Commerzbank Analysen

Gewinne aus der digitalen Wolke schöpfen

Der Technologie-Sektor wächst rasant und bietet aufgrund seines breiten Themenspektrums Anlegern entsprechend viele Chancen. Zu den Megatrends der Branche zählt derzeit das Cloud-Computing. Die Nachfrage nach dem Mieten von IT-Lösungen im virtuellen Raum nimmt global stark zu. Von Amazon über Microsoft bis hin zu SAP versuchen die Grosskonzerne, den milliardenschweren Markt untereinander aufzuteilen – mit mehr oder manchmal auch weniger Erfolg. Risikoerprobte Anleger können mit Hebelprodukten ebenso an Kursanstiegen wie auch Kursverlusten von »Cloud-Aktien« profitieren.

IT-Experten sind sich sicher: Cloud-Computing ist einer der Megatrends in der Tech-Branche. Doch ist die digitale Wolke eigentlich nichts Neues. Bereits um die Jahrtausendwende gab es vergleichbare Angebote, damals noch unter dem Namen Application Service Providing, kurz ASP. Unter dem modernen Begriff Cloud schaffte das Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren aber nun den Durchbruch und ist inzwischen aus der Unternehmenswelt nicht mehr wegzudenken. Das gilt, spätestens seit Apple seine iCloud fest auf das iPhone installiert hat, mittlerweile auch für den privaten Bereich. »Cloud-Computing hat sich durchgesetzt und sich innerhalb weniger Jahre zur Basis-Technologie der Digitalisierung entwickelt«, sagte Dr. Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research bei der Vorstellung der Studienergebnisse zum »Cloud Monitor 2017«.

Mit Blick auf die Funktionsweise der Datenwolke wird auch schnell der Grund des Erfolgs klar. Kunden müssen ein IT-System nicht mehr umständlich auf eigene Rechner spielen und konfigurieren lassen, die Programme laufen über das Internet und sind innerhalb kürzester Zeit einsetzbar. Egal, ob Netzwerkinfrastruktur, Software oder Datenspeicherung, alles wird als Service angeboten. Bezahlt wird am Ende nur die tatsächlich in Anspruch genommene Leistung. Kapitalbindende Investitionen werden also zu variablen Kosten und entlasten die Bilanz.

Kaufst du noch oder mietest du schon?
Dass die Cloud verstärkt an Zuspruch gewinnt, zeigen Untersuchungen des Marktforschers IDC. Die Experten gehen davon aus, dass im laufenden Jahr noch 62 Prozent der IT-Infrastrukturausgaben in traditionelle Rechenzentren fliessen werden. 23 Prozent des Marktes gehen unterdessen in die Public Cloud und 15 Prozent in die Private Cloud. Dieses Verhältnis wird sich mehr und mehr Richtung Datenwolke verschieben. Bis zum Jahr 2020 sollen den IDC-Analysten zufolge die Investitionen in Rechenzentren auf 50 Prozent des Marktes zurückgehen, während die Public Cloud auf knapp ein Drittel des Marktes und die Private Cloud auf ein Fünftel ansteigen werden.

Cloud ist aber nicht gleich Cloud, es gibt eine Vielzahl an Variationen. Von der Public Cloud über Hybrid bis hin zu PaaS reichen die Angebote der IT-Konzerne (siehe Lexikon/Kasten). Vor allem der Hybrid Cloud wird hohes Wachstum vorausgesagt. Dieser Mischform aus Private und Public Cloud bescheinigt das Researchhaus MarketsandMarkets im Jahr 2021 ein Volumen von 91,74 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: 2016 waren es erst 33,3 Milliarden US-Dollar. Sollte die Vorhersage zutreffen, würde dies einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 22,5 Prozent entsprechen. In diesem Bereich haben sich gerade zwei Grosskonzerne zusammengeschlossen: Cisco und Google sind im Herbst eine Partnerschaft eingegangen und entwickeln ein Angebot, mit dem Unternehmen ihre lokale Serverinfrastruktur und die Google Cloud für Anwendungen und Dienste nutzen können. 2018 möchten der Netzwerkausrüster und der Suchmaschinenriese mit ihren neuen Lösungen am Markt starten.

