Titelthema

Sieg oder Niederlage: Wie geht es weiter an der Börse?

Ein Blick auf die Agenda für das erste Halbjahr verrät, dass es kaum spannender hätte sein können. Doch gemessen an der Stärke der Kursschwankungen überstanden die Aktienmärkte die ersten sechs Monaten erstaunlich ruhig. Auch der Blick nach vorne fällt nicht unbedingt sorglos aus: Eine Reihe von Faktoren, wie beispielsweise weitere Wahlen in Europa sowie wichtige Notenbank-Entscheidungen, werden die Kapitalmärkte in ihren Bann ziehen. Gut möglich, dass die zweite Hälfte mit einer höheren Volatilität einhergeht. Als Anlagelösungen bieten sich somit Long- wie auch Short-Produkte an.

»Ein Spiel dauert 90 Minuten«, lautet eine häufig verwendete Fussball-Weisheit. Auch im Beachvolleyball ist der erste von drei Sätzen noch nicht spielentscheidend. Im ewigen Wettkampf zwischen Bullen und Bären ist nach der ersten Jahreshälfte noch längst nichts verloren. Erst die kommenden Monate entscheiden tatsächlich über Sieg oder Niederlage.

Ein Blick zurück auf die vergangenen Jahre zeigt, dass – zumindest statistisch – im zweiten Halbjahr einiges Potenzial steckt. Seit 2010 schnitt der SMI im Zeitraum Juli bis Dezember in sechs von sieben Fällen besser ab als in der Periode von Januar bis Juni. Ebenfalls sechs Mal wurde die zweite Jahreshälfte mit einem Plus beendet. Dabei spielte es keine Rolle, ob zuvor ein Minus oder Plus stand. Beispielsweise folgte 2010 und 2016 nach einer klar negativen Tendenz in der ersten Hälfte ein Plus (siehe Grafik 1).

Grafik 1: SMI-Performancevergleich Halbjahr

Steigende Kurse trotz Unsicherheiten
Im laufenden Jahr liegen die Bullen nach sechs Monaten in Führung. Knapp ein Zehntel avancierte der SMI bislang in 2017 und konnte damit internationale Pendants wie den EURO STOXX 50 oder den S&P 500 hinter sich lassen. Allerdings dürfen sich auch diese Barometer über deutliche Kurszuwächse von rund 8 Prozent freuen. Die gute Performance überrascht insofern, als mit den vielen Wahlen in Europa, dem neuen US-Präsidenten Donald Trump sowie der konjunkturellen Lage in China jede Menge Unsicherheitsfaktoren die erste Zeit dieses Jahres bestimmten.

Aus europäischer Sicht standen insbesondere die beiden Urnengänge in den Niederlanden und Frankreich im Fokus. Umfragen zufolge waren im Vorfeld der Abstimmungen die Euro-Skeptiker auf dem Vormarsch. Doch haben sich die Befürchtungen nicht bewahrheitet. Bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden konnten die bürgerlichen Parteien ihre Mehrheit behaupten. Noch viel bedeutender war die Präsidentschaftswahl in Frankreich, bei der sich der Pro-Europäer Emmanuel Macron klar durchsetzen konnte.

In Übersee hat derweil die Euphorie um das neue Staatsoberhaupt Trump abgenommen. Schnellten in den ersten Monaten nach der Wahl die meisten Frühindikatoren in den USA nach oben, so fielen die »harten« Konjunkturdaten dagegen eher verhalten aus. Zu Beginn des Jahres betrug die annualisierte Wachstumsrate lediglich 1,2 Prozent. Hinzu kommt, dass sich zuletzt auch einige Frühindikatoren wieder etwas abgeschwächt haben, nachdem der charismatische Präsident bislang kaum etwas von seinen wirtschaftspolitischen Vorstellungen durchsetzen konnte. Vielmehr muss sich Trump mit einer Reihe von Skandalen um seine eigene Person auseinandersetzen.

