgang beim Konzerngewinn hinnehmen. Aufgrund des niedrigen Zinsumfelds sowie eines anhaltenden Preiskampfs gehen die Deutschen auch im laufenden Jahr von einem Gewinnrückgang bis auf 2,8 bis 2,3 Milliarden Euro aus. Das wäre deutlich weniger als 2015, als die Münchener Rück noch 3,1 Milliarden Euro erwirtschaftete. Dass sich der Konzern trotzdem so spendabel zeigen kann, liegt an den hohen Kapitalrücklagen aufgrund der zuletzt niedrigen Schäden. Der Schaden-Kosten-Satz reduzierte sich 2015 auf 89,7 Prozent. Bei Swiss Re zeigt sich mit 86 Prozent sogar noch eine niedrigere Quote. Der kritische Bereich beginnt bei der 100-Prozent-Marke.

Vorsichtig optimistisch in die Zukunft
Die Nummer 1 im klassischen Versicherungsgeschäft konnte den niedrigen Marktzinsen trotzen und den operativen Gewinn um 4 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro steigern. Die Allianz profitierte dabei von Kursgewinnen, die im Rahmen des Portfoliomanagements entstanden sind. So wurden beispielsweise Obligationen zu höheren als den erwarteten Bewertungen verkauft. Auf die Zinsflaute reagiert die Allianz im Lebensversicherungsgeschäft mit neuen fondsgebundenen Produkten und Policen, deren Garantien begrenzt sind. Angesichts des schwierigen Marktumfelds werden aber auch für die Allianz die Bäume 2016 nicht in den Himmel wachsen. Konzernchef Oliver Bäte bleibt vorsichtig und erwartet ein operatives Ergebnis zwischen 10 und 11 Milliarden Euro, was im Umkehrschluss in etwa einer Stagnation gleichkommt. Der Branchenzweite in Europa, AXA, zeigt sich indes kämpferisch: »Ich denke, dass wir für dieses Marktumfeld gut gerüstet sind«, so Firmenchef Henri de Castries.

An der Börse haben klassische Versicherer wie Allianz und AXA in 2016 bisher das Nachsehen. Während die Valoren seit Silvester auf einem prozentual zweistelligen Verlust sitzen, schaffte die Münchener Rück eine schwarze Null. Zwar zeigt sich bei Swiss Re ebenfalls ein Minus, doch fällt dieses mit 7 Prozent nicht so hoch aus wie der Branchendurchschnitt. Gemessen am STOXX Europe 600 Insurance Index hat der Sektor im laufenden Jahr etwas mehr als ein Zehntel eingebüsst. Einer der schwächsten Titel in dem Barometer ist seit einem Jahr die Aktie von Zurich Insurance. Nicht ohne Grund: Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen und einer dicken Gewinnwarnung Anfang des Jahres verloren Investoren zusehends das Vertrauen. Nun liegt es an dem seit 7. März amtierenden Chef Mario Greco, Zurich wieder zurück in die Wachstumsspur zu bringen. »Wir müssen schnellstmöglich beweisen, dass wir fähig sind, unsere Ziele zu erreichen. Damit gewinnen wir das Vertrauen des Markts zurück«, lautete sein Appell bei Amtsantritt. Wie das Sanierungskonzept im Detail aussieht, ist nicht bekannt, doch eines steht fest: Bereits am 11. August bei der Vorlage des Halbjahresberichts werden Investoren Resultate sehen wollen.

Grafik 2: STOXX Europe 600 Insurance Index vs. STOXX Europe 600 Index (fünf Jahre)

Versicherungskonzerne

Unternehmen

Gewinnwachstum 2016

KGV 2016

Dividendenrendite 2015

Allianz

1,9 %

9,5

4,5 %

AXA

11,0 %

8,8

4,4 %

Baloise

8,9 %

11,1

4,0 %

Generali

8,7 %

7,9

5,5 %

Münchener Rück

–7,7 %

10,4

4,4 %

Swiss Life

4,5 %

9,5

3,1 %

Swiss Re

–24,7 %

9,8

4,6 %

Zurich Insurance

84,9 %

9,9

6,5 %

Stand: 21. März 2016; Quelle: Thomson Reuters

Ausgewählte Produkte auf Versicherungsaktien und -indizes

Warrants

Valor

Basiswert

Typ

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

31428384

AXA

Call

19,00 EUR

14.12.2016

Swiss DOTS

31086139

AXA

Put

25,00 EUR

14.12.2016

Swiss DOTS

31060499

Swiss Re

Call

90,00 CHF

14.12.2016

Swiss DOTS

31060498

Swiss Re

Put

85,00 CHF

14.12.2016

Swiss DOTS

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

29868635

Generali

Bear

18,35 EUR

Swiss DOTS

27836310

Münchener Rück

Bull

155,65 EUR

Swiss DOTS

31573193

Swiss Life

Bull

230,40 CHF

Swiss DOTS

30573621

Swiss Life

Bear

283,28 CHF

Swiss DOTS

31573226

Zurich Insurance

Bull

198,98 CHF

Swiss DOTS

31219684

Zurich Insurance

Bear

237,38 CHF

Swiss DOTS

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

20886884

Allianz

Long

5

SIX Swiss Exchange

28789740

Münchener Rück

Long

4

Swiss DOTS

28789601

Swiss Life

Long

3

Swiss DOTS

28789658

Swiss Life

Short

–3

Swiss DOTS

24616881

Swiss Re

Long

6

SIX Swiss Exchange

28789616

Swiss Re

Short

–4

Swiss DOTS

28789581

Zurich Insurance

Long

3

Swiss DOTS

28026173

Zurich Insurance

Short

–5

SIX Swiss Exchange

ETF

Valor

Basiswert

Produkt

Gebühren

4561519

STOXX Europe 600 Insurance Index

ETF

0,25 % p.a.

Stand: 21. März 2016; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch (Warrants und Zertifikate) bzw. www.comstage-etf.ch (ETF) zur Verfügung.