Titelthema

Disruptive Technologien: Die »Zerstörer« der alten Welt

Heutzutage wird fast jeder Fortschritt als Durchbruch dargestellt. Allerdings sind die wirklich »grossen Dinge« eher selten. Dabei handelt es sich um Technologien, die das Potenzial haben, den Status quo zu durchkreuzen und die Art und Weise zu verändern, in der Menschen leben und arbeiten. In der Fachwelt werden derartige Erscheinungen als »disruptive Technologien« beschrieben. Wir haben uns auf die Suche nach Technologien mit disruptivem Potenzial gemacht und stellen Unternehmen vor, die dabei ganz vorne mitspielen.

Als Nicolaus August Otto 1876 den ersten Viertaktmotor entwickelte und Carl Benz zehn Jahre später beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin seine Entwicklung »Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb« zum Patent anmeldete, ging die Jahrhunderte andauernde Ära der Pferdekutsche zu Ende. Nach mehr als 100 Jahren im Benzinzeitalter steht nun der nächste, tief greifende Umbruch bevor. Das Elektroauto löst den Verbrennungsmotor nach und nach ab. Allerdings ändert sich nicht nur der Antrieb, in wenigen Jahren werden die Tage des klassischen Pkws, wie wir ihn heute kennen, gezählt sein. Autohersteller und Hightechunternehmen arbeiten an selbststeuernden Roboterfahrzeugen, deren Durchbruch naht.

Im Fachjargon werden derartige Innovationssprünge als »disruptive Technologien« bezeichnet. Diese »zerstören« die Erfolgsserie etablierter Technologien und Verfahren und verdrängen respektive ersetzen diese. In der Regel haben diese Umwälzungen einen breiten Charakter, sodass sich Gewohnheiten im Privat- und Berufsleben verändern und bestehende Märkte und Geschäftsmodelle auf den Kopf gestellt werden.

Beispiele dafür gibt es in der aktuell hochtechnologisierten Welt mehr als genug. Die gute alte Schallplatte wurde zuerst durch das MP3-Format und nun durch Streaming-Dienste verdrängt, Industrie 4.0 revolutioniert gerade den Produktionsprozess und die Blockchain, Stichwort Fintech, verändert das Bankenwesen von Grund auf. So flossen im vergangenen Jahr mehr als 16 Milliarden US-Dollar an Venture Capital in die Fintech-Branche, was gleichzeitig ein neues globales Finanzierungsrekordhoch bedeutete. Alles in allem werden durch diese Entwicklungen in vielen Branchen die Karten derzeit neu gemischt.

Vom Paradigmenwechsel profitieren
Disruptive Technologien entstehen in der Regel nicht plötzlich, sondern entwickeln sich über einen längeren Zeitraum hinweg im Schatten existierender Produkte oder Dienstleistungen. Die Trendsetter zeigen etablierten Unternehmen, dass sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen können. Bestes Beispiel ist Nokia. Der ehemalige Handy-Pionier und Weltmarktführer hat den Wechsel zum Smartphone verschlafen und wurde innerhalb kürzester Zeit von neuen Branchenplayern wie Apple und Samsung quasi überrollt. Dass sich das auch für Anleger lohnen kann, zeigt ein Blick auf den Apple-Kurs. Die Aktie hat sich seit der Einführung des ersten iPhone im Jahr 2007 in etwa vervierzehnfacht.

Diese Entwicklung zeigt, dass disruptive Technologien auch Investmentchancen eröffnen. Daher gilt es genau zu prüfen, welche Neuerungen das Zeug zu einem disruptiven Trend haben. Unbestritten dürfte sein, dass sich die Medienwelt derzeit um 180 Grad dreht. Dazu zählt unter anderem der Konsum von TV und Musik. Unternehmen wie Netflix oder Amazon haben den Fernsehmarkt kräftig umgestülpt. Mit Video-on-Demand (VoD) sind die Zeiten fest vorgegebener Sendezeiten Geschichte. Spielfilme und Serien sind mit VoD überall und jederzeit verfügbar. Noch einschneidender verlaufen die Veränderungen am Musikmarkt. Schallplatten und CDs mutieren zum Auslaufmodell, Streaming ist die neue »Wunderwaffe« der Branche. Entfiel auf das Streaming vor vier Jahren erst ein Marktanteil von 13,3 Prozent, sind es heute bereits 38,1 Prozent. Früh erkannt hat die Wende Spotify. Per Ende Juni zählte der weltgrösste Musikstreaming-Dienst bereits 83 Millionen Kunden.

