Commerzbank Analysen

In der Herzkammer der globalen Warenströme

Zu Wasser, zu Lande und in der Luft: Die global agierenden Logistikdienstleister sorgen dafür, dass der weltweite Handel möglichst reibungslos abläuft. Wegen des aufgehellten Konjunkturumfelds können sich die Branchenvertreter nicht über einen Mangel an Arbeit beschweren – auch an der Börse ist der Transportsektor gerade stark nachgefragt.

So schnell kann es gehen: Noch vor wenigen Monaten dominierten finstere Krisenszenarien die Berichterstattung zur Eurozone. Vor allem die anstehenden Wahlen in den Niederlanden und Frankreich galten Anfang Jahr als echte Bewährungsprobe für die Währungsgemeinschaft. Bekanntlich kam es anders. In keinem der beiden Länder konnten sich die Rechtspopulisten durchsetzen. Mit Emmanuel Macron zog sogar ein expliziter Befürworter der Staatenunion in den Elysée-Palast ein. »Europa ist das Instrument unserer Stärke und unserer Souveränität«, sagte Frankreichs neuer Staatspräsident bei seiner Antrittsrede. Deutlich aufgehellt hat sich nicht nur der politische Himmel über dem alten Kontinent. Auch die lange Zeit scheinbar dahinsiechende Wirtschaft nahm Fahrt auf. Im April erreichten die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor den höchsten Stand seit sechs Jahren. In der Schweiz zeigt sich ein ähnliches Bild: Mit 57,4 Zählern lag der viel beachtete Indikator im April deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. »Ein Grund für die gute Stimmung ist eine weltweit stärkere Nachfrage«, erklärt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, die jüngste Entwicklung auf dem alten Kontinent.

Erhöhter Warenumschlag
Zu den unmittelbaren Nutzniessern des Aufschwungs zählt die Logistikbranche. In den vergangenen Jahren prägten Überkapazitäten und fallende Preise den Sektor. Doch nun herrscht an den Containerterminals wieder mehr Betrieb. So werden 90 Prozent der weltweit produzierten Waren in den standardisierten Boxen aus Stahl transportiert. Der dänische Branchenkrösus Maersk rechnet damit, dass die Containernachfrage im laufenden Jahr um bis zu 4 Prozent zunimmt. Zum Vergleich: 2016 lag das Wachstum zwischen 1,5 und 2 Prozent. Folgerichtig haben sich die Charterraten kräftig erholt. Beispielsweise legte der HARPEX im bisherigen Jahresverlauf um mehr als die Hälfte zu (siehe Grafik 1). Der vom Broker Harper Petersen wöchentlich berechnete Index fasst die Entwicklung der Containermietpreise in verschiedenen Schiffsklassen zusammen.

Grafik 1: Containermietpreise machen Boden gut

Während diese viel beachtete Benchmark noch deutlich unter ihren historischen Höchstwerten notiert, erleben einige Aktien des Logistiksektors momentan eine regelrechte Rekordjagd. Das gilt auch und gerade für den bekanntesten Branchenvertreter aus der Schweiz: Kühne + Nagel hat gerade eine rund zwei Jahre während Seitwärtsbewegung nach oben aufgelöst (siehe Grafik 2). Mit mehr als 18 Milliarden Schweizer Franken bringt der Konzern aus Schindellegi nun soviel auf die Börsenwaage wie nie zuvor. Auch operativ läuft es für das Unternehmen: In der Seefracht – in diesem Segment ist Kühne + Nagel weltweit führend – nahmen die transportierten Volumen im ersten Quartal 2017 um 9 Prozent zu. Damit legte die Sparte doppelt so stark zu wie der Weltmarkt. Allerdings konnte die Profitabilität nicht Schritt halten. Das als Konversionsmarge bezeichnete Verhältnis von operativem Ergebnis (EBIT) zu Rohertrag gab gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 3 Prozentpunkte auf 27,6 Prozent nach.

