Titelthema

Schweizer Aktien im Wachstums-Check

Brexit, Handelsstreit und sich eintrübende Aussichten für die Weltwirtschaft beherrschen weiterhin die Schlagzeilen. Doch trotz dieser Fülle an Unsicherheiten ziehen die Aktienkurse seit Jahresbeginn kräftig an. Der SMI hat sogar bereits sein Allzeithoch ins Visier genommen. Der perfekte Zeitpunkt, die Schweizer Blue Chips auf Herz und Nieren zu überprüfen. Das Ergebnis: Die erwarteten Ergebnisverbesserungen für die kommenden Jahre könnten den Kursen noch weiteres Aufwärtspotenzial bieten.

Einen Blitzstart legte der SMI im laufenden Jahr auf das Parkett. Seit Silvester steht ein Zuwachs um etwas mehr als ein Zehntel zu Buche. Damit beschleunigten die heimischen Blue Chips deutlich schneller als beispielsweise der DAX. Eine noch schnellere Gangart schlug der SMIM ein. Die zweite Börsenreihe kam sogar um knapp 14 Prozent voran. Die Stimmung scheint allerdings besser zu sein als die aktuellen Rahmenbedingungen. Denn während die Kurse haussieren, verschlechtern sich die Konjunkturdaten.

Wirtschaft und Zinsen im Abwärtstrend
Dass gegenwärtig dunkle Wolken aufziehen, machte das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) jüngst amtlich. Laut Einschätzung der Ökonomen des Bundes wird die Schweizer Wirtschaft 2019 an Fahrt verlieren. Aufgrund der angeschlagenen Weltwirtschaft senkte die Behörde ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf nur noch 1,1 Prozent. Im Dezember war das SECO noch von einer Expansion um 1,5 Prozent ausgegangen. Bereits im vergangenen Jahr ist die hiesige Wirtschaft nach einem Rückgang um 0,3 Prozent im dritten Quartal nur knapp an einer technischen Rezession vorbeigeschrammt.

Mit der aktuellen Prognosesenkung befindet sich die Schweiz in »bester Gesellschaft«. So hat die US-Notenbank die eigentlich für dieses Jahr avisierten zwei Zinserhöhungen auf der Sitzung Ende März aufgrund der unsicheren Konjunkturaussichten abgeblasen. Im Dezember war noch von zwei Zinsschritten 2019 die Rede. Erst im kommenden Jahr könnte es zu einer weiteren Anhebung kommen. Ähnlich äusserte sich auch die SNB. Chef-Währungshüter Thomas Jordan hält auf »absehbare Zeit« an den Minuszinsen fest.

Was das im Umkehrschluss für Anleger bedeutet, ist klar: Am Zinsmarkt wird es weiterhin nichts oder nur wenig zu holen geben. Während sich die Rendite der Anleihen der Schweizerischen Eidgenossenschaft bereits seit November 2018 unter der Nulllinie befindet, ist beispielsweise auch die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe erstmals seit Oktober 2016 wieder in den negativen Bereich abgetaucht. Den Aktienmärkten spielen die niedrigen Leitsätze in die Hände, da kaum ein Weg an ihnen auf der Suche nach einer akzeptablen Verzinsung vorbeiführt. Der SMI kommt beispielsweise momentan auf eine Dividendenrendite von 3,4 Prozent. Kursgewinne kommen noch obendrauf.

Unternehmensