Titelthema

Jahresendrally – Bereitmachen für den Endspurt

Alle Jahre wieder stellen sich Börsianer im Spätherbst die gleiche Frage: Jahresendrally – ja oder nein? Unter makroökonomischen Gesichtspunkten stehen die Chancen dafür gut. Auch von Seiten der Notenbanken drohen keine Störfeuer. Zahlreiche Märkte und Unternehmen weisen derzeit ein starkes Momentum auf und könnten so für weitere Kursgewinne taugen. Dennoch kann es jederzeit zu exogenen Schocks kommen, die niemand so erwartet. Für tradingaffine Anleger wäre aber auch das weniger problematisch, mit entsprechenden Hebel-Papieren lässt sich die Long- wie auch Short-Seite gezielt spielen.

Traditionell endet die Triathlonsaison im Oktober mit der Weltmeisterschaft auf Hawaii. Dieses Jahr lieferten sich die »Eisenmänner« einen besonderen Showdown in der Lavawüste inmitten des Pazifischen Ozeans. Mit einem Endspurt auf dem roten Teppich stellte der Sieger Patrick Lange einen neuen Streckenrekord beim Ironman in Kona auf.

Während die Athleten nun für den Rest des Jahres die Füsse hochlegen dürfen, liegen vor den Börsianern noch zwei spannende Monate. Im ewigen Kampf zwischen Bullen und Bären hatten in den vergangenen zehn Jahren die Optimisten zum Jahresende in der Mehrheit der Fälle die grössere Puste. Während der Zeitraum zwischen November und Dezember an der Weltleitbörse, der Wall Street, sieben Mal mit einer positiven Performance endete, hatten nur drei Mal die Bären die Nase vorne. Im Durchschnitt errechnet sich seit 2007 beim S&P 500 ein Plus von 2,5 Prozent. Bereinigt um das Finanzkrisenjahr 2008 wären es sogar 4,8 Prozent gewesen.

Ungezügelte Bullenjagd
Während es in vielen Jahren zu zwischenzeitlich kräftigen Auf und Abs kam, zeigte sich die Börse 2017 gleich vom Start weg von ihrer freundlichen Seite. Egal, ob Dow Jones, SMI oder Nikkei 255, die international angesehenen Gradmesser gingen über das Jahr hinweg auf Klettertour. An dem hochprozentigen Euphorie-Cocktail aus neuem US-Präsidenten Donald Trump, niedrigen Zinsen und hohem Wirtschaftswachstum hat sich bis heute nichts geändert. Sollte es zu keinem exogenen Schock kommen, könnte die Hausse in den letzten beiden Monaten des Jahres sogar noch einmal an Fahrt gewinnen.

Die bestehenden Rahmenbedingungen für eine Jahresendrally sind nämlich im Schlussquartal nicht nur weiter intakt, zum Teil haben sie sich sogar noch verbessert. So zum Beispiel in China. Sorgte das Reich der Mitte in den Jahren 2015/2016 aufgrund von Wachstumssorgen für zwei scharfe Rücksetzer an den Kapitalmärkten, nimmt der Konjunkturoptimismus nun wieder zu. Die chinesische Notenbank geht davon aus, dass die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder um 7 Prozent zulegen kann. Nach Ansicht von Währungschef Zhou Xiaochuan kurbeln vor allem die privaten Konsumausgaben derzeit das Wachstum an. Die wirtschaftliche Zuversicht wiederum erweist sich als stützender Faktor für die Kurse am Aktienmarkt.

Auch in Japan stehen die Zeichen weiterhin auf Kursgewinne, nachdem Regierungschef Shinzō Abe die vorzeitigen Neuwahlen am 22. Oktober gewinnen konnte. Mit seiner LDP konnte der Premier die Zweidrittelmehrheit verteidigen. Somit geht die Abenomics-Strategie, welche milliardenschwere Konjunkturpakete und eine ultralockere Geldpolitik beinhaltet, in die Verlängerung. Am Aktienmarkt wurde auf den Abe-Sieg bereits vor dem Urnengang gewettet: Der Nikkei 225 zeigte in den 14 Tagen zuvor die längste Serie an Kursgewinnen seit 1961. Auch am Tag nach der Wahl setzte der Leitindex seinen Aufwärtstrend fort.