Grafik 2: Wertentwicklung Kühne + Nagel

Kühne + Nagel: Neue Aufträge in der Kontraktlogistik
Hier kommen die gestiegenen Frachtkosten zum Ausdruck. Wegen bestehender Verträge kann das Unternehmen die höheren Raten nicht sofort an die Kundschaft weitergeben. Allerdings rechnet das Management mit einer Entspannung. »Ich möchte noch nicht Entwarnung geben, aber für das Ende des zweiten Quartals zeichnet sich eine Stabilisierung bei den Margen ab«, sagte CFO Markus Blanka-Graff im Rahmen der Zahlenvorlage. Während das Ergebnis in der Luftfracht ebenfalls nachgab, ist Kühne + Nagel im Landverkehr sowie bei der Kontraktlogistik Anfang Jahr profitabel gewachsen. Letztgenannte Sparte lässt überdies mit einer Reihe von Vertragsabschlüssen aufhorchen. Beispielsweise beauftragte die Spielzeugkette Toys“R“Us das Unternehmen mit dem Betrieb eines Logistikzentrums in Peking. Von dort aus wird Kühne + Nagel über einen Zeitraum von vier Jahren 45 Läden des US-Konzerns in Nordchina beliefern. Laut einer Medienmitteilung sollen an dem Distributions-Standort Jahr für Jahr nahezu eine halbe Million Produkte umgeschlagen werden. Nur eine Woche nach diesem Deal gab Kühne + Nagel den Ausbau der globalen Zusammenarbeit mit GlaxoSmithKline bekannt. Für den Healthcare-Konzern übernimmt der Dienstleister zusätzlich den Strassentransport von Konsum- und Gesundheitsprodukten in Grossbritannien.

Deutsche Post: Fokus auf den Online-Handel
Das Mass aller Dinge ist auf dem Gebiet der Kontraktlogistik die Deutsche Post. 2015 brachte es der ehemalige Staatskonzern in diesem rund 170 Milliarden Schweizer Franken schweren Markt nach eigenen Angaben auf einen Anteil von 7,6 Prozent. Der Trend zur Auslagerung in der Lagerhaltung und Warenverteilung – der Fachjargon spricht hier vom Supply-Chain-Management – ist ungebrochen. Die Deutsche Post erwartet auf dem globalen Markt für Kontraktlogistik ein kontinuierliches Wachstum von rund 5 Prozent. Das meiste Geld verdient der DAX-Konzern allerdings im Paket- und Expressgeschäft. Hier profitiert das Unternehmen vom E-Commerce-Boom – immer mehr Menschen kaufen über das Internet Waren ein, die der Dienstleister dann an die Haustüre liefert. 2016 steigerte das Unternehmen die Zahl der in Deutschland beförderten Pakete um 9,3 Prozent auf die Rekordmenge von mehr als 1,2 Milliarden Stück. Geht es nach CEO Frank Appel, soll die Post Weltmarktführer der Logistik im boomenden Online-Handel werden. »E-Commerce wächst global – und wir bauen unser Netz für Pakete aus«, sagte er an der jüngsten Generalversammlung. Der Topmanager nutzte den Anlass auch, um einen speziellen Auftrag bekannt zu geben: Für den Internethändler Amazon wird die Deutsche Post frische Lebensmittel ausliefern. Obwohl die Bonner im Frachtgeschäft mit ähnlichen Margenproblemen wie Kühne + Nagel zu kämpfen haben, stellt Appel für 2017 beim Konzern-EBIT einen weiteren Rekord in Aussicht. Die Börse spendet Applaus: Anfang Mai markierte die Post-Aktie ein Allzeithoch.

Hier kann Panalpina nicht Schritt halten. Vielmehr tritt der Aktienkurs des Basler Logistikkonzerns per Saldo seit rund drei Jahren auf der Stelle. 2016 musste das Unternehmen einen EBIT-Rückgang hinnehmen. Die Seefracht rutschte sogar in die roten Zahlen. Im ersten Quartal des laufenden Jahres gab der Gewinn zwar ein weiteres Mal nach, allerdings landete Panalpina mit dem Zwischenbericht im Rahmen der Erwartungen. Zudem verzeichnete das Unternehmen in der See- und Luftfracht über dem Marktdurchschnitt liegende Volumenzuwächse. Angesichts der steigenden Preise erwartet Konzernchef Stefan Karlen auch beim Ertragsmanagement Fortschritte. »Eine unserer wichtigsten Prioritäten ist es natürlich, in der Seefracht wieder profitabel zu werden«, betont der CEO.

