Commerzbank Analysen

SMI: Bereitmachen für den Endspurt

Häufig bringt das Schlussquartal an der Börse Kursgewinne. Doch ob dies auch für 2016 gilt, ist noch offen. Viele Unsicherheitsfaktoren wie die US-Wahl oder auch die Austrittsverhandlungen von Grossbritannien lasten auf den Märkten. Allerdings gibt es auch Hoffnung: Die Konjunktur in der Schweiz nimmt immer mehr Fahrt auf und die SMI-Mitglieder werfen eine überdurchschnittliche Dividendenrendite ab.

»Schon wieder Oktober?«, dürfte sich so mancher Anleger beim Blick auf den Kalender fragen. Damit sind bereits drei Viertel des Börsenjahres 2016 verstrichen und unter dem Strich steht noch immer ein Verlust. Zum Stichtag 29. September lag der SMI knapp 7 Prozent in den Miesen. Abschreiben müssen Marktteilnehmer das Jahr aber noch nicht. Die kommenden Monate könnten nämlich noch einmal spannend werden.

Schweizer Wirtschaft zieht an
Für eine positive Grundstimmung sorgte zuletzt die Regierung, als sie ihre Konjunkturprognose leicht nach oben schraubte. Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO rechnet beim Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr mit einem Plus von 1,5 Prozent (bisher 1,4 Prozent). Vor allem der Aussenhandel, aber auch die Bauinvestitionen sowie der private Konsum kurbeln die Wirtschaft an. Für 2017 wird dann eine Beschleunigung auf 1,8 Prozent erwartet. Demzufolge gehen die Experten also davon aus, dass nach dem gedämpften BIP-Wachstum von 2015 die Schweizer Volkswirtschaft auf einen robusten Wachstumspfad zurückkommen und sich 2016/2017 weitgehend im Gleichschritt mit dem Euroraum entwickeln wird.

Die Makroökonomie bietet dem Aktienmarkt somit ein positives Sentiment. Die Bewertungskennziffern des Markts liefern jedoch unterschiedliche Signale. In Bezug auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis sowie das Kurs-Buchwert-Verhältnis notiert der SMI derzeit über seinem 10-Jahres-Durchschnitt. Auch die Ergebniserwartungen sind zuletzt leicht gesunken. Die Gewinnrevisionen betrugen im August –0,9 Prozent. Ein positives Zeichen sendet dagegen die Dividendenrendite, die mit 3,6 Prozent nicht nur über dem langjährigen Mittel, sondern auch deutlich über dem aktuellen Zinsniveau liegt.

Mit einer derart hohen Verzinsung locken beispielsweise die beiden SMI-Schwergewichte Roche und Novartis. Bei der Kursentwicklung hinken die Pharma-Valoren dem Gesamtmarkt allerdings mit einem Verlust von jeweils rund einem Zehntel hinterher. Spitzenreiter in den ersten drei Quartalen war Geberit mit einem Zuwachs von einem Fünftel. Der aufgrund der Niedrigzinsen entfachte Bauboom spült dem Sanitärhersteller derzeit viel Geld in die Kasse und lässt die Aktie haussieren. Des einen Freud, des anderen Leid. Den Banken setzen die niedrigen Leitsätze nämlich zu und so wundert es nicht, dass überwiegend Vertreter dieser Zunft seit Jahresbeginn auf der Flop-Liste zu finden sind.

Grafik 1: SMI-KGV weiterhin über dem 10-Jahres-Durchschnitt
Grafik 2: SMI – überdurchschnittliche Dividendenrendite

Schafft es der SMI zurück auf Los?
Um eine Jahresendrallye auszurufen, ist es noch zu früh. Vor allem von der weltpolitischen Bühne drohen zahlreiche Störfaktoren. Da wäre als Erstes der Präsidentschaftswahlkampf in den USA, der soeben in seine entscheidende Phase eingetreten ist. Das erste TV-Duell der Widersacher Donald Trump und Hillary Clinton endete mit einem Punktsieg für Clinton. Damit sind die Würfel aber noch nicht gefallen, am 9. und 19. Oktober treffen die beiden noch zwei weitere Male aufeinander, bis am 8. November dann endgültig gewählt wird. Folglich könnte es in den kommenden Wochen – ausgehend von der Wall Street – auch für den SMI holprig werden.

Europa wird dagegen von dem britischen Aussenminister Boris Johnson in Atem gehalten. Die Verhandlungen zu dem EU-Austritt können seiner Ansicht nach wohl erst Anfang 2017 starten. Folglich hängt das Damoklesschwert »Brexit« weiter über den Märkten. Nicht zu vergessen die Notenbanken. So könnte die Fed in diesem Jahr noch die Zinszügel anziehen. Nach der Sitzung Ende September sind die vom Markt implizierten Wahrscheinlichkeiten einer Zinserhöhung für den Dezembertermin auf mehr als 60 Prozent gestiegen. Positives Überraschungspotenzial für die Märkte steckt dagegen möglicherweise in Mario Draghi. Der EZB-Chef könnte auf einer der bevorstehenden Sitzungen entweder die Zinsen weiter senken oder, ganz nach dem Vorbild der Bank of Japan, auf eine neue geldpolitische Lockerungsstrategie umschwenken.

Alles Faktoren, denen sich der SMI nicht entziehen kann. Folglich wird es spannend sein zu verfolgen, ob es die 20 Blue Chips bis Silvester schaffen, wieder den Stand vom Jahresbeginn zu erreichen. Geht es nach dem Analystenkonsens, wird dies dem heimischen Leitindex nicht mehr gelingen. Das durchschnittliche SMI-Kursziel beträgt 8.510 Punkte und liegt damit rund 300 Punkte unter dem Schlusskurs 2015. Allerdings entspricht die Prognose aktuell einem Potenzial von rund 3 Prozent.

Grafik 3: SMI – Tops und Flops in den ersten drei Quartalen