Commerzbank Analysen

SMI: Die Börsenampel steht auf Rot

Das Börsenjahr 2018 geht als Bärenmarkt in die Geschichte ein. Die Ausgangslage für das neue Jahr ist trotz der anhaltenden Unsicherheiten für Aktien aber nicht hoffnungslos. Das Bewertungsniveau ist deutlich gefallen, die Unternehmensgewinne werden weiter steigen und die expansive Geldpolitik bleibt bestehen. Dennoch ist bis auf Weiteres Vorsicht angesagt, denn die Volatilität dürfte hoch bleiben.

Die Enttäuschung wiegt schwer: Anfang Januar 2018 lautete das von FactSet ermittelte durchschnittliche Kursziel der Analysten für den SMI auf 10.454 Punkte. Das hätte einem Kursplus von 11,4 Prozent entsprochen. Wobei die Betonung auf »hätte« liegt. Denn die Realität sieht anders aus. Der heimische Leitindex tauchte um rund 1.000 Zähler ab und endete damit 10 Prozent im Minus.

Die Nervosität an den Märkten lässt sich am einfachsten am VSMI ablesen. Das sogenannte »Angstbarometer« explodierte 2018 förmlich um knapp 90 Prozent. In der Spitze stand der Volatilitätsindex bei über 28 und markierte damit ein 2-Jahres-Hoch. Vor allem in den letzten Monaten des Jahres nahmen die Schwankungen zu.

Kaum Gewinner, viele Verlierer
Ein Blick auf die Jahresbilanz des SMI zeigt, dass es letztendlich nur 3 von 20 Mitgliedern gelang, im positiven Bereich abzuschliessen. Mit Novartis ist allerdings ein Schwergewicht unter den Gewinnern. Der Blue Chip ist sogar auf ein neues 3-Jahres-Hoch ausgebrochen. Anleger honorierten bei dem Pharma-Konzern zum einen die Vielzahl an hoffnungsvollen Medikamenten-News. Kurz vor Jahresende erhielten die Basler beispielsweise noch die US-Zulassung für die Genersatztherapie »AVXS-101« zur Behandlung von erblich bedingtem Muskelschwund. Zudem übernahm Novartis im vierten Quartal für 2,1 Milliarden US-Dollar Endocyte. Die US-Biotech-Schmiede entwickelt eine nuklearmedizinische Therapie zur Behandlung von Prostatakrebs, die 2021 auf den Markt kommen soll.

Der 2018er-Gewinner war allerdings Swiss Life mit einem Plus von 8,5 Prozent. Der Anstieg kommt nicht von ungefähr, der Versicherer befindet sich derzeit auf einem nachhaltigen Wachstumskurs. Dieser wird von dem kürzlich vorgestellten Unternehmensprogramm »Swiss Life 2021« unterstrichen. Die Agenda sieht eine weitere Steigerung der Gewinne sowie eine höhere Dividende an die Aktionäre vor. Anstatt bislang 30 bis 50 Prozent wird in den kommenden drei Jahren eine Ausschüttungsquote von 50 bis 60 Prozent angepeilt. Darüber hinaus möchte Swiss Life bis Dezember 2019 eigene Aktien zurückkaufen und damit zusätzlich 1 Milliarde Schweizer Franken an die Eigentümer ausschütten.

Grafik 1: SMI – Tops und Flops 2018

Konjunktur im Rückwärtsgang
Derartige positive Nachrichten waren hierzulande aber 2018 in der Minderheit – insbesondere im zweiten Halbjahr. Im dritten Quartal legte die Schweizer Wirtschaft eine Vollbremsung hin. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte unerwartet um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Es waren vor allem die rückläufigen Exporte und Ausrüstungsinvestitionen, welche den Aufschwung kurzfristig abwürgten.

Der wirtschaftliche Absturz bleibt nicht ohne Folgen für die Unternehmensergebnisse. Anfang des Jahres hatte der Analystenkonsens mit einem SMI-Gewinn in Punkten von 571 gerechnet, ein Plus von 17,4 Prozent zu 2017. Die Schätzungen sind mittlerweile zwar gesunken, allerdings kann sich die aktuelle Prognose von 541 Punkten dennoch sehen lassen. Da die Kurse deutlich schneller als die Ergebniserwartungen gefallen sind, hat sich das Bewertungsniveau deutlich entspannt. Beim SMI liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit 14,3 bereits auf dem 10-Jahres-Durchschnitt. Auch der SMIM nähert sich seinem langfristigen Mittel an. Der »kleine Bruder« weist derzeit ein KGV von 18 auf, nur noch 0,3 Punkte über dem Durchschnitt. In puncto Dividendenrendite glänzen sowohl der SMI (3,8 Prozent) als auch der SMIM (3,1 Prozent) mit Werten oberhalb des historischen Schnitts.

Grafik 2: KGV-Vergleich – SMI versus SMIM (forward, 12-month)

Hoffnungsvoller Ausblick
Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Schweizer Grosskonzerne ihre Gewinne 2019 weiter verbessern können. Die Wachstumsrate soll bei beachtenswerten 11 Prozent liegen. Damit schneidet der SMI besser als Vergleichsindizes wie der EURO STOXX 50 oder auch der S&P 500 ab. Zuletzt nahm die Zuversicht bezüglich der heimischen Blue Chips trotz der Kurskapriolen an den globalen Märkten sogar zu. Auf Sicht von einem Monat kam es zu Aufwärtsrevisionen um 0,6 Prozent. 2020 soll der positive Trend anhalten und die SMI-Gewinne um weitere 8,3 Prozent anschieben.

Unterstützung könnten die Unternehmensergebnisse von der Wirtschaft bekommen. Ein starker privater Konsum sowie höhere Ausrüstungsinvestitionen sollten in den kommenden Quartalen wieder positiv zum Wachstum beitragen. Die eidgenössischen Währungshüter sorgen diesbezüglich für günstige Rahmenbedingungen. Die SNB hält weiterhin an ihrer expansiven Geldpolitik fest und daran wird sich auch 2019 kaum etwas ändern. Auf der letzten Sitzung im Dezember 2018 hielt Thomas Jordan nicht nur am Zinssatz von minus 0,75 Prozent fest, auch machte der SNB-Chef klar, dass am Devisenmarkt bei Bedarf weiterhin interveniert wird.

Die Analystenzunft blickt trotz der geopolitischen Unsicherheiten sowie der protektionistischen Tendenzen positiv ins Jahr 2019. Der Konsens rechnet beim SMI mit einem Endstand von 9.924 Punkten, ein Aufschlag von 17 Prozent. Bleibt zu hoffen, dass sich die Geschichte von Prognose und Wirklichkeit im neuen Jahr nicht wiederholen wird.

Grafik 3: SMI-Dividendenrendite – SMI versus SMIM (trailing, 12-month)