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Warrants: Preiseinflussfaktoren und ihre Auswirkungen

Der Preis eines Warrants hängt von vielen Faktoren ab und resultiert aus einer sehr komplexen Berechnung. Zu den Faktoren zählen der Preis des Basiswerts, der Basispreis, die Volatilität, die Restlaufzeit, das aktuelle Zinsniveau sowie je nach Basiswert auch die bis zum Laufzeitende erwarteten Dividendenzahlungen. Bei der Investition in einen Warrant ist es wichtig, sich mit diesen Faktoren im Vorfeld zu beschäftigen.

Preiskomponenten
Der Kurs eines Warrants setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: dem sogenannten inneren Wert und dem Zeitwert. Der Preis des Basiswerts, der Basispreis (Strike) und gegebenenfalls das Bezugsverhältnis sind für den inneren Wert des Warrants ausschlaggebend. Der innere Wert ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Kurs des Basiswerts und dem Basispreis (bei Call Warrants) bzw. der Differenz zwischen dem Basispreis und dem Kurs des Basiswerts (bei Put Warrants), jeweils multipliziert mit dem Bezugsverhältnis. Die zweite Preiskomponente, der Zeitwert, wird von den restlichen Faktoren – der Volatilität, der Restlaufzeit, dem Zinsniveau und eventuell anfallenden Dividenden – beeinflusst. Im Allgemeinen spiegelt der Preis eines Warrants generell die vom Markt bewertete Wahrscheinlichkeit wider, dass der Warrant bei Fälligkeit einen möglichst hohen inneren Wert besitzt. Je grösser demnach die Chance auf einen hohen Auszahlungsbetrag ist, desto höher ist bei ansonsten vergleichbaren Parametern folgerichtig auch der Preis.

Preis des Basiswerts und Basispreis
Da der innere Werte (was dem Wert des Warrants am Laufzeitende entspricht) vom Basiswert und Basispreis abhängt, ist es leicht nachzuvollziehen, wie die beiden Faktoren den Preis eines Warrants beeinflussen. Je höher der Preis des Basiswerts, umso höher der Preis eines Call Warrants, und je höher der Basispreis, umso geringer der Preis eines Call Warrants. Bei einem Put Warrant verhält es sich genau umgekehrt.

Verbleibende Restlaufzeit
Je mehr Zeit bis zur Fälligkeit eines Warrants bleibt, desto grösser ist die Chance, dass sich der Basiswert in die gewünschte Richtung bewegt und dadurch einen höheren inneren Wert aufbaut. Bei ansonsten identischen Rahmenbedingungen werden der Zeitwert und dadurch auch der Preis eines Warrants mit abnehmender Restlaufzeit sinken. In den meisten Fällen ist es so, dass der Zeitwertverlust prozentual gesehen zum Ende der Laufzeit hin überproportional hoch ist.

Volatilität
Bei der Kennzahl der Volatilität, genauer gesagt der impliziten Volatilität, handelt es sich um ein Mass zur Bestimmung der zukünftig erwarteten Schwankungsbreite des Basiswerts. Für jeden Basiswert und die unterschiedlichen Restlaufzeiten kann es dabei unterschiedliche Werte geben, die sich zudem abhängig vom Marktumfeld und der Kursentwicklung laufend verändern können. Grundsätzlich gilt, dass eine steigende Volatilität die Preise von klassischen Warrants (Call und Put) tendenziell verteuert. In einem solchen Szenario rechnen die Marktteilnehmer damit, dass sich der Kurs des Basiswerts stärker bewegt, als dies bislang angenommen wurde. Dadurch steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kurs deutlich in die gewünschte Richtung bewegt und der Warrant einen höheren inneren Wert aufbaut. Im Gegenzug wirkt eine geringere Schwankungserwartung (sinkende Volatilität) bei sonst unveränderten Einflussfaktoren negativ auf den Preis eines Warrants. In der Praxis kann es unter anderem durch eine deutliche Veränderung der Volatilität dazu kommen, dass zum Beispiel der Preis eines Call Warrants stagniert oder sogar an Wert verliert, obwohl der Kurs des Basiswerts gestiegen ist. Der negative Effekt der in diesem Fall dann gesunkenen Volatilität hätte den positiven Effekt des gestiegenen Basiswerts egalisiert oder überkompensiert. Dieses Risiko ist vor allem bei vergleichsweise hohen Volatilitätsniveaus und Call Warrant, die »aus dem Geld« notieren, gegeben.

Auf der anderen Seite kommt es bei stark fallenden Notierungen gerade an den Aktienmärkten oftmals zu einem deutlichen Volatilitätsanstieg, sodass Put Warrants in solchen Phasen in der Regel nicht nur von den fallenden Kursen, sondern zusätzlich auch von dem hier dann positiven Einfluss der impliziten Volatilität profitieren. Bei vergleichsweise hohen Volatilitätsniveaus empfiehlt es sich generell, möglichst weit »im Geld« liegende Warrants zu wählen, weil hier der Einfluss von Volatilitätsveränderungen auf den Preis des Warrants relativ gering ist.

Dividendenerwartungen
Die bis zum Ende der Laufzeit eines Warrants erwarteten Dividendenzahlungen von Unternehmen sind in den klassischen Warrants auf Aktien und ausgewählte Indizes im Kurs eingepreist. Wenn die Aktie im Zuge einer solchen Ausschüttung durch den Dividendenabschlag an Wert verliert, hat das damit in den meisten Fällen keinen Einfluss auf den Preis der Warrants. Kommt es hingegen zu einer Änderung der Dividendenerwartungen, hat dies sehr wohl Auswirkungen auf die Warrants. Wenn ein Unternehmen eine höhere Dividende zahlen will, als dies bislang vom Markt erwartet wurde, wird dementsprechend ein höherer Dividendenabschlag für den Tag nach der Ausschüttung eingepreist, was bei sonst unveränderten Bedingungen sinkende Preise bei Calls und steigende Preise bei Puts zur Folge hat. Veränderungen bei anderen Parametern (zum Beispiel dem Kurs des Basiswerts) durch die Änderung der Dividendenerwartungen können diesen Effekt natürlich verwässern.

Zinsniveau
Auch Veränderungen beim Zinsniveau können sich auf den Preis eines klassischen Warrants auswirken, weil sich dadurch die Finanzierungskosten (bei Calls) bzw. die Zinserträge (bei Puts) des Emittenten entsprechend verbilligen oder verteuern. Höhere Zinsen führen damit tendenziell zu steigenden Preisen bei Call Warrants und zu sinkenden Preisen bei Put Warrants. Untenstehende Tabelle fasst noch einmal anschaulich zusammen, wie sich Veränderungen der verschiedenen Einflussfaktoren auf den Preis von Call und Put Warrants auswirken.

Die wichtigsten Einflussfaktoren und ihre Auswirkungen auf den Preis von Warrants (unter der Annahme, dass alle anderen Einflussfaktoren gleich bleiben)

Bewegung des Einflussfaktors

Call

Put

Basispreis

Basiswert

Volatilität

Restlaufzeit

Zins

Dividende