Sonect

Der Geldautomat auf Ihrem Smartphone

Die Welt der Zahlungsmittel hat sich schon immer verändert, allerdings waren die letzten Jahrzehnte geprägt von Umwälzungen, wie es sie wohl noch nie vorher gegeben hat. Der Goldstandard wurde 1973 durch das Fiatgeld abgelöst, als das Bretton-Woods-System auseinanderbrach, die Einführung der Kreditkarte machte Konsumkredite überall möglich und Bezahlen mit dem Smartphone wird langsam zur Regel. Eins hat sich allerdings seit Jahrzehnten nicht verändert: die Art, wie Bargeld in der Gesellschaft verteilt wird. Seit der Einführung des Geldautomaten im Jahr 1967 in London wird Geld am Geldautomaten abgehoben, in Läden ausgegeben, von den Geschäften zur Bank gebracht und schlussendlich wieder an die Geldautomaten verteilt. Ein ewiger Zyklus. Ein Zyklus, den das Schweizer Start-up Sonect aufbrechen möchte, um Bargeldtransaktionen in unserer Gesellschaft effizienter und einfacher zu gestalten.

Eine Win-win-win-Situation
Sonect hat den Geldautomaten für das Smartphone entwickelt. Mit diesem Service können Geschäfte wie Bäckereien, Apotheken oder Bars als Sonect-Geldautomaten fungieren und Geld an ihre Kunden auszahlen. Dadurch sparen die Geschäfte Kosten beim Handling ihrer Bargeldbestände und die Kunden profitieren von der Möglichkeit, Bargeld dort abheben zu können, wo sie es auch wirklich brauchen. Der Service ist für Endverbraucher und Shops kostenlos und somit ohne grosse Eintrittshürden zugänglich. Auf Kundenseite muss lediglich ein Smartphone und eine Kreditkarte oder ein Bankkonto vorhanden sein. Auf der Seite des Geschäfts wird lediglich ein Smartphone oder Tablet gebraucht, um die Transaktion bestätigen zu können. Der ganze Prozess des Geldabhebens ist so einfach wie möglich gestaltet. Der Kunde wählt einen Laden in der App aus, wählt den Betrag, dann generiert die App einen Barcode. Dieser Barcode muss nur noch vom Laden gescannt und das Geld direkt an den Kunden ausgezahlt werden. Der Barcode dient zur Sicherheit, damit Sonect garantieren kann, dass sich wirklich die richtigen Parteien für den Bargeldaustausch finden.

Der grosse Vorteil von Sonect liegt darin, dass die App die existierende Infrastruktur in Geschäften nutzt. Die Funktion von Sonect bricht mit dem Geldzyklus, indem das Geld nicht mehr vom Laden zur Bank getragen wird, sondern direkt wieder zurück zu den Endverbrauchern gelangt. Zudem werden auch heute noch die meisten Transaktionen mit Bargeld getätigt, in der Schweiz beträgt der Anteil immerhin noch bis zu 60 Prozent, im Ausland ist der Anteil teilweise noch höher. Diese Tatsache wird heutzutage häufig vergessen, weil sich viele Diskussionen beim Thema Zahlungsmittel um Apple Pay oder Samsung Pay drehen. Dadurch werden viele der Personen, die Bargeld als Zahlungsmittel präferieren, nicht berücksichtigt.

Ein grosses Geldautomaten-Netzwerk
Sonect betreibt bereits jetzt über 150 Sonect-Geldautomaten in der Schweiz und noch 2018 sollen mehrere Hundert dazukommen. Als Vergleich: In der ganzen Schweiz gibt es um die 7.000 Geldautomaten, Tendenz abnehmend. Geldautomaten sind für Banken häufig ein hoher Investitionsfaktor, und bei Weitem nicht alle Geldautomaten sind kostendeckend, weshalb immer mehr Infrastruktur abgebaut wird. Der Service von Sonect kann deshalb sogar dabei helfen, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) eine ihrer Kernaufgaben wahrnehmen kann. Ein Teil des in der Verfassung festgelegten Auftrags der SNB ist die Versorgung der Schweiz mit Bargeld. Mit einer Abnahme von Geldautomaten wird es für die Nationalbank immer schwieriger, diesem Verfassungsauftrag vollumfänglich und in allen Teilen der Schweiz gleichmässig gerecht zu werden. Daher bietet die Lösung von Sonect hier Abhilfe und ermöglicht eine Selbsthilfe in den Regionen, in denen immer mehr Geldautomaten verschwinden.

Die Geschäftsidee von Sonect fusst auf dem Gedanken, dass man Geld doch einfach dort beziehen können sollte, wo man es auch wirklich braucht und wo es auch umgesetzt wird, anstatt durch eine womöglich fremde Stadt zu irren und am Automaten vielleicht auch noch hohe Gebühren zu bezahlen. Das zumindest war die Prämisse, unter der Sandipan Chakraborty die Firma Sonect 2016 gründete. Sonect hat schon bald Preise gewonnen und war zuletzt unter den Top FinTech Start-ups in der Liste der Top 100 Start-ups der Schweiz aufgeführt. Inzwischen hat die Firma bereits wichtige Investoren und Partner für sich gewinnen können. Ausserdem haben sich in den letzten anderthalb Jahren bereits über 15 Personen der Firma angeschlossen, um gemeinsam an der Idee und deren Umsetzung zu arbeiten.

Für die Zukunft verfolgt Sonect ambitionierte Ziele. Die Vision der Firma ist es, private Geldtransaktionen so einfach wie möglich zu gestalten. Angefangen hat es mit dem Geldautomaten für das Smartphone, aber weitere Funktionen sollen bald folgen. Dabei sollen diese Funktionen für so viele Menschen wie möglich zugänglich sein. Aus diesem Grund unternimmt Sonect schon heute erste Schritte, um dieses Ziel zu erreichen. Für 2019 ist die internationale Expansion in die USA und in Europa geplant.