Sorgen, dass China als Schrittmacher für die Weltkonjunktur stärker aus dem Tritt kommen könnte, dominierten dagegen die Schlagzeilen aus Asien. Prozentual zweistellige Wachstumsraten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP), wie sie im Jahr 2010 noch ausgewiesen wurden, gehören längst der Vergangenheit an. Sogar das einst ausgegebene Langfristziel der Regierung in Peking von 7 Prozent wurde mittlerweile unterschritten. Das chinesische BIP legte 2016 »nur« noch um 6,7 Prozent zu. Das ist zwar das geringste Wachstum der vergangenen 25 Jahre, dennoch fällt die Expansion im Reich der Mitte immer noch mehr als doppelt so hoch aus wie in den westlichen Industrienationen. Und der Trend zeigt wieder nach oben: In den vergangenen beiden Quartalen hat sich das Wirtschaftswachstum leicht beschleunigt. Im vierten Quartal 2016 betrug es 6,8 Prozent, beim Jahresauftakt 2017 waren es dann sogar 6,9 Prozent. Diese Entwicklung zeigt, dass die konjunkturelle Dynamik hoch bleibt und sogar wieder etwas zunimmt. Positiv kommt hinzu, dass die Gewinne der chinesischen Industriekonzerne seit dem Frühjahr 2016 wieder steigen, nachdem sie das Jahr zuvor stagnierten respektive sogar leicht gesunken sind.

Europa: Mehr Hoffen als Bangen
In Summe führten die global abnehmenden Risiken zu einer starken ersten Hälfte an den internationalen Kapitalmärkten. Stellt sich nun die Frage, was Anleger in den kommenden Monaten zu erwarten haben. In hiesigen Breitengraden stehen erneut wichtige Wahlen auf dem Programm, allen voran in der grössten Volkswirtschaft Europas. Am 24. September wird in Deutschland eine neue Regierung gewählt. Hier muss allerdings nicht befürchtet werden, dass die Euro-Gegner das Rennen machen werden. Umfragen zufolge kommt die bislang stärkste Partei CDU/CSU unter der Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel weiterhin auf eine Mehrheit von 40 Prozent.

Anders sieht es dagegen in Italien aus. Hier könnte es zeitgleich ebenfalls zu Neuwahlen kommen. Formal gesehen müssen diese erst bis zum Mai 2018 stattfinden, die linkspopulistische Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo hat aber eine Vorverlegung auf den September gefordert. Folglich könnte das grösste politische Risiko in Europa im Herbst von Italien ausgehen, denn anders als in Deutschland ist die Zustimmung der Bürger zum Euro dort gering.

Insgesamt stehen die Zeichen in der Eurozone aber weiter auf Wachstum. Die nach der Schuldenkrise schrittweise Rückkehr der Sicherheit setzt mittlerweile zurückgehaltene Nachfrage frei und schiebt die Wirtschaft an. Auch die Milliarden der EZB, die monatlich in den Geldkreislauf gepumpt werden, kommen inzwischen teilweise in der Realwirtschaft an. So legen die Bankkredite aufgrund der niedrigen Zinsen seit zwei Jahren zu, nachdem sie in den drei Jahren zuvor gesunken waren. Die Commerzbank-Ökonomen gehen daher davon aus, dass vor den Europäern mehrere Jahre mit einem ordentlichen Wachstum von 1,5 bis 2,0 Prozent liegen. Diese Entwicklung sollte auch von den Finanzmärkten begrüsst werden.

Marktverwerfungen durch die Notenbanken?
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Währungshüter entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung an den Kapitalmärkten nehmen. Während Zinssenkungen in der Regel zu Applaus beim Börsenpublikum führen, wird das Zudrehen des Geldhahns oftmals durch grössere Friktionen begleitet. Beispielsweise führte die alleinige Ankündigung des ehemaligen Fed-Präsidenten Ben Bernanke im Mai 2013, dass die expansive Geldpolitik ihr Ende haben könnte, zu kräftigen Turbulenzen.

Mittlerweile hat die US-Notenbank tatsächlich den Zinszyklus umgekehrt, ohne aber grössere Schäden an den Aktienmärkten zu hinterlassen. Dies ist ihr bei den jüngsten Zinserhöhungen – zuletzt im Juni dieses Jahres – auch gelungen. Die globale Geldpolitik rückt bereits im September wieder auf die Agenda. Nicht nur für das Federal Reserve ist dieser Monat wichtig, auch die Europäische Zentralbank wird dann Einblick in ihre Pläne für einen Rückzug aus ihrer lockeren Geldpolitik geben. Zwar wird am Markt nicht mit einer Zinserhöhung vor dem Jahr 2018 gerechnet, doch gehen Beobachter davon aus, dass die EZB konkrete Pläne vorlegen wird, wie sie den Ausstieg aus dem Anleihenkaufprogramm umsetzen möchte. Zu grösseren Marktverwerfungen durch die Notenbanken dürfte es in nächster Zeit aber nicht kommen. Mario Draghi wie auch Janet Yellen sollten weiterhin äusserst behutsam vorgehen. Beide möchten vermeiden, die Wirtschaft in ihrer Erholungsphase zu unterbrechen.