Künstliche Intelligenz (KI): Eine neue Ära beginnt
Auch das Kommunikationsverhalten der Menschen hat sich in den vergangenen Jahren entscheidend verändert. Grund: Die Social-Media-Plattform Facebook. Mit rund 2 Milliarden Nutzerkonten weltweit verfügt der US-Konzern über eine imponierende Dominanz. Um auf der Erfolgsspur zu bleiben, hat Facebook längst den nächsten disruptiven Trend in die Unternehmensstrategie aufgenommen: Künstliche Intelligenz (KI). Dieser Technologie wird in der Fachwelt enormes Potenzial in den kommenden Jahren eingeräumt. KI wird unter anderem Produktionsprozesse automatisieren, die Gesundheitsversorgung verbessern und Autos selbstständig fahren lassen. Laut Microsoft-CEO Satya Nadella ist KI die »bestimmende Technologie unserer Zeit«.

Apropos Microsoft, der Softwarekonzern hat schon einmal Mitte der Achtzigerjahre mit seinem Betriebssystem Windows die (Computer-)Welt revolutioniert. Derzeit ist der US-Konzern wieder bei der Etablierung neuer Megatrends vorne mit dabei. Dazu zählt neben KI auch das Cloud-Computing. Bereits 2016 gründete das Unternehmen die Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz und Forschung und hat inzwischen bereits KI-basierte Tools über seinen Azure-Cloud-Computing-Service eingeführt.

Das Roboterzeitalter hat bereits begonnen
Unaufhaltsam scheint auch der Trend zu Industrie 4.0, also einer vollautomatisierten Produktion. Mithilfe des Internets der Dinge (IoT – Internet of Things) können Maschinen selbstständig Informationen über das World Wide Web austauschen. Damit eine Fertigung störungsfrei laufen kann, bedarf es einer enormen Datenspeicherung und -verarbeitung. Eng verbunden ist daher die neue »Smart Factory« mit dem Cloud-Computing. Vorne dabei in diesen Entwicklungen sind grosse Tech-Konzerne wie Alphabet, Alibaba, Amazon oder auch SAP.

Allerdings fällt nicht nur der IT eine wesentliche Rolle zu, auch bedarf es intelligenter Roboter. Die Schweizer ABB zählt dabei weltweit zu den Top-4-Anbietern. Die Menschenmaschinen halten nicht nur verstärkt Einzug in den Fertigungsstrassen, auch in vielen anderen Sektoren werden immer mehr Menschenmaschinen eingesetzt, sei es auf dem Operationstisch oder auch im Privatbereich. So sind beispielsweise digitale Assistenten wie Siri von Apple oder Alexa von Amazon in vielen Haushalten bereits in die Familie integriert. Auch Rasen- und Staubsaugerroboter ziehen selbstständig ihre Runden.

Das vernetzte Zuhause
Der Weg führt also Richtung »Smart Home«. Durch diese Technologie werden zum einen Alltagsvorgänge automatisiert, zum anderen Geräte wie Heizungen oder Lampen per Smartphone von zu Hause oder auch unterwegs schnell und bequem an die persönlichen Bedürfnisse angepasst. Nach Angaben von Statistic werden hierzulande in diesem Jahr im Smart-Home-Markt bereits knapp 300 Millionen Franken umgesetzt. Laut Prognose soll sich das Marktvolumen bis zum Jahr 2022 mehr als verdoppeln, was einem jährlichen Umsatzwachstum von rund 22 Prozent entspricht. Im weltweiten Vergleich spielt die Schweiz damit aber immer noch eine untergeordnete Rolle. Mit einem jährlichen Erlös von rund 18 Milliarden US-Dollar sind die USA derzeit führend. Das grösste Wachstum wird in den kommenden Jahren allerdings in China erwartet. Um mehr als 600 Prozent soll der Umsatz mit smarten Haushaltsgeräten bis 2022 zulegen. Dann würde das Reich der Mitte die USA von der Spitze verdrängen.