Für neue Impulse könnte Donald Trump mit seiner Steuerreform sorgen. Laut den Ende September vorgestellten Plänen möchte das US-Oberhaupt unter anderem den Spitzensteuersatz und die Unternehmenssteuern senken und die Umbildung bis Januar auf den Weg bringen. Allerdings muss der Kongress noch zustimmen. Zwar haben die Republikaner im Senat gegenüber den Demokraten eine Mehrheit von 52 zu 48 Sitzen. Doch eine Garantie für ein Gelingen ist dies nicht, hat sich Trump doch zuletzt mit immer mehr Senatoren aus seiner eigenen Partei überworfen.

Ein Zünglein an der Waage sind zum Jahresende auch die Notenbanken. Auf der mit Spannung erwarteten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank am 26. Oktober hat Notenbank-Präsident Mario Draghi den Einstieg in den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm bekannt gegeben. Im ersten Schritt wird das monatliche Ankaufsvolumen von derzeit 60 Milliarden Euro halbiert. Ein schnelles Ende der Nullzinsphase ist allerdings nicht in Sicht. Während in Europa die Leitsätze in absehbarer Zeit unangetastet bleiben, wird in Übersee mit einer weiteren Anhebung im Dezember gerechnet. Dieser Schritt wird am Markt bereits erwartet und sollte daher eingepreist sein. Eine Überraschung könnte es dagegen bei der Neubesetzung der Fed-Spitze geben. Am 1. Februar 2018 endet die Amtszeit von Janet Yellen und die Spekulationen über ihren Nachfolger laufen bereits auf Hochtouren. Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters gehen knapp mehr als die Hälfte der 40 befragten Ökonomen davon aus, dass Fed-Direktor Jerome Powell das Erbe antreten wird. Insidern zufolge möchte Trump bis Anfang November seine Entscheidung mitteilen.

Weltwirtschaft im Aufwind
Von makroökonomischer Seite haben Börsianer derzeit keine Stolpersteine zu erwarten. Gerade eben hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die Aussichten für das Wachstum der Weltwirtschaft nach oben angepasst. Die Experten rechnen mit Zuwächsen von 3,6 Prozent im laufenden Jahr und 3,7 Prozent im nächsten. Das sind je 0,1 Punkte mehr als in der vorangegangenen Schätzung im Juli. »Die aktuelle globale Wachstumsbeschleunigung ist auch deshalb bemerkenswert, weil sie auf einer so breiten Basis steht – mehr denn je seit dem Beginn dieser Dekade«, erläutert IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld. Und die positive Dynamik dürfte anhalten. Die USA beispielsweise stehen mit einer vom IWF prognostizierten erwarteten Wachstumsbeschleunigung auf 2,1 Prozent in diesem und dem kommenden Jahr vor dem zweitlängsten Aufschwung seit 1850.

Grafik 1: In der Mehrzahl endet das Jahr positiv
Grafik 2: DAX-Performance im Monatsdurchschnitt

Rückrechnung seit 1959

Auf die Gewinner setzen
Die Rahmenbedingungen für eine Jahresendrally stimmen also. Stellt sich noch die Frage, auf welche Titel oder Märkte Anleger setzen sollten. Getreu dem Motto »The trend is your friend« ist eine mögliche Strategie, auf die bisherigen Gewinner zu setzen. Mit Blick auf die Märkte gilt dies vor allem für die Wall Street. Dow Jones und S&P 500 sind das ganze Jahr über von einem Rekordhoch zum nächsten geeilt. Dabei gelang es dem Dow Jones, vier psychologisch wichtige Marken – die 20.000, 21.000, 22.000 und sogar 23.000 Punkte – zu überwinden. Zu dem letzten 1.000-Punkte-Anstieg trugen Boeing (siehe Beitrag ab Seite 22) und Caterpillar, zwei Outperformer im Jahr 2017, am stärksten bei.

Auch dem Deutschen Aktienindex gelang im Herbst mit dem Anstieg über die runde Marke von 13.000 Punkten eine historische Bestmarke. Bekommt die Statistik in diesem Jahr recht, dann sind beim DAX im November und Dezember noch weitere Kursgewinne möglich. Bei der Betrachtung der durchschnittlichen Performance seit 1959 liegen der November (1,35 Prozent) und der Dezember (1,13 Prozent) auf Platz 2 und 3 des Monatsrankings. Nur der März gestaltete sich mit 1,54 Prozent noch etwas ertragsreicher in den vergangenen 58 Jahren.

Schweizer Aktien auf Gipfelkurs
Der SMI hat zwar den Gipfel noch nicht erklommen, allerdings fehlen dem heimischen Leitindex lediglich noch rund 300 Punkte auf das Hoch von 9.548 Punkten aus dem Jahr 2007. Die Voraussetzungen für einen Endspurt sind angesichts des zuletzt schwächelnden Schweizer Franken durchaus gegeben. Allein in den vergangenen drei Monaten wertete die Währung gegenüber dem Euro um rund 6 Prozent ab. Dies kommt einer ganzen Reihe von Akteuren zugute, allen voran Unternehmen aus der Exportwirtschaft und der Industrie. Eines davon könnte Swatch sein. Der Uhrenhersteller litt in den Vorjahren besonders stark unter dem starken Schweizer Franken. Nun wendet sich das Blatt und dies spiegelt sich bereits im Aktienkurs wider. Mit einem Plus von 22 Prozent ist der Valor seit Jahresbeginn rund doppelt so schnell unterwegs wie der Gesamtmarkt und schafft es damit unter die bisherigen Top 5 im SMI.

Auf Swatch könnte auch die alte Anlegerregel »Unternehmen, die ein bestimmtes Kursmomentum haben, laufen auch weiter gut« passen. Das gilt ebenso für die Spitzenreiter in den ersten zehn Monaten 2017. Die ersten beiden Ränge besetzen beispielsweise die SMI-Neuzugänge Lonza und Sika. Kaum ein professioneller Anleger möchte am Ende des Jahres ohne diese beiden Top-Performer im Depot dastehen. »Window Dressing« nennt sich diese Strategie, bei der zum Ende des Jahres das Portfolio noch einmal aufgehübscht wird. Wenn dies von ausreichend vielen Anlegern praktiziert wird, hat es letztendlich auch Auswirkungen auf den Kurs. Das Spiel funktioniert allerdings auch andersherum. Denn wer möchte in seinem Jahresbericht schon die »Kursnieten« zeigen müssen. Daher werden die Underperformer am Ende gerne aus den Depots verkauft. Sollte sich in den kommenden Wochen nicht noch etwas dramatisch verändern, könnte beim SMI vor allem Swiss Re auf der »Abschussliste« stehen. Mit einem Rückgang von 6 Prozent rangiert die Aktie aktuell als einziger Blue Chip in diesem Jahr im Verlust.

Eine weitere beliebte Taktik ist, den Tipps der Analysten zu folgen. Nach einer Auswertung des Datensammlers Factset bei US-Aktien weisen derzeit die Papiere von General Electric, Nike, Walt Disney, Apple und UnitedHealth auf Sicht von zwölf Monaten das höchste Kurspotenzial auf. »Finger weg« heisst es dagegen von 3M, Caterpillar, American Express, Goldman Sachs und Travelers Companies. Die durchschnittlichen Kursziele der Analysten liegen bei diesem Quintett unterhalb deren aktuellen Kursniveaus.

Apropos Rücksetzer, diese können nicht nur einzelne Aktien betreffen, sondern auch den Gesamtmarkt. Erst am 19. Oktober kam es zu dem unglücklichen Jubiläum des »Black Monday«. 1987, also exakt vor 30 Jahren, bescherte der Crash dem Dow Jones seinen grössten Tagesverlust (23 Prozent) in seiner Geschichte. Kein Wunder also, dass sich in einem derartigen Jubiläumsjahr auch die Pessimisten wieder zu Wort melden. So warnt beispielsweise der bekannte Fondsmanager Marc Faber, der auch als »Dr. Doom« bekannt ist, vor einer Korrektur um 30 bis 40 Prozent. In das gleiche Horn blasen auch Rohstoff-Guru Jim Rogers und Investorenlegende George Soros. Während Rogers den »grössten Crash in seinem Leben« heraufziehen sieht, wettet Soros gegen Donald Trump. Rund eine halbe Milliarde US-Dollar setzt der Hedgefondsmanager derzeit auf fallende Kurse an der Wall Street.

Grafik 3: Chartvergleich seit Jahresbeginn
Grafik 4: S&P 500 Index – Saisonale Performance

Entwicklung des S&P 500 der letzten 30 Jahre (17. Oktober 1986 bis 24. Oktober 2016)

