Commerzbank Analysen

Viele Metallmärkte in diesem Jahr nicht ausreichend versorgt

Laut Einschätzung der International Study Groups weisen fast alle betrachteten Metallmärkte auch in diesem Jahr ein Angebotsdefizit auf. Dies rechtfertigt unseres Erachtens später wieder höhere Preise. Kurzfristig gehen wir aber von einer Fortsetzung der seit etwa über zwei Monaten andauernden Korrekturbewegung aus. Denn noch ist die spekulative Übertreibung nicht überall komplett abgebaut.

Die Angebotslage hat sich an den meisten Metallmärkten zuletzt wieder entspannt. Da sich die Minenproduktion von den durch Streiks oder politische Einflüsse erzwungenen oder von den durch zuvor niedrige Preise veranlassten freiwilligen Kürzungen erholt, wird die Raffinadeproduktion weiter ausgeweitet. Dies reicht laut Einschätzung der verschiedenen International Study Groups aber nicht aus, um die Märkte auch bis Jahresende ausreichend zu versorgen. Unter dem Strich wird es daher bei Kupfer, Nickel und Zink 2017 weitere Angebotsdefizite geben. Wir werfen einen detaillierteren Blick auf die Ergebnisse der Frühjahrstagungen der International Study Groups von Ende April.

Die International Copper Study Group (ICSG) hat auf ihrer Sitzung ihre bisherigen Prognosen abermals über den Haufen geworfen und geht nun von andauernden Angebotsdefiziten am globalen Kupfermarkt aus (Grafik 1). Demnach soll in diesem Jahr das Angebot um 147.000 Tonnen hinter der Nachfrage zurückbleiben und das Defizit im nächsten Jahr auf 170.000 Tonnen anwachsen. Nach Lesart der ICSG wäre der Kupfermarkt 2018 damit das neunte Jahr in Folge nicht ausreichend versorgt. Auf ihrer Herbsttagung im Oktober ging der Branchenverband für 2017 noch von einem Angebotsüberschuss in Höhe von 163.000 Tonnen aus.

Grafik 1: Kupfermarkt doch mit weiteren Angebotsdefiziten

Angebot minus Nachfrage

Die Gründe für die Neueinschätzung der Marktbilanz liegen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. So wurde die Kupferminenproduktion im ersten Quartal durch die Streiks in grossen Minen in Chile und Peru sowie politisch bedingt in Indonesien stark beeinträchtigt. Die verlorene Produktion kann laut ICSG im weiteren Jahresverlauf auch nicht mehr aufgeholt werden, sodass die Minenproduktion in diesem Jahr rückläufig sein dürfte. Auch im nächsten Jahr soll sie nochmals zurückgehen. Zudem wird sich die Inbetriebnahme neuer grosser Projekte wie zum Beispiel in Peru im letzten Jahr 2017 und 2018 nicht wiederholen. Der Kupferpreis ist unseres Erachtens darüber hinaus nicht hoch genug, damit umfangreiche Investitionen in neue grosse Projekte getätigt werden. Die geringere Verfügbarkeit von Kupferkonzentrat schlägt sich auch in der Produktion von Kupferraffinade nieder, die nach den neuesten Einschätzungen der ICSG 2017 um weniger als 2 Prozent wachsen soll. Im Jahr 2018 soll die Dynamik sogar noch nachlassen. Grösster Wachstumstreiber bleibt China aufgrund der Ausweitung von Schmelzkapazitäten.

Das erwartete Nachfragewachstum wurde von der ICSG dagegen im Vergleich zur Herbstsitzung deutlich nach oben revidiert. Die Nachfrage soll 2017 nun um 2,0 Prozent und 2018 um 1,8 Prozent zulegen (bisher +1,5 Prozent und +1,0 Prozent). Die Hauptrolle spielen dabei China und Indien, wo umfangreiche Infrastrukturmassnahmen ergriffen werden. Aufgrund der besseren Entwicklung der Weltwirtschaft soll die Kupfernachfrage aber auch in vielen anderen Ländern und Regionen zunehmen.

Das anhaltende Angebotsdefizit rechtfertigt unseres Erachtens mittel- bis langfristig höhere Kupferpreise. Allerdings ist die spekulative Übertreibung, die sich zwischen Mitte Oktober und Anfang Februar aufgebaut hatte, unserer Meinung nach noch nicht wieder vollständig ausgepreist. Kurzfristig sehen wir daher weiteres Korrekturpotenzial.

Die International Nickel Study Group (INSG) hat ihre Einschätzung zur Lage am globalen Nickelmarkt zwar ebenfalls angepasst, sie erwartet für 2017 aber nach wie vor ein Angebotsdefizit (Grafik 2). Dieses soll mit 40.000 Tonnen genauso hoch ausfallen wie im letzten Jahr, aber geringer als zuvor prognostiziert (66.000 Tonnen). Die INSG nahm ihre Prognoserevision im Wesentlichen aus zwei Gründen vor: Sie sieht eine höhere Nickelroheisenproduktion (Nickel Pig Iron, NPI) in China und Indonesien, wodurch das weltweite Nickelangebot ausgeweitet wird und erstmals über der Marke von 2 Millionen Tonnen liegen soll. Nach der Lockerung des Exportverbots unbehandelter Erze in Indonesien im Januar sollte den chinesischen NPI-Produzenten wieder mehr Rohmaterial zur Verarbeitung zur Verfügung stehen. Wegen des Hochfahrens neuer Projekte wird auch in Indonesien selbst mehr Nickelroheisen produziert. Das Absetzen der höchst umstrittenen Umweltministerin auf den Philippinen Anfang Mai und die daraus resultierenden möglichen Erleichterungen für die dortige Minenindustrie sind in den INSG-Zahlen noch nicht berücksichtigt.