Die chinesische Xiaomi, die kürzlich ihr Börsendebüt in Hongkong feierte, zählt zu den Profiteuren dieser Entwicklung. Das eigentlich für seine Smartphones bekannte Unternehmen verfügt über zahlreiche vernetzte Geräte wie Saug- und Wischroboter oder auch einen intelligenten WC-Sitz. Laut den Experten von iResearch ist Xiaomi mit mehr als 100 Millionen Connected-Geräten im Besitz der weltweit grössten IoT-Plattform. Chinesische Technologiekonzerne spielen auch im Automobilbereich eine wichtige Rolle. So hat sich beispielsweise Baidu, chinesischer Marktführer bei den Suchmaschinen, mit dem deutschen Hersteller Daimler beim autonomen Fahren sowie bei der Vernetzung von Autos zusammengetan. Bereits im April vergangenen Jahres hat der Internetkonzern das Projekt Apollo initiiert und darf seit März das System in einigen Vororten von Peking im Strassenverkehr testen. Dem Apollo-Programm hat sich auch der Chiphersteller Infineon Anfang dieses Jahres angeschlossen, um seine KI-Expertise einzubringen.

Apropos Halbleiter: Besonders eng mit den aufgeführten disruptiven Technologien ist Nvidia verbunden. Nur aufgrund dessen schnellen und leistungsfähigen Prozessoren sind diese neuen Megatrends möglich. Das US-Unternehmen ist in vielen Bereichen tätig, im E-Gaming ebenso wie beim selbstständigen Fahren. Damit ein Fahrzeug autonom steuern kann, muss die anfallende Datenflut in Echtzeit ausgewertet werden können. Die Kalifornier haben dazu die KI-Plattform »Drive PX« entwickelt.

Disruptive Innovation mit Sonne und Wind
Aber auch ausserhalb der IT-Welt sind disruptive Entwicklungen auszumachen. Dazu zählt die Gesundheitsbranche ebenso wie alternative Energien. Im Healthcare-Bereich sind alle Augen auf die Fortschritte in der Immuntherapie gerichtet, welche die Krebsbekämpfung deutlich verbessern soll. Erneuerbare Energien lösen derweil immer mehr die fossilen Brennstoffe ab, da deren Kosten fallen und damit die Effizienz von Windturbinen und Solarmodulen zunimmt. »Diese neue Dynamik signalisiert eine signifikante Veränderung des Energieparadigmas. Diese Kostensenkungen durch Technologien sind beispiellos und repräsentativ für den Grad, in dem erneuerbare Energien das globale Energiesystem disruptiv verändern«, erklärt Generaldirektor Adnan Amin der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien. Dies zwingt etablierte Energieunternehmen zum Handeln. Beispielsweise haben die Öl- und Gas-Konzerne Shell und BP ihren Fokus bereits auf erneuerbare Optionen verlagert. In die Hände spielt der ökologische Ansatz Vestas. Der Branchenprimus in Sachen Windenergie erfreut sich eines prall gefüllten Orderbuchs. Zwischen April und Juni legten die neuen Turbinenaufträge um 43 Prozent auf 3.807 Megawatt (MW) zu. Das war nicht nur deutlich mehr als von Analysten erwartet, sondern stellt zugleich einen neuen Rekordauftragsbestand dar.

Mutige Anlegernaturen können mit ausgesuchten Hebelpapieren auf die Gewinner von morgen setzen. Da sich der Wind in der Technologiewelt allerdings schnell drehen kann, ist eine fortlaufende Überwachung der gewählten »Zukunfts«-Aktien vonnöten. Denn das Unternehmen, welches die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkennt, kann schnell in einen Abwärtsstrudel geraten. Wir stellen Ihnen nachfolgend daher sowohl Long- als auch Short-Produkte vor.

