Titelthema
Börsen im Wechselbad der Gefühle
Der politische Lärm ist mittlerweile derart laut geworden, dass sich auch die Börsen dem nicht mehr entziehen können. Verschiedene Krisenszenarien haben dafür gesorgt, dass unter anderem der SMI in seinem 30. Jubiläumsjahr in den Rückwärtsgang schalten musste. Die volatile Phase dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte weiter fortsetzen. Um in diesen Kursturbulenzen überproportional zu gewinnen, ist ein hohes Mass an Flexibilität gefragt. Innovative Produkte wie Faktor-Zertifikate, aber auch klassische Turbos und Warrants bieten jede Menge Anlagelösungen, um sowohl bei steigenden wie auch fallenden Kursen zu partizipieren.
Katerstimmung zum Jubiläum: Der Swiss Market Index, kurz SMI, feierte am 30. Juni seinen 30. Geburtstag. Von einem Freudentaumel ist an der Börse aber nichts zu sehen, zu schwer wiegen derzeit die Verluste. Mehr als 8 Prozent büsste der Schweizer Leitindex SMI seit Silvester ein und schnitt damit deutlich schlechter ab als seine Pendants. Während der EURO STOXX 50 und der DAX im bisherigen Jahresverlauf unter dem Strich in etwa auf der Stelle traten, drückte die Wall Street sogar ordentlich aufs Tempo. 3,3 Prozent stehen für den S&P 500 zu Buche, satte 13 Prozent sind es für den Nasdaq-100-Index. (Stand: 20. Juni 2018)
Die USA geben den Takt vor
Die starke Entwicklung in Übersee hat einen einfachen Grund: Die US-Konzerne sind derzeit wahre Gewinnmaschinen. Im ersten Quartal betrug die Wachstumsrate für die S&P 500-Unternehmen satte 24,9 Prozent. Im soeben abgelaufenen zweiten Vierteljahr dürfte das Tempo hoch geblieben sein. Der Durchschnitt der Analysten geht von einem weiteren Ergebnisanstieg in Höhe von 19 Prozent aus. Das wäre das zweithöchste Gewinnwachstum seit dem ersten Quartal 2011 (19,5 Prozent).
Gute Voraussetzungen also für weiter steigende Kurse. Das positive Sentiment lässt sich auch an den Analysten-Bewertungen ablesen. Von den insgesamt 10.909 Ratings für die S&P 500-Mitglieder münden derzeit 53,2 Prozent in Kaufempfehlungen. Die restlichen verteilen sich zu 42,1 Prozent in Hold- und 4,7 Prozent in Sell-Ratings. Besonders optimistisch sind die Experten für die Bereiche Informationstechnologie, Gesundheitswesen und Energie. Platz 1 teilen sich mit Bestnoten die UnitedHealth Group und Amazon. Den höchsten Anteil an Verkaufsempfehlungen weist dagegen der Versorgersektor mit 7 Prozent auf. Dabei bildet der Energiekonzern Consolidated Edison mit insgesamt 47 Prozent Sell-Einstufungen das Schlusslicht.
Schweiz: Die Party ist noch nicht abgesagt
Hierzulande geben die Blue Chips mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf ein gemischtes Bild ab. Gemäss Analysten-Einschätzungen haben die Optimisten die Nase ein klein wenig vorn. 11 der 20 SMI-Titel werden derzeit mit Outperformance bewertet, die anderen 9 mit Hold. Am besten schneidet Sika mit einer Note von 1,83 ab, am schwächsten Swisscom mit 3,36. Zum Notenschlüssel: Werte zwischen 1,5 und 2,5 bedeuten Outperform, 2,5 bis 3,5 Hold. Die bisherige Kursentwicklung der beiden passt zu den Prognosen: Sika weist mit einem Plus von 5,8 Prozent die zweitbeste Performance hinter Swatch auf, die Swisscom-Aktie ist dagegen Vorletzter.
Die Statistik erlaubt ebenfalls, auf eine bessere zweite Hälfte zu hoffen. Ausgehend von 2010 gelang es dem SMI, der rund 80 Prozent des Gesamtkapitals des Schweizer Aktienmarkts abdeckt, im Zeitraum Juli bis Dezember in sechs von acht Fällen besser als in der Periode von Januar bis Juni abzuschneiden. Sogar sieben Mal wurde die zweite Halbzeit mit einem Plus beendet. Die Wende, also von einer negativen Entwicklung zu einer positiven, schafften die Blue Chips im Betrachtungszeitraum insgesamt drei Mal.
