Commerzbank Analysen

Schweizer Aktienmarkt: Verhaltener Rückblick, zuversichtlicher Ausblick

Mit einer kleinen Jahresendrallye versuchte der SMI, den Schaden gegen Jahresende zu begrenzen, für eine positive Rendite reichte es aber nicht mehr. Mit Blick auf das erwartete Wirtschaftswachstum sowie die Gewinnentwicklung der Unternehmen könnte für Anleger 2017 wieder etwas mehr zu holen sein.
  

Wahrlich kein leichtes Börsenjahr liegt hinter Anlegern. Der Blick zurück verrät, dass mit den 20 Blue Chips hierzulande in Summe nichts zu verdienen war. Der SMI konnte sich von seinem kräftigen Taucher Anfang des Jahres nicht mehr gänzlich erholen und endete mit einem Minus von rund 6 Prozent. Damit musste sich der Schweizer Leitindex seinen internationalen Pendants deutlich geschlagen geben. DAX, EURO STOXX 50 und S&P 500 schlossen das Jahr allesamt mit einer positiven Gesamtrendite ab.

Innerhalb des SMI gab es aber auch Gewinner. So legte die Actelion-Aktie erneut einen Sprint aufs Parkett und gewann knapp 60 Prozent an Wert. Die anderen beiden Titel aus der Gesundheitsbranche, Novartis und Roche, zogen den Index dagegen nach unten. Die beiden Dickschiffe mit einem Indexgewicht von zusammen 35 Prozent beendeten das Jahr mit Kursverlusten von rund 15 Prozent.

Die Kleinen stehlen den Grossen die Show
Nicht nur auf internationaler Ebene mussten sich die Grosskonzerne geschlagen geben. Auch auf dem Heimatmarkt hatten die SMI-Mitglieder im Vergleich zu den Mid Caps das Nachsehen. So stieg der SMIM 2016 um 4,4 Prozent. Angeschoben wurde die zweite Börsenreihe unter anderem von den Schwergewichten Partners Group und Sika, die sich beide um rund ein Drittel verteuerten. Apropos teuer: Der Mid-Cap-Index erscheint auf dem jetzigen Niveau alles andere als günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), gemessen an den erwarteten Gewinnen für 2017, beträgt derzeit 22,2 und liegt damit deutlich über dem 10-Jahres-Durchschnitt von 18.

Eine nicht ganz so grosse Diskrepanz zeigt sich beim SMI. Zwar notiert dieser mit einem KGV von 16,2 ebenfalls über dem langfristigen Mittel von 14, allerdings bei weitem nicht so deutlich. Zusätzlich an Attraktivität gewinnt der SMI durch seine hohe Dividendenrendite von derzeit 3,8 Prozent. Einzelne Titel werfen sogar noch höhere Erträge ab. Swisscom stellt eine Rendite von 4,9 Prozent in Aussicht, bei Swiss Re sind es 5,5 Prozent und Zurich Insurance bringt es auf einen Spitzenwert von 6,4 Prozent.

Niedrigzinsumfeld bleibt bestehen
Angesichts der anhaltenden Negativzinspolitik der Schweizer Nationalbank SNB stellen die Ausschüttungen für Anleger also tatsächlich eine sinnvolle Alternative dar. Und dass die Notenbank ihre Leitsätze auch nicht so schnell anheben wird, stellte SNB-Präsident Thomas Jordan auf der letzten Sitzung des Jahres 2016 Mitte Dezember fest: »Unsere Geldpolitik bleibt unverändert expansiv. Sie beruht weiterhin auf den zwei Säulen Negativzins und Interventionsbereitschaft.« Um dabei noch mehr Spielraum zu gewinnen, erhöht die SNB ihre Rückstellungen für ihre Währungsreserven. Pro Jahr sollen diese um 8 Prozent steigen.

Den Schweizer Franken schwächen, um die exportorientierte Wirtschaft zu stützen, ist das erklärte Ziel der Notenbank. Dabei bekommt die SNB derzeit Rückenwind vom US-Dollar. Der Greenback wertete nach der überraschenden Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten um mehr als 6 Prozent auf.

Dies könnte es den Währungshütern auf der anderen Seite erlauben, einen schwächeren Euro zu tolerieren. Ende Dezember wurde bereits das Unterschreiten der Marke von 1,07 beim Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs für mehrere Tage toleriert.

Grafik 1: SMI vs. SMIM

Positive Überraschung möglich
Trotz des immer noch starken Schweizer Frankens schlägt sich die Schweizer Wirtschaft verhältnismässig gut. Das KOF-Konjunkturbarometer wies im November einen Wert von 102,2 auf und signalisierte damit ein anhaltend moderates Wachstum der hiesigen Wirtschaft. Die Konjunkturforschungsstelle geht von einem BIP-Anstieg von 1,6 Prozent für 2016 aus, im laufenden Jahr sollen es sogar 1,8 Prozent werden. Zieht die Weltwirtschaft, unter anderem aufgrund höherer Rohstoffpreise sowie eines Extraschubs durch Donald Trump, stärker als gedacht an, könnte die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate im kommenden Jahr sogar noch etwas stärker zulegen.

Das in Aussicht gestellte billionenschwere Infrastrukturprogramm von Donald Trump ist, wenn es tatsächlich so kommt, ein Segen für die Wirtschaft. Allerdings setzt der neue Präsident auch auf Protektionismus, der die Schweizer Wirtschaft belasten könnte. Die USA sind nach Deutschland der zweitwichtigste Einfuhrmarkt für heimische Exporte. Das Gros dabei entfällt auf Arzneimittel.

Am Markt hält man grössere Importbeschränkungen allerdings für wenig wahrscheinlich. Analysten gehen vielmehr davon aus, dass die Schweizer Unternehmen 2017 ihre Gewinne wieder steigern können und sich dieser Trend auch 2018 fortsetzen wird. Damit könnte die Ergebnisentwicklung im SPI über das 10-Jahres-Hoch von 2006 steigen – und den einzelnen Indizes Rückenwind verleihen.

Grafik 2: Entwicklung SMI-Dividendenrendite
Grafik 3: Top und Flop im SMI 2016