Aber auch die Geschäfte mit der Public Cloud gehen steil bergauf. Die bedarfsgerechte Nutzung von IT-Leistungen über das Internet wird nach Voraussagen von Gartner dieses Jahr die 300-Milliarden-Dollar-Marke überschreiten. Für 2019 und 2020 prognostizieren die Experten dann weitere Zuwächse von rund 16 Prozent p.a. (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Weltweite Public-Cloud-Umsätze

Amazon stürmt voraus...
Rosige Aussichten also für Unternehmen, die sich mit ihrem Geschäftsfeld in der digitalen Wolke bewegen. Besonders stark vom Cloud-Boom profitieren Konzerne wie Salesforce.com oder Amazon, die beide im Jahr mehr als 10 Milliarden US-Dollar mit ihren Mietdiensten umsetzen. Letztgenannter gilt mit seiner Sparte Amazon Web Services (AWS) im IaaS-Bereich als führend. Im Herbstquartal 2017 steigerte Amazon seine Cloud-Einnahmen um 42 Prozent auf knapp 4,6 Milliarden US-Dollar (siehe Grafik 3). Das ist zwar nur ein kleiner Teil der Gesamterlöse des E-Commerce-Riesens, dafür aber einer der grössten Wachstumstreiber im Konzern.

Grafik 2: Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate nach ausgewählten Cloud-Segmenten (ab 2016)
Grafik 3: Cloud-Umsätze Amazon

Aber auch die Konkurrenz schläft nicht. Das chinesische Pendant Alibaba erzielt mit seiner Public-Cloud-Plattform Aliyun vor allem im asiatischen Raum bereits grosse Erfolge. Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/2017 zählte der Konzern 874.000 Kunden, im Vorjahr waren es erst 513.000. Parallel dazu legten die Erlöse mit Cloud-Diensten um 121 Prozent auf 6,6 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 1 Milliarde US-Dollar, zu. Die Analysten von Forrester prognostizieren, dass sich Alibabas Einnahmen mit Aliyun jedes Jahr in etwa verdoppeln werden.

...Google und Microsoft hinterher
Im eigenen Land nimmt die Konkurrenz für Amazon ebenfalls zu. Vor allem Microsoft und Google versuchen auf den Platzhirsch aufzuschliessen. Laut Berechnungen von Canalys kam Microsoft mit seiner Azure-Plattform im dritten Quartal 2017 auf Erlöse von rund 2 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für Google errechnete Canalys einen Anstieg um 76 Prozent auf 870 Millionen US-Dollar. Beide Unternehmen machten zuletzt klar, dass das Cloud-Geschäft weit oben auf der Agenda steht. Während sich für Microsoft-Chef Satya Nadella die Wolke zu einer »Hauptwachstumsquelle« entwickelt, erklärte Google-Chef Sundar Pichai die Cloud zu einer der drei Prioritäten des Unternehmens.

Zwei Softwareriesen spielen mit
In Europa setzt vor allem der Softwarekonzern SAP auf die Cloud. Zwischen Juli und September wuchs der Bereich um 27 Prozent auf 938 Millionen Euro. Das war zwar etwas weniger als von Analysten erwartet, doch SAP zeigte sich zufrieden damit und hob daraufhin den Gesamtjahresausblick an. »Die Cloud rockt bei SAP«, sagte Firmenchef Bill McDermott bei der Vorstellung der Zahlen und fügte hinzu: »Wir nehmen unseren Wettbewerbern Marktanteile ab.« Im Schlussquartal soll das Geschäft mit der Miet-Software um 35 Prozent oder mehr anziehen.

Etwas schneller wächst Erzrivale Oracle. In der ersten Geschäftsperiode 2017/2018 (31. Mai) legte das Cloud-Segment um 51 Prozent zu, im zweiten Quartal waren es dann immerhin noch 44 Prozent. Dabei glänzte der Bereich Software as a Service mit einem Plus von 55 Prozent. Laut eigenen Angaben ist Oracle bei der Bereitstellung von Software über das Internet bei Unternehmen führend. In den kommenden zwölf Monaten möchte Oracle-Chef Mark Hurd allein durch den Verkauf von neuen SaaS-Anwendungen rund 2 Milliarden US-Dollar erlösen. »Das sind mehr neue SaaS-Verkäufe als bei jedem unserer Mitbewerber«, sagt Hurd. An der Börse konnte der Konzern mit Sitz im kalifornischen Redwood Shores zuletzt trotzdem nicht überzeugen. Analysten hatten in der Cloud-Sparte im zweiten Quartal mit etwas mehr Umsatz gerechnet.

Long- und Short-Lösungen
Am Kapitalmarkt haben die Aktien von Oracle und SAP im Vergleich zum Technologiesektor zuletzt underperformt. Auf Sicht von einem Jahr weist das Duo »nur« einen Zuwachs von etwas mehr als einem Zehntel auf. Die Nasdaq galoppierte im selben Zeitraum um ein Drittel empor. Die Big Player Amazon, Microsoft und Google sind dagegen noch mit einem deutlich schnelleren Tempo unterwegs und kommen auf Zuwächse von bis zu 56 Prozent (siehe Grafik 4). Der chinesischen Alibaba gelang es sogar, ihren Unternehmenswert in den vergangenen zwölf Monaten um drei Viertel zu steigern. Tradingorientierte Anleger können mit ausgewählten Hebelprodukten auf die verschiedenen Player im Cloud-Markt setzen. Egal ob Warrants, Faktor-Zertifikate oder Turbos, die Commerzbank bietet eine breite Palette an Long- und Short-Lösungen auf zahlreiche Basiswerte an.

Grafik 4: Chartvergleich – Alphabet versus Amazon versus Microsoft

Indexiert: 9. Januar  2017 = 100

ANLAGEIDEE: PRODUKTE AUF CLOUD-COMPUTING-UNTERNEHMEN

Warrants

Valor

Basiswert

Typ

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

36887432

Amazon

Call

1.140,00 USD

13.06.2018

Swiss DOTS

39238654

Amazon

Put

1.200,00 USD

15.06.2018

Swiss DOTS

36887398

Apple

Call

165,00 USD

13.06.2018

Swiss DOTS

36888868

Apple

Put

155,00 USD

13.06.2018

Swiss DOTS

38730204

Cisco

Call

38,00 USD

15.06.2018

Swiss DOTS

39238684

Cisco

Put

40,00 USD

15.06.2018

Swiss DOTS

38935617

Microsoft

Call

94,00 USD

15.06.2018

Swiss DOTS

39528158

Microsoft

Put

92,00 USD

15.06.2018

Swiss DOTS

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

34296332

Alibaba

Bull

89,26 USD

Swiss DOTS

35660985

SAP

Bull

84,33 EUR

Swiss DOTS

34001560

SAP

Bear

106,91 EUR

Swiss DOTS

33582452

Oracle

Bear

55,82 USD

Swiss DOTS

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

35968284

Alibaba

Long

8

Swiss DOTS

35968274

Alibaba

Long

6

Swiss DOTS

35968330

Alibaba

Short

–6

Swiss DOTS

35968374

Amazon

Short

–4

Swiss DOTS

35968333

Apple

Short

–6

Swiss DOTS

33540887

Cisco

Short

–6

SIX Swiss Exchange

33540902

Microsoft

Short

–4

SIX Swiss Exchange

34417099

SAP

Long

8

Swiss DOTS

33365197

SAP

Short

–5

SIX Swiss Exchange

Stand: 9. Januar 2018; Quelle: Commerzbank AG

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch zur Verfügung.