Auch wenn zum 30. Geburtstag am 30. Juni die roten Vorzeichen beim SMI überwogen, noch ist das Jahr 2018 nicht zu Ende. Überhaupt kann sich die Performance des Index seit Gründung sehen lassen. Gestartet bei 1.500 Punkten, liegt das Barometer heute um 470 Prozent höher. Dabei gilt es zu beachten, dass der Schock durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015 für eine gewaltige Abwärtsbewegung sorgte. Diese Delle konnte der SMI aber bis heute locker ausmerzen. Vom Rekordhoch am 5. Januar 2018 bei 9.558 Punkten ist der Leitindex, bei dem insgesamt 10 der heutigen 20 SMI-Mitglieder schon bei der Gründung dabei waren, derzeit knapp 11 Prozent entfernt. Auch wenn es die schwache Kursentwicklung der drei Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche zuletzt war, welche den SMI ausbremsten. Noch beheimatet der SMI Europas grösstes Unternehmen: Nestlé ist mit einem Börsenwert von 239 Milliarden Schweizer Franken Spitzenreiter. Roche und Novartis sind ebenfalls unter den Top 5.
Politische Börsen...
...haben kurze Beine, lautet eine Börsenweisheit. Das stimmt in der Regel auch, doch inmitten einer derartigen Phase kann einem »kurz« schon mal »lang« vorkommen. Derzeit stecken die Märkte in einer solchen Situation. In Italien bilden Populisten und Rechte eine neue Regierung und in Spanien verlor Ministerpräsident Rajoy die Vertrauensabstimmung, was vermutlich zu Neuwahlen führen wird. Skeptiker warnen bereits vor der nächsten Eurokrise. Obendrauf kommt noch ein Handelskrieg zwischen China und Europa auf der einen Seite und den USA auf der anderen. Die von den USA angezettelten Abschottungsmassnahmen dürften momentan die grösste Gefahr für die Börsen darstellen, vor allem, weil es der US-Präsident scheinbar auf eine Eskalation ankommen lässt. Nach eher harmlosen Zöllen auf Stahl und Aluminium droht Donald Trump mit Aufschlägen auf Autos aus Europa sowie mit neuen Zöllen auf chinesische Waren im Volumen von 200 Milliarden US-Dollar. Weder die EU noch das Reich der Mitte bleibt dabei untätig. Die Regierung in Peking erklärte, dass sie zwar keinen Handelskrieg möchten, aber auch keine Angst davor haben. Noch sind die realwirtschaftlichen Auswirkungen im Handelsstreit gering. Die US-Strafzölle betreffen 2,2 Prozent der gesamten Ausfuhren oder 0,1 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Allerdings könnte eine weitere mögliche Runde in der Auseinandersetzung das Riesenreich stärker treffen. Die Commerzbank-Ökonomen rechnen mit möglicherweise 0,3 Prozent des BIP.
Grafik 1: Gewinner und Verlierer im SMI
Grafik 2: Performance ausgewählter Aktienmärkte im ersten Halbjahr
Konjunktur am Scheideweg
Da sich nur sehr schwer vorhersagen lässt, was Trump als Nächstes einfällt, dürfte die Unsicherheit für die Börsen in der zweiten Jahreshälfte diesbezüglich anhalten oder sogar zunehmen. Apropos zunehmen: Aufgrund der steigenden Risiken im Welthandel haben schon einige Forschungsinstitute ihre Konjunkturprognosen für dieses Jahr gekappt. Bereits in den vergangenen Monaten trübten sich nicht nur die Stimmung, sondern auch die harten Fakten ein. Zum Jahresauftakt kam es im Euroraum mit einem Plus von 0,4 Prozent zu einem deutlichen Rückgang der Wachstumsrate im Vergleich zum vierten Quartal 2017 mit 0,7 Prozent. Eine schnelle Wende ist nicht in Sicht: Das Stimmungsbarometer für die Eurozone fiel im Mai um 0,2 auf 112,5 Punkte.