Sechs Beispiele für disruptive Technologien

Die Autoindustrie steht vor einem tief greifenden Wandel: Neue Angebote wie selbststeuernde Karossen, elektrische Antriebe und Mobilitätsdienstleistungen werden in den kommenden Jahren die bestimmenden Themen werden. So haben bereits 80 Prozent der grossen Hersteller angekündigt, bis 2025 hochautomatisierte Fahrzeuge zu entwickeln. Die Experten von McKinsey gehen davon aus, dass sich die Umsätze der Branche bis 2030 von heute 3,4 auf 6,6 Billionen US-Dollar fast verdoppeln werden. Dann werden die Innovationen ein Viertel der Gesamterlöse ausmachen, heute liegt ihr Anteil unter 1 Prozent.


Die Umsätze in der »Wolke« werden in den kommenden Jahren im Mittel prozentual zweistellig zulegen.

Grafik 1: Weltweite Erlöse Public Cloud Services

Die disruptive Veränderung des globalen Energiesystems steht nach Ansicht der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (Irena) bevor. Denn Öko-Strom wird immer günstiger und damit konkurrenzfähiger. So sind die Kosten für die Erzeugung von Strom aus Onshore-Windenergieanlagen im weltweiten Mittel seit 2010 um etwa ein Viertel gesunken. Solarstrom hat sich in diesem Zeitraum sogar um 73 Prozent verbilligt. Dieser Trend soll sich fortsetzen. Irena erwartet, dass alle auf dem Markt befindlichen regenerativen Energien bis 2020 mit fossilen Brennstoffen konkurrieren und diese sogar unterbieten können.


Das Wachstum bei der Anzahl an verbundenen Geräten nimmt kräftig Fahrt auf. Prognosen zufolge werden 2025 mehr als 75 Milliarden Geräte miteinander vernetzt sein, mehr als dreimal so viel wie heute.

Grafik 2: Installierte und vernetzte Geräte auf Basis des Internets der Dinge

Der Global Digital Report 2018 kommt zu dem Ergebnis, dass 2017 fast eine Viertelmilliarde neuer User zum ersten Mal online waren. Insgesamt nutzen mehr als 4 Milliarden Menschen das Internet. Wachstumstreiber sind mobile Geräte. Etwa 200 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr ihr erstes mobiles Gerät erhalten. Der afrikanische Kontinent ist mit jährlichen Steigerungsraten von mehr als einem Viertel die wachstumsstärkste Region.


Industrieroboter sind auf dem Vormarsch. Zwischen 2014 und 2020 gehen Experten von einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum von 15 Prozent aus.

Grafik 3: Angebot von Industrierobotern weltweit

Anlageidee: Zertifikate auf Technologieaktien

Faktor-Zertifikate

Index

Strategie

Hebel

Valor

Strategie

Hebel

Valor

Handelsplatz

ABB

Long

8

34509111

Short

–3

33278436

SIX

Alibaba

Long

6

35968274

Short

–6

41126637

Swiss DOTS

Baidu

Long

4

35968278

Short

–4

35968377

Swiss DOTS

BP

Long

4

34417563

Short

–4

34417568

Swiss DOTS

Infineon

Long

8

34417095

Short

–8

41126614

Swiss DOTS

SAP

Long

5

33365166

Short

–5

33365197

SIX

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Hebel

Stoppschwelle

Handelsplatz

30573542

Vestas

Bull

4,1

349,65 DKK

Swiss DOTS

39013968

Vestas

Bear

3,5

533,06 DKK

Swiss DOTS

43074629

Xiaomi

Bull

7,1

15,00 HKD

Swiss DOTS

43074623

Xiaomi

Bull

3,1

12,00 HKD

Swiss DOTS

Warrants

Valor

Basiswert

Typ

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

42237745

Alphabet

Call

1.150,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42237616

Alphabet

Put

1.250,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42237765

Amazon

Call

1.950,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42237623

Amazon

Put

1.850,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42237772

Apple

Call

200,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42015371

Apple

Put

195,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42739222

Dropbox

Call

29,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42350776

Facebook

Call

185,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42015413

Facebook

Put

180,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42410315

Netflix

Call

370,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42015461

Netflix

Put

380,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42350802

Nvidia

Call

265,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42015470

Nvidia

Put

270,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

42015483

Spotify

Call

185,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

Stand: 27. August 2018; Quelle: Commerzbank AG

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch zur Verfügung.