Panalpina: Frische Ware aus Afrika
Dem hohen Kassenbestand konnte die operative Delle nichts anhaben. Im ersten Quartal nahmen die Barmittel sogar leicht auf 400 Millionen Schweizer Franken zu. Panalpina verfügt also über die finanzielle Schlagkraft, um bei der Konsolidierung des Logistiksektors eine aktive Rolle zu übernehmen. Tatsächlich meldeten die Basler Anfang Mai zwei Übernahmen: Neben dem dänischen Transport- und Logistikspezialisten Carelog kaufte das Unternehmen in Kenia die auf den Export von Blumen und Gemüse spezialisierte Gesellschaft Air Connection. Stefan Karlen zufolge stärkt diese Akquisition das globale Netzwerk des Konzerns für den Transport verderblicher Ware. Bisher kamen die von Panalpina durchgeführten Blumenlieferungen aus Kenia vor allem in den Auktionshallen von Amsterdam an, von wo aus sie weiterverteilt wurden. Die neue Tochter ist dagegen auf den Direktvertrieb zu den Abnehmern spezialisiert. Unter anderem weil die transportierten Produkte frischer an ihrem Zielort ankommen, geht der Trend in diesem Geschäft dem Unternehmen zufolge klar in diese Richtung.

Jetzt müssen die Konsumenten in Europa bei Gemüse, Gewürzen und Schnittblumen aus Afrika nur noch kräftig zugreifen, damit die Geschäfte von Panalpina noch mehr Fahrt aufnehmen. Angesichts der konjunkturellen Aufbruchstimmung sollten die Chancen dafür so schlecht nicht stehen.

Globaler Logistikmarkt – die grossen Spieler

Luftfracht 2015: Top 4

Unternehmen

Transportierte Warenmenge (in Tausend Tonnen)

DHL

2.109

Kühne + Nagel

1.250

DB Schenker

1.128

Panalpina

836

Quelle: Deutsche Post, Geschäftsbericht 2016

Seefracht 2015: Top 4

Unternehmen

Transportierte Warenmenge (in Tausend TEU*)

Kühne + Nagel

3.820

DHL

2.930

DB Schenker

1.942

Panalpina

1.594

*Twenty-foot Equivalent Unit (20-Fuss-Container-Einheit)
Quelle: Deutsche Post, Geschäftsbericht 2016

Kontraktlogistik 2015: Top 5

Unternehmen

Marktanteil (in Prozent)

DHL

7,6 %

XPO Logistics

2,5 %

Kühne + Nagel

2,2 %

Ceva

1,8 %

Hitachi

1,6 %

Quelle: Deutsche Post, Geschäftsbericht 2016

Anlageidee: Zertifikate auf Logistikaktien

BEST Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

35008348

Deutsche Post

Bull

28,3509 EUR

Swiss DOTS

33504475

Deutsche Post

Bear

37,2579 EUR

Swiss DOTS

36505880

Kühne + Nagel

Bull

138,9615 CHF

Swiss DOTS

33302833

Kühne + Nagel

Bull

119,1430 CHF

Swiss DOTS

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

34591518

Deutsche Post

Bull

27,3300 EUR

Swiss DOTS

27816152

Deutsche Post

Bear

35,3200 EUR

Swiss DOTS

36635797

Kühne + Nagel

Bull

146,7250 CHF

Swiss DOTS

28001118

Kühne + Nagel

Bull

116,2050 CHF

Swiss DOTS

35087648

Moeller Maersk

Bull

10.136,1600 DKK

Swiss DOTS

35087651

Moeller Maersk

Bear

14.607,7400 DKK

Swiss DOTS

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

20886890

Deutsche Post

Long

5

SIX Swiss Exchange

33365181

Deutsche Post

Short

–5

SIX Swiss Exchange

33857523

Kühne + Nagel

Long

3

Swiss DOTS

33857557

Kühne + Nagel

Short

–3

Swiss DOTS

33857528

Panalpina

Long

3

Swiss DOTS

33857562

Panalpina

Short

–3

Swiss DOTS

33278430

Panalpina

Long

3

SIX Swiss Exchange

33278464

Panalpina

Short

–3

SIX Swiss Exchange

Stand: 23. Mai 2017; Quelle: Commerzbank

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch zur Verfügung.