Hierzulande sehen die Experten noch keine Abschwächung. Die Volkswirte des Bundes haben ihre Prognosen für das Schweizer Wirtschaftswachstum für 2018 jüngst bestätigt. Sie erwarten unverändert ein reales BIP-Wachstum von 2,4 Prozent. »Aufschwung intakt trotz Risiken«, fasst das SECO zusammen. Eine wichtige Rolle fällt dabei dem Schweizer Franken zu. Hatte dieser in den ersten Monaten des Jahres deutlich abgewertet und sogar die Marke von 1,20 Euro nach oben gerissen, mutiert die heimische Währung im Zuge der wachsenden globalen Unsicherheiten wieder verstärkt zum »safe haven«. »Die zum Teil ausgeprägten Bewegungen auf den Devisenmärkten zeigen, dass die Lage fragil bleibt und der Schweizer Franken bei erhöhter Unsicherheit weiterhin als sicherer Hafen gesucht wird«, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan auf der letzten vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung der Notenbank. Bis auf unter 1,15 ging es mit dem Währungspaar Euro/Schweizer Franken zuletzt, was im Umkehrschluss auf den exportorientierten Unternehmen lastet. Commerzbank Research geht davon aus, dass das Duo erst mal auf diesem Niveau verharren wird. Ein nachhaltiger Anstieg über 1,20 Euro ist den Experten zufolge erst wahrscheinlich, wenn erste Zinserhöhungen der EZB absehbar sind.
Grafik 3: Entwicklung Euro/Schweizer Franken
Tabelle 1: Prognose Wechselkurs Euro/Schweizer Franken
Sep 2018 |
Dez 2018 |
Mrz 2019 |
Jun 2019 |
Sep 2019 |
---|---|---|---|---|
1,15 |
1,14 |
1,15 |
1,16 |
1,17 |
Stand: Juni 2018; Quelle: Commerzbank AG
Bewertungen lassen noch Raum
Trotz aller Gefahren befinden sich die Kapitalmärkte immer noch in einer guten fundamentalen Verfassung. Hohe Unternehmensgewinne, hohe Dividenden und zum Teil moderate Bewertungen sprechen für die Anlageklasse Aktien. Beispielsweise liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den S&P 500 bei gut 16 und damit in etwa auf dem 5-Jahres-Durchschnitt. In Relation zum erwarteten Gewinnwachstum von 20,8 Prozent für 2018 ist dies allerdings günstig. Beim SMI ist die Diskrepanz noch grösser: Laut Datenlieferant FactSet steigen die Profite der heimischen Blue Chips in diesem Jahr um knapp ein Drittel, das KGV beträgt dagegen nur 14,6. Das durchschnittliche Kursziel für den SMI liegt bei 9.059 Punkten. Damit hat der Index in der zweiten Jahreshälfte theoretisch 6 Prozent Luft nach oben.
Ein nahezu ebenso hohes Potenzial räumt der Durchschnitt der Analysten dem S&P 500 bis zum Rest des Jahres ein. Commerzbank Research wertet darüber hinaus positiv, dass der Nasdaq 100 Anfang Juni ein neues Allzeithoch markierte. Damit hat der Index im laufenden Bullenmarkt seit März 2009 bereits 580 Prozent zugelegt. Diesem Trend könnten nun auch andere Gradmesser folgen. Als besonders attraktiv stufen die hauseigenen Experten die deutschen Blue Chips ein. So liegt das DAX-KGV für das Geschäftsjahr 2018 bei 12,5 und damit 2 Punkte unter dem 30-Jahres-Durchschnitt von 14,5. Auch die erwartete Dividendenrendite gibt Grund zur Freude: Mit 3,3 Prozent befindet sie sich 340 Basispunkte über der Rendite der zweijährigen Bundesanleihe und 210 Basispunkte über der Rendite von BBB-Euro-Unternehmensanleihen. Allerdings ist auch bei unseren Nachbarn nicht alles eitel Sonnenschein. Das Diesel-Gate hat mittlerweile auch Daimler erfasst und zu einer Gewinnwarnung bei dem Autokonzern geführt. (Stand: 20. Juni 2018)
Grafik 4: SMI-Halbjahresperformance
Flexibilität ist gefragt
Alles in allem dürfte davon auszugehen sein, dass in der zweiten Hälfte des Börsenjahres 2018 die Schwankungen hoch bleiben werden. Allein schon die hohe Anzahl an politischen Konflikten, gepaart mit unberechenbaren Schritten der Notenbanken, stellen Belastungsfaktoren für die Märkte dar.