Europa versus USA – 1:0
Wie eingangs erwähnt, schnitten europäische Aktien in den ersten sechs Monaten besser ab als ihre US-Pendants. Diese Entwicklung könnte sich auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen, denn Europa hat deutliches Aufholpotenzial. Gegenüber den Tiefständen von 2009 legte die Wall Street um 225 Prozent zu – mit Dividendenzahlungen ergibt sich für diesen Zeitraum eine Rendite von rund 18 Prozent pro Jahr. Der EURO STOXX 50 schaffte im gleichen Zeitraum nur eine moderatere Erholung von etwa 80 Prozent, was einer annualisierten Gesamtrendite von etwa 12 Prozent entspricht.

In einem Bewertungsvergleich schneiden die Blue Chips der Eurozone derzeit klar besser ab. Der EURO STOXX 50 weist bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 12 Prozent ein KGV für 2017 von 14,9 auf. Der S&P 500 ist mit einem Wert von 18,6 deutlich teurer, zumal auch die prognostizierten Ergebnissteigerungen mit rund einem Zehntel etwas geringer ausfallen. Das aktuell günstigste Bewertungsverhältnis findet sich beim DAX. Trotz der Rekordrally der 30 deutschen Standardwerte ist der Index im internationalen Vergleich immer noch günstig (siehe Grafik 2).

Grafik 2: Internationaler Performancevergleich 1. Halbjahr

Indexiert: 30. Dezember 2016 = 100

Long und Short – alles ist machbar
Egal, ob Sie nun dem Bullen- oder Bärenlager angehören: Mit entsprechenden Derivaten lässt sich jede Anlagerichtung effizient umsetzen. Long-Papiere profitieren dabei überproportional von steigenden Kursen, während Shorts auf fallende Notierungen abzielen. Mit Turbo-Zertifikaten oder auch Warrants sind diese gehebelten Spekulationen jederzeit möglich. Eine immer noch besondere Variante stellen dagegen die Faktor-Zertifikate dar. In dieser Struktur sind keine Knock-Out-Barrieren zu finden. Auch beeinflusst weder die Volatilität noch ein Zeitwert die Preisstellung von Faktor-Zertifikaten. Möglich machen dies von der Commerzbank entwickelte Strategieindizes, die den Papieren als Basiswert zugrunde liegen. Der Strategieindex bildet die tägliche prozentuale Kursveränderung eines Basiswerts gegenüber seinem Vortagesschlusskurs mit einem konstanten Faktor ab.

Einzelwerte im Blick
Dies gilt für Indizes ebenso wie für Aktien. Anleger müssen also nicht zwangsläufig auf den Gesamtmarkt setzen, auch verspricht so mancher Einzelwert Spannung bis zum Ende des Jahres 2017. So zum Beispiel Apple, die im Herbst das iPhone 8 zum zehnten Jubiläum vorstellen werden. Die Erwartungen dabei sind hoch. Kann CEO Tim Cook überzeugen, dürfte die Aktie ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Andernfalls könnte eine scharfe Korrektur drohen, wie sie zuletzt im gesamten Tech-Sektor zu beobachten war.

Kursrelevant für so manchen Titel wird darüber hinaus sein, ob US-Präsident Donald Trump seine versprochenen milliardenschweren Infrastrukturausgaben im laufenden Jahr noch auf den Weg bringen wird. Profitieren davon könnten beispielsweise die beiden Industriekonzerne ABB und Siemens.

Auf die Beobachtungsliste für die nächste Zeit gehören auch die Papiere von Swatch und Volkswagen. Bei dem heimischen Luxusgüterkonzern wird es interessant, ob der gute Jahresstart sowie die wieder anziehenden Uhrenexporte sich auch in der Swatch-Bilanz positiv bemerkbar machen. Analysten erwarten für 2017 nach jahrelangen Rückgängen einen Anstieg des Gewinns je Aktie um 37,8 Prozent.

