Commerzbank Analysen

Bei den Mid Caps wird die Luft allmählich dünner

Positives Konjunkturumfeld, einzigartige Geschäftsmodelle – dieser Mix führte den SMIM im ersten Semester nicht nur auf neue Bestmarken. Zudem fuhren die 30 Mid Caps eine stattliche Outperformance gegenüber dem SMI ein. Gleichwohl ist mit den Kursen die Bewertung des SMIM deutlich angeschwollen. Daher könnte es für den Index schwer werden, das jüngste Tempo zu halten.

Der Begriff »Outperformer« zählt zu den Reizwörtern der Geldanlage. Sobald er im persönlichen Gespräch, in Studien oder in der allgemeinen Börsenberichterstattung fällt, horchen Investoren auf. Schliesslich steht dieser Anglizismus dafür, dass eine bestimmte Anlage eine Überrendite gegenüber dem breiten Markt respektive einer bestimmten Benchmark erzielen konnte. An der Schweizer Börse haftet seit Jahren vor allem mittelgross kapitalisierten Gesellschaften das Prädikat »Outperformer« an. Ein Blick auf den SMI Mid, kurz SMIM, unterstreicht diese These. Der mit den 30 grössten nicht im SMI enthaltenen Mid Caps bestückte Gradmesser läuft sowohl dem Leitindex als auch der Gesamtmarktbenchmark SPI seit Jahren davon (siehe Grafik 1).

Grafik 1: SMIM versus SMI versus SPI

Indexiert: 29. Juni 2012 = 100

Eine besondere Mischung
Im ersten Semester 2017 konnte der SMIM seinen Vorsprung sogar ausbauen. Während die Mid Cap-Auswahl um 18 Prozent zulegte, kamen SMI und SPI um ein Zehntel respektive um 15 Prozent voran. In der starken Zwischenbilanz kommt die in der zweiten Börsenreihe geballt anzutreffende Qualität zum Vorschein. Der SMIM ist mit Unternehmen gespickt, die zwar weniger bekannt sind als die Grosskonzerne aus dem Leitindex. Allerdings verfolgen sie vielfach einzigartige Geschäftsmodelle und zählen in ihrem jeweiligen Markt zu den weltweit führenden Anbietern.

In diesem Zusammenhang ist häufig von den »Hidden Champions« die Rede. Angesichts der globalen Ausrichtung spielt den Mid Caps zudem die jüngste konjunkturelle Aufbruchstimmung in die Hände – sei es in der Eurozone, den USA oder auf dem Gebiet der Emerging Markets: Rund um den Globus sprechen die gängigen Indikatoren für ein solides Wachstum.

Die Aussicht auf einen starken Geschäftsgang dürfte hauptverantwortlich dafür sein, dass ams im ersten Semester aus den 30 SMIM-Mitgliedern herausragt. Bei dem in Österreich beheimateten und an der SIX kotierten Technologieunternehmen dehnte sich der Börsenwert gegenüber dem Jahresende 2016 um satte 130 Prozent aus (siehe Tabelle 1). ams ist auf optische Sensoren spezialisiert und dabei unter anderem auf der Lieferantenliste von Apple zu finden. Insofern gilt auch die für den Herbst erwartete Einführung des iPhone 8 als ein Kurstreiber. Egal ob Smartphone, Tablet, klassischer PC oder Spielkonsole – die Begeisterung der Konsumenten für die neuesten Geräte schiebt auch die Geschäfte von Logitech an. Der Zubehörhersteller findet sich im aktuellen SMIM-Performanceranking auf dem zweiten Platz. Knapp dahinter folgt Straumann. Der Dentalimplantat-Hersteller punktete mit starken Quartalszahlen. Von Januar bis März verbuchte das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 20 Prozent auf rekordhohe 266,3 Millionen Schweizer Franken. Nach dem starken Jahresauftakt erhöhte das Management die Prognose für 2017.

Tabelle 1: Top-Performer SMIM (1. Semester 2017)

Unternehmen

Kursentwicklung seit 30. Dezember 2016

ams

130,3 %

Straumann

40,9 %

Logitech

40,2 %

EMS-Chemie

33,1 %

Sonova

32,0 %

Stand: Juni 2017; Quelle: Commerzbank

Backwarenhersteller am Tabellenende
Enttäuscht reagierten die Investoren dagegen auf den jüngsten Zwischenbericht von Aryzta. Dabei hatte der Backwarenspezialist im Zeitraum Februar bis April 2017 den Umsatzschwund der vorangegangenen beiden Quartale stoppen können. Allerdings gab der irisch-schweizerische Konzern keine Prognose für die Geschäftsperiode 2016/2017 (per 31. Juli) ab. In einer Medienmitteilung erklärten die Verantwortlichen unter Verweis auf den laufenden Umbau in der Führungsetage sogar, dass frühere Vorhersagen nicht mehr verlässlich seien. Bereits im Januar hatte das Lebensmittelunternehmen die Märkte mit einer Gewinnwarnung geschockt. Obwohl sich der Aktienkurs leicht von dem auf diese News folgenden Absturz erholen konnte, war Aryzta im ersten Semester der schwächste SMIM-Titel (siehe Tabelle 2). Angesichts des grossen Abstands auf den Vorletzten des Rankings, Vifor Pharma, braucht es im weiteren Jahresverlauf einen starken Rebound, um die rote Laterne abzugeben.

Tabelle 2: Flop-Performer SMIM (1. Semester 2017)

Unternehmen

Kursentwicklung seit 30. Dezember 2016

Swiss Prime Site

4,7 %

PSP

1,8 %

Helvetia Holding

0,1 %

Vifor Pharma

–5,2 %

Aryzta

–28,2 %

Stand: Juni 2017; Quelle: Commerzbank

Bewertung auf stattlichem Niveau
Bereits die kommenden Wochen könnten wichtige Hinweise liefern, wie es mit dem Index als Ganzes weitergeht. Zahlreiche Mitglieder präsentieren ihre Semesterberichte, Schwergewicht Partners Group macht den Anfang. Der Vermögensverwalter legt am 13. Juli allerdings lediglich die Assets under Management offen – detaillierte Ergebnisse folgen im September.

Für den SMIM sind die anstehenden Resultate gerade deswegen von besonderer Brisanz, weil der Index ein stattliches Bewertungsniveau erreicht hat. Auf Basis der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Ergebnisse ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Zuge der jüngsten Hausse auf knapp 24 angeschwollen. Damit bewegt sich diese viel beachtete Kennzahl rund 40 Prozent über dem 10-Jahres-Durchschnitt. Gleichzeitig zeigt der SMIM gegenüber dem SMI einen hohen Bewertungsaufschlag von mehr als einem Drittel. Neben diesem Umstand könnte die Charttechnik dafür sorgen, dass die 30 Mid Caps eine langsamere Gangart einschlagen. Bei 2.400 Punkten verläuft eine markante horizontale Widerstandslinie. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass der SMIM diese Hürde aus dem Weg räumt. Gleichwohl könnte das Signalwort »Outperformer« in Bezug auf die zweite Börsenreihe bis auf Weiteres seltener fallen.