Schnelles und flexibles Handeln bleibt für Anleger also das Gebot der Stunde. Mit entsprechenden Produkten lässt sich jede Kursrichtung optimal ausnutzen. Während Derivate der Marke »Long« überproportional an steigenden Notierungen partizipieren, zielen »Short«-Papiere auf fallende Kurse ab. Derartige gehebelte Spekulationen sind beispielsweise mit Turbos oder auch Warrants möglich. Daneben bieten auch die innovativen Faktor-Zertifikate die Möglichkeit für schnelle Gewinne. Diese strukturierten Produkte weisen Vorteile auf: keine Knock-Out-Barriere, kein Einfluss der Volatilität auf die Preisstellung sowie ein gleichbleibender Multiplikator. Möglich machen dies eigens von der Commerzbank entwickelte Strategieindizes, welche den Faktor-Zertifikaten als Basiswert zugrunde liegen. Diese bilden die tägliche prozentuale Kursveränderung eines Basiswerts gegenüber seinem Vortagesschlusskurs mit einem konstanten Faktor ab.
In der Tabelle stellen wir Ihnen eine Auswahl an Produkten auf Basiswerte vor, die im zweiten Halbjahr im Fokus stehen könnten.
Anlageidee: Profitieren Sie von ausgewählten Produkten
Faktor-Zertifikate auf Indizes
Index |
Strategie |
Hebel |
Valor |
Strategie |
Hebel |
Valor |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|---|---|---|
DAX |
Long |
12 |
Short |
–12 |
Swiss DOTS |
||
EURO STOXX 50 |
Long |
8 |
Short |
–8 |
Swiss DOTS |
||
Nasdaq 100 |
Long |
6 |
Short |
–6 |
SIX |
||
S&P 500 |
Long |
6 |
Short |
–6 |
SIX |
||
SMI |
Long |
4 |
Short |
–4 |
Swiss DOTS |
Faktor-Zertifikate auf Währungen
Faktor-Zertifikate auf Aktien
Unlimited Turbo-Zertifikate auf Aktien
Valor |
Basiswert |
Typ |
Hebel |
Stoppschwelle |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|---|
Adecco |
Bull |
7,3 |
52,40 CHF |
Swiss DOTS |
|
Adecco |
Bear |
5,1 |
68,13 CHF |
Swiss DOTS |
|
Daimler |
Bull |
6,5 |
52,53 EUR |
Swiss DOTS |
|
Daimler |
Bear |
5,9 |
62,85 EUR |
Swiss DOTS |
|
Nestlé |
Bull |
4,3 |
58,24 CHF |
Swiss DOTS |
|
Nestlé |
Bear |
4,9 |
85,83 CHF |
Swiss DOTS |
|
Novartis |
Bull |
6,7 |
64,60 CHF |
Swiss DOTS |
|
Novartis |
Bear |
3,6 |
91,19 CHF |
Swiss DOTS |
Warrants auf Aktien
Valor |
Basiswert |
Typ |
Strike |
Laufzeit |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|---|
Alphabet |
Call |
1.250,00 USD |
21.12.2018 |
Swiss DOTS |
|
Alphabet |
Put |
1.150,00 USD |
21.12.2018 |
Swiss DOTS |
|
Amazon |
Call |
1.650,00 USD |
21.12.2018 |
Swiss DOTS |
|
Amazon |
Put |
1.800,00 USD |
21.12.2018 |
Swiss DOTS |
|
|
Call |
205,00 USD |
15.03.2019 |
Swiss DOTS |
|
|
Put |
185,00 USD |
15.03.2019 |
Swiss DOTS |
|
Netflix |
Call |
420,00 USD |
15.03.2019 |
Swiss DOTS |
|
Netflix |
Put |
390,00 USD |
15.03.2019 |
Swiss DOTS |
Stand: 25. Juni 2018; Quelle: Commerzbank AG
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch zur Verfügung.