Auch bei Volkswagen stehen die Zeichen wieder auf Wachstum, nachdem der Konzern seit dem Bekanntwerden des Dieselskandals in 2015 kleinere Brötchen backen musste. In den ersten fünf Monaten steigerte der Automobilhersteller seine Auslieferungen um 0,6 Prozent. Dieser positive Trend soll sich im weiteren Jahresverlauf sogar noch beschleunigen. Dies gilt ebenso für die Ertragskraft. Bei der Kernmarke VW lag der Konzern im ersten Quartal mit einem Wert von 4,6 Prozent bereits über den anvisierten 2,5 bis 3,5 Prozent für das Gesamtjahr. Daher dürfte eine Prognoseerhöhung im Herbst nicht ausgeschlossen sein.

Grafik 3: Durchschnittliche Kursziele 2017
Internationaler Bewertungsvergleich

Aktueller Kurs

KGV 2017

Gewinnwachstum 2016/2017

KGV 2018

Gewinnwachstum 2017/2018

KBV

Dividenden-
rendite

DAX

12.733

14,02

14,50 %

13,03

7,60 %

1,7

2,90 %

SMI

9.032

18,17

11,69 %

16,36

11,07 %

2,4

3,50 %

EURO STOXX 50

3.543

14,89

11,74 %

13,57

9,66 %

1,6

3,50 %

S&P 500

2.438

18,61

10,08 %

16,70

11,45 %

2,9

2,10 %

Nikkei 225

20.132

17,61

16,40 %

16,37

7,61 %

1,6

1,90 %

Stand: Juni 2017; Quelle: Commerzbank, Factset. KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis; KBV = Kurs-Buchwert-Verhältnis

Anlageidee: Zertifikate auf Aktien und Indizes

Faktor-Zertifikate auf Indizes

Index

Strategie

Hebel

Valor

Strategie

Hebel

Valor

Handelsplatz

DAX

Long

10

34346305

Short

–10

34346306

Swiss DOTS

S&P 500

Long

8

34346320

Short

–8

34346321

Swiss DOTS

EURO STOXX 50

Long

6

34115700

Short

–6

34115701

Swiss DOTS

SMI

Long

6

20714827

Short

–6

28025308

SIX

BEST Turbo-Zertifikate auf Indizes

Valor

Basiswert

Typ

Hebel

Stoppschwelle

Handelsplatz

35723365

SMI

Bull

10,9

8.206,8177 Pkt.

Swiss DOTS

33853007

SMI

Bear

9,3

9.982,2200 Pkt.

Swiss DOTS

36191222

DAX

Bull

6,5

11.070,1201 Pkt.

Swiss DOTS

35427919

DAX

Bear

5,1

14.817,9300 Pkt.

Swiss DOTS

31802717

Dow Jones

Bull

4,7

16.580,6100 Pkt.

Swiss DOTS

36884083

Dow Jones

Bear

4,3

26.519,0455 Pkt.

Swiss DOTS

33033832

EURO STOXX 50

Bull

3,4

2.654,2300 Pkt.

Swiss DOTS

36634964

EURO STOXX 50

Bear

3,9

4.295,8900 Pkt.

Swiss DOTS

Faktor-Zertifikate auf Aktien

Index

Strategie

Hebel

Valor

Strategie

Hebel

Valor

Handelsplatz

ABB

Long

8

33857447

Short

–8

33857458

Swiss DOTS

Siemens

Long

6

34417143

Short

–6

34417168

Swiss DOTS

Swatch

Long

3

33231392

Short

–3

33278449

SIX

Volkswagen Vz.

Long

8

34417101

Short

–8

34417118

Swiss DOTS

Unlimited Turbo-Zertifikate auf Aktien

Valor

Basiswert

Typ

Hebel

Stoppschwelle

Handelsplatz

33257623

ABB

Bull

3,4

18,11 CHF

Swiss DOTS

34295983

ABB

Bear

3,9

19,14 CHF

Swiss DOTS

33317453

Siemens

Bull

4,6

92,37 EUR

Swiss DOTS

34354948

Siemens

Bear

3,6

148,70 EUR

Swiss DOTS

34852458

Swatch

Bull

4,4

293,58 CHF

Swiss DOTS

36641843

Swatch

Bear

7,5

404,10 CHF

Swiss DOTS

34864624

Volkswagen Vz.

Bull

5.3

115,81 EUR

Swiss DOTS

Stand: Juni 2017; Quelle: Commerzbank

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch zur Verfügung.