Flexibel auf alle Marktbewegungen reagieren
Jahresendrally – ja oder nein? Angesichts der guten makroökonomischen Bedingungen ist ein starker Ziellauf an den Märkten durchaus wahrscheinlich. Allerdings kann es immer zu exogenen Schocks kommen, die nicht vorhersehbar sind. Mit entsprechenden Hebel-Papieren sind Anleger aber nicht an »long only« gebunden, mit diesen Produkten lassen sich alle Richtungen abdecken. Neben Turbo-Scheinen oder Warrants bieten auch Faktor-Zertifikate Tradingorientierten eine effektive Möglichkeit, auf steigende oder fallende Kurse bei Einzeltiteln wie auch ganzen Märkten zu setzen. Die innovativen Hebel-Produkte haben den Vorteil, dass sie keine Knock-Out-Barrieren sowie auch keine feste Laufzeit haben. Darüber hinaus beeinflusst die Volatilität nicht die Preisstellung und der gewählte Multiplikator bleibt stets konstant. Möglich machen diese vorteilhafte Struktur die eigens von der Commerzbank berechneten Strategie-Indizes auf die Basiswerte. Dennoch kann es zu hohen Verlusten kommen, sollte der Basiswert wider Erwarten die andere Richtung einschlagen. Anleger müssen sich daher der Chancen und Risiken bewusst sein. Denn nur wer richtig vorbereitet in das Finale geht, kann – genauso wie beim Ironman auf Hawaii – das Rennen als Sieger beenden.

Grafik 5: SMI – Gewinner und Verlierer

Performance 2017 in Prozent

Anlageidee: Zertifikate auf Aktien und Indizes

Faktor-Zertifikate auf Aktien und Indizes

Index

Strategie

Hebel

Valor

Strategie

Hebel

Valor

Handelsplatz

DAX

Long

12

36659664

Short

–12

36659665

Swiss DOTS

DAX

Long

6

37650351

Short

–6

37650352

SIX Exchange

Dow Jones

Long

8

34346308

Short

–8

34346309

Swiss DOTS

Dow Jones

Long

6

37650355

Short

–6

38013719

SIX Exchange

S&P 500

Long

8

34346320

Short

–8

34346321

Swiss DOTS

SMI

Long

6

34346297

Short

–6

34346298

Swiss DOTS

SMI

Long

4

38013722

Short

–4

38013723

SIX Exchange

Faktor-Zertifikate auf SMI-Aktien

Symbol/Valor

Basiswert

Strategie

Faktor (Hebel)

Laufzeit

Geldkurs

Briefkurs

Währung

Handelsplatz

LO3LCB

Lonza

Long

3

Open End

92,850

93,230

CHF

SIX

LO3SCB

Lonza

Short

–3

Open End

3,270

3,290

CHF

SIX

RI6LCB

Richemont

Long

6

Open End

218,460

220,480

CHF

SIX

RI6SCB

Richemont

Short

–6

Open End

0,210

0,220

CHF

SIX

33857577

Swatch

Long

4

Open End

71,628

72,195

CHF

Swiss DOTS

33857596

Swatch

Short

–4

Open End

3,710

3,740

CHF

Swiss DOTS

Unlimited Turbo-Zertifikate auf SMI-Aktien, Swiss DOTS-kotiert

Valor

Basiswert

Strategie

Hebel

Knock-Out-Barriere

Laufzeit

Geldkurs

Briefkurs

Währung

37116725

Lonza

Bull

3,715

195,58

Open End

6,886

6,966

CHF

36884181

Sika

Bull

3,660

5.412,52

Open End

1,930

1,960

CHF

36884188

Sika

Bear

4,785

8.408,51

Open End

1,473

1,503

CHF

34852458

Swatch

Bull

3,740

296,24

Open End

1,012

1,042

CHF

35288789

Swatch

Bear

4,586

458,49

Open End

0,820

0,850

CHF

Warrants auf US-Aktien, Swiss DOTS-kotiert

Valor

Basiswert

Strategie

Omega

Strike

Laufzeit

Geldkurs

Briefkurs

Währung

38730037

Boeing

Call

5,28

250,00 USD

21.09.2018

0,314

0,324

CHF

38730035

Boeing

Call

7,47

270,00 USD

15.06.2018

0,167

0,177

CHF

38730013

Boeing

Put

–5,66

270,00 USD

15.06.2018

0,235

0,244

CHF

35802660

Apple

Call

7,65

150,00 USD

14.03.2018

1,308

1,318

CHF

36188120

Apple

Put

–8,39

150,00 USD

13.03.2018

0,695

0,705

CHF

36502749

Alphabet (Google)

Call

9,99

1.000,00 USD

14.03.2018

0,467

0,477

CHF

36888920

Alphabet (Google)

Put

–8,04

1.000,00 USD

14.03.2018

0,640

0,650

CHF

Stand: 23. Oktober 2017; Quelle: Commerzbank

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch zur Verfügung.