Grafik 2: Auch der Nickelmarkt bleibt im Angebotsdefizit

Angebot minus Nachfrage

Der andere Grund für das geringer erwartete Angebotsdefizit liegt in der nachlassenden Dynamik der Edelstahlproduktion, wodurch die Nickelnachfrage weniger stark zunimmt. Zwar schätzt das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS, dass in diesem Jahr rund 47,5 Millionen Tonnen Edelstahl weltweit produziert werden, was abermals einen Rekordwert darstellen würde. Im Jahresvergleich entspräche dies aber nur noch einem Anstieg um 3,7 Prozent, nach +10,2 Prozent im letzten Jahr. Das Wachstum der globalen Nickelnachfrage soll sich 2017 daher laut INSG auf 4,1 Prozent fast halbieren.

Die INSG könnte mit ihrer Einschätzung zur Marktlage unseres Erachtens noch etwas zu pessimistisch sein. Nach der Lockerung des Exportverbots unbehandelter Erze in Indonesien und der politischen Wende auf den Philippinen sehen wir den globalen Nickelmarkt wieder besser versorgt. Dies dürfte einem nachhaltigen deutlichen Anstieg des Nickelpreises entgegenstehen. Der aktuelle Preis sollte aber auch bereits ein höheres Angebot ausreichend reflektieren.

Für den globalen Zinkmarkt erwartet die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) für 2017 ein Angebotsdefizit von 220.000 Tonnen (Grafik 3). Dieses liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres und wurde im Vergleich zur Herbstsitzung nur wenig nach unten revidiert. Der Zinkmarkt wäre damit zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren deutlich unterversorgt. Die Zinkminenproduktion soll in diesem Jahr wieder deutlich zulegen und sich damit vom kräftigen Rückgang im letzten Jahr spürbar erholen. Viele Minenunternehmen hatten ihre Produktion 2016 wegen der damals niedrigen Preise gekürzt. Die Produktion von Zinkraffinade soll in diesem Jahr um 2,6 Prozent ausgeweitet werden und erstmals die Marke von 14 Millionen Tonnen übertreffen. Hauptverantwortlich hierfür sind China und Indien. Die chinesischen Zinkschmelzer hatten schon im ersten Quartal eine rekordhohe Menge Zink produziert und im April ebenfalls viel Zink hergestellt. Aufgrund zuletzt hoher Importe von Zinkkonzentrat steht den Schmelzen offenbar genug Rohmaterial zur Verfügung. In Indien, einem der grössten Zinkproduzenten der Welt, steht ebenfalls wieder mehr Zinkkonzentrat zur Verfügung. Denn in der dort beheimateten weltweit grössten Zinkmine wurde der Übergang zum Untertagebau abgeschlossen, sodass dort die Produktion wieder hochgefahren werden kann.

Grafik 3: Zinkmarkt mit zweitem grossen Angebotsdefizit in Folge

Angebot minus Nachfrage

Die globale Zinknachfrage soll laut ILZSG ebenfalls um 2,6 Prozent zulegen. Auch hier wird das Niveau von 14 Millionen Tonnen zum ersten Mal deutlich überschritten. Wie auf der Angebotsseite sind auch bei der Nachfrage China und Indien die Haupttreiber. Daneben soll sich die Nachfrage in den USA nach einem deutlichen Rückgang im Vorjahr erholen.

Ähnlich wie bei Kupfer sehen wir auch bei Zink die Korrektur nach dem starken Preisanstieg zuvor noch nicht abgeschlossen. Kurzfristig gehen wir daher von niedrigeren Preisen aus. Mittel- bis langfristig rechtfertigt das Angebotsdefizit aber wieder höhere Preise.

Der globale Aluminiummarkt bleibt ausgehend von China unseres Erachtens gut versorgt. Gemäss Daten des Nationalen Statistikbüros hat die chinesische Aluminiumproduktion im April das höchste Niveau für diesen Monat überhaupt erreicht. Nach den ersten vier Monaten des Jahres lag die Produktion dort etwa 10 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dies hat bereits zu wieder anziehenden chinesischen Exporten von Aluminium und Aluminiumprodukten geführt (Grafik 4). Trotz des sich mehrenden Widerstands in verschiedenen Ländern gegen die Exportflut Chinas wird China wohl versuchen, weiterhin grosse Mengen Aluminium und Aluminiumprodukte zu exportieren. Wir halten daher nach wie vor eine deutliche Korrektur des Aluminiumpreises für notwendig.

Grafik 4: Weiterhin hohes Aluminiumangebot aus China

Monatliche Produktion und Exporte

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KU4SCB

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34964136

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Kupfer Future

Bull

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2.0286/2.0735

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35588967

Kupfer Future

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5,40

3.2156/3.1470

Open End

5,087/5,116 CHF

Stand: 3. Juli 2017; Quelle: Commerzbank

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