Commerzbank Analysen

Online-Hype – Wachstum auf Chinesisch

Auf den ersten Blick wirken chinesische Internetkonzerne sehr exotisch. Doch sind im Reich der Mitte in den vergangenen Jahren zahlreiche Web-Giganten herangewachsen, die ihren US-Pendants längst das Wasser reichen können. Da China auch gleichzeitig den grössten virtuellen Raum der Welt mit den meisten Nutzern beheimatet, sind die Wachstumsaussichten für die Branche äusserst günstig. Wir zeigen auf, welche Unternehmen von dem Boom besonders profitieren.

Sagt Ihnen das Kürzel »FANG« etwas? Mit Sicherheit, denn längst führt an den vier US-Internetkonzernen Facebook, Amazon, Netflix und Google in vielen Bereichen des Lebens kein Weg mehr vorbei. Aber wie steht es mit »BAT«? Wahrscheinlich eher nicht. Dabei handelt es sich um Baidu, Alibaba und Tencent, dem führenden Internet-Trio aus China. Die asiatischen Riesen führen in hiesigen Regionen zwar noch ein Schattendasein, doch haben die Unternehmen längst auf die US-Firmen im Silicon Valley aufgeschlossen. In Sachen Gewinnwachstum lagen die BAT-Unternehmen 2017 sogar zum Teil deutlich vorne.

Internetboom in Fernost
Allein die Grösse des Heimatmarkts unterstreicht die Relevanz der chinesischen Internetkonzerne. Laut einer Studie des China Internet Network Information Center (CNNIC) waren im vergangenen Jahr 772 Millionen Menschen in dem Reich der Mitte online. Im Vergleich zum Vorjahr legte diese Zahl um knapp 41 Millionen User zu, was einer Wachstumsrate von 5,6 Prozent entspricht. Die Internet-Penetrationsrate erreichte damit 55,8 Prozent. Der Wert liegt deutlich über den durchschnittlichen Raten für Asien von 46,7 Prozent und auch über dem globalen Durchschnitt von 51,7 Prozent.

In der Analyse von CNNIC zeigen sich in China derzeit mehrere interessante Trends. Einer davon ist das mobile Bezahlen. Seit Ende 2016 stieg der Anteil der Internetnutzer, die mit ihren Smartphones bezahlen, von 50,3 auf 65,5 Prozent. Eine Entwicklung, die vor allem Alibaba und Tencent freut. Nach Angaben von Analysys besetzen »Alipay« und »WeChat Pay« 93 Prozent des chinesischen Mobile-Payment-Segments. Dabei ist »Alipay« von Alibaba mit einem Marktanteil von 54 Prozent führend. Besonders wachstumsstark zeigte sich im vergangenen Jahr auch die Online-Unterhaltung. So legten die Livestreaming-Nutzer 2017 um 22,6 Prozent zu. Mehr als die Hälfte der User sind dabei im Gaming-Sektor zu finden. Aber auch Web-TV ist stark im Kommen. Die Baidu-Tochter iQiyi zählt mittlerweile rund 60 Millionen Abonnenten – ebenso viele wie Netflix in den USA – und erlöste 2017 damit 2,7 Milliarden US-Dollar.

Zwei breit aufgestellte Web-Giganten
Diese Zahlen machen deutlich, dass sich China längst zum digitalen Kern der Welt entwickelt hat. Vor allem an Alibaba führt kein Weg vorbei. Dies nicht nur, weil der Handelskonzern mit mehr als 500 Milliarden US-Dollar das Börsenschwergewicht innerhalb der chinesischen Internetunternehmen ist, auch wächst Alibaba extrem schnell – und das in vielen Bereichen. Ähnlich wie Amazon treiben auch die Chinesen beispielsweise das Geschäft mit der Cloud voran. Allein im abgelaufenen Quartal sprang der Umsatz mit der digitalen Wolke um 103 Prozent nach oben. Aber auch bei der Kundenzahl, die bei Alibaba einkaufen, ist der E-Commerce-Riese längst nicht am Ende. 2017 legte diese um 37 Prozent auf 552 Millionen Menschen zu. Um das Wachstumstempo im Konzern hoch zu halten, wird kräftig investiert. Anfang des Jahres steckte Alibaba rund eine halbe Milliarde US-Dollar in den chinesischen Filmkonzern Wanda, erhöhte nahezu zeitgleich seine Beteiligung an dem südostasiatischen Onlinehändler Lazada und stockte Anfang April dann die Beteiligung an dem Essenslieferanten Ele.me auf.

Bei Tencent, der chinesischen Version von Facebook, florieren die Geschäfte ebenso. Dabei ist Social Media längst nicht alles, was der Konzern kann. Zum Beispiel nutzen rund 600 Millionen Chinesen monatlich dessen Mobile-Payment-Lösung »WeChat Pay«. Darüber hinaus ist das Unternehmen der grösste Gaming-Anbieter der Welt und ein erfolgreicher Venture Capital Investor. Für weltweite Schlagzeilen sorgte unter anderem der Einstieg bei dem E-Auto-Pionier Tesla. Nach Angaben von Bernstein Research hat das Unternehmen allein im vergangenen Jahr 120 Deals abgeschlossen. Ein Blick in die Bilanz unterstreicht den Erfolg der Strategie. Im vergangenen Jahr sprang der Nettogewinn um drei Viertel nach oben. Das nun abgelaufene erste Quartal 2018 fügt sich mit einem weiteren Plus von 61 Prozent perfekt in die Wachstumsstory ein. Damit konnte Tencent auch die Erwartungen der Analysten schlagen. Angetrieben wurde die starke Performance durch das Mobile-Gaming-Geschäft sowie durch hohe Gewinne aus den Investment-Aktivitäten.

Wer suchet, der findet
Das Gegenstück zur US-Suchmaschine Google bildet Baidu. Kaum ein anderes Unternehmen profitiert derart vom Trend zur Onlinewerbung. Zwischen 2013 und 2017 konnte die beliebteste Suchmaschine in China ihren Umsatz um satte 165 Prozent steigern. Auch der Gewinn verbesserte sich trotz hoher Investitionen auf Sicht von fünf Jahren um mehr als drei Viertel. Und der Trend hält an: Die Experten von Jefferies gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 rund 80 Prozent der gesamten Werbeausgaben im Reich der Mitte auf den Internetmarkt entfallen werden. Dass dies vor allem Baidu zugutekommt, wurde im ersten Quartal 2018 erneut deutlich: Die Marketingeinnahmen stiegen um 23 Prozent, die zweitschnellste Quartalsrate seit mehr als zwei Jahren.

Grafik 1: Internetnutzer in China

Allein auf die Werbung möchte sich Baidu aber nicht verlassen, der knapp 100 Milliarden US-Dollar schwere Konzern forscht wie seine Wettbewerber auch an innovativen Technologien wie der künstlichen Intelligenz und dem autonomen Fahren. Letztgenanntes ist ein Steckenpferd von CEO Robin Li, dessen Vermögen auf 19 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Der 49-Jährige hat eine offene Plattform namens »Apollo« ins Leben gerufen. Mittlerweile haben sich 50 nationale und internationale Partner dem Programm angeschlossen, darunter grosse Autohersteller wie Daimler und Ford oder auch Technologiekonzerne wie Microsoft und Nvidia. 

Klein, aber oho
Neben den genannten »Big three« der chinesischen Internetkonzerne versuchen noch viele kleinere Unternehmen ihr Glück im virtuellen Raum. Einer davon ist Weibo. Der Kurznachrichtendienst, der mehrheitlich zu Tencent gehört, ist seit 2014 börsennotiert. Von einem IPO-Preis bei 17 US-Dollar ging es inzwischen auf mehr als 100 US-Dollar hoch. Dem dynamischen Kursanstieg steht eine ebenso rasante Geschäftsentwicklung gegenüber. Erlöste das Unternehmen im Jahr des Börsengangs erst 334 Millionen US-Dollar, sind es inzwischen 1,15 Milliarden US-Dollar. Auch schrieb Weibo 2014 noch Verluste. Heute steht auf Jahressicht unter dem Strich ein Gewinn von 352 Millionen US-Dollar. Damit ist Weibo dem US-Pendant Twitter klar voraus.

Hohe Steigerungsraten zieren auch die Bilanz von JD.com. Das gemessen am Umsatz grösste Internetkaufhaus in China, an dem Tencent ebenfalls beteiligt ist, steigerte seinen Umsatz 2017 um 40 Prozent. Auf der Ergebnisseite schaffte das Unternehmen den Turnaround. Analysten gehen davon aus, dass JD.com diesen positiven Trend fortsetzen wird. Bis 2020 rechnet der Konsens mit einem durchschnittlichen jährlichen Plus bei Gewinn je Aktie von 55 Prozent. Das Wachstum kommt aber nicht alleine aus dem E-Commerce, das Unternehmen eröffnete Anfang 2018 einen Hightech-Supermarkt in Peking und verbindet damit geschickt die Online- mit der Offline-Welt.

Grafik 2: Die grossen Internet-Player am chinesischen Markt
Grafik 3: Nettogewinn 2017 (Entwicklung zum Vorjahr)
Grafik 4: Chartvergleich – Alibaba Group versus Baidu versus Tencent

Long- und Short-Lösungen
Die Kurskurven der chinesischen Internet-Stars zeigen mittelfristig alle nach oben. Allerdings waren in der Vergangenheit auch immer wieder Rücksetzer zu beobachten. Beispielsweise kam es 2016 zu einem Werbeskandal rund um Medizinprodukte bei Baidu, was der Aktie viele Monate hohe Ausschläge nach unten und oben bescherte.

Risikobewusste Anleger können mit Hebelprodukten auf die Web-Riesen aus dem Reich der Mitte setzen – und das sowohl auf der Long- wie auch Short-Seite. Neu im Angebot hat die Commerzbank auch Produkte auf Internettitel aus der zweiten Reihe. So wurde jüngst die Basiswert-Palette um Weibo erweitert.

Anlageidee: Ausgesuchte Warrants auf chinesische Internetaktien

Warrants

Valor

Basiswert

Typ

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

39963964

Alibaba

Call

200,00 USD

21.12.2018

Swiss DOTS

39963972

Alibaba

Put

185,00 USD

21.12.2018

Swiss DOTS

40640093

Alibaba

Call

205,00 USD

15.03.2018

Swiss DOTS

40640097

Alibaba

Put

170,00 USD

15.03.2018

Swiss DOTS

41840933

Baidu

Call

225,00 USD

21.09.2018

Swiss DOTS

41840948

Baidu

Put

255,00 USD

21.09.2018

Swiss DOTS

41840950

Baidu

Call

230,00 USD

21.12.2018

Swiss DOTS

41840964

Baidu

Put

240,00 USD

21.12.2018

Swiss DOTS

40539551

Tencent

Call

420,00 HKD

21.09.2018

Swiss DOTS

40539563

Tencent

Put

410,00 HKD

21.09.2018

Swiss DOTS

40655069

Tencent

Call

450,00 HKD

15.03.2018

Swiss DOTS

40655077

Tencent

Put

400,00 HKD

15.03.2018

Swiss DOTS

41839530

Weibo

Call

115,00 USD

21.09.2018

Swiss DOTS

41839532

Weibo

Put

95,00 HKD

21.09.2018

Swiss DOTS

41839539

Weibo

Call

115,00 HKD

21.12.2018

Swiss DOTS

41839540

Weibo

Put

90,00 HKD

21.12.2018

Swiss DOTS

Stand: 24. Mai 2018; Quelle: Commerzbank AG

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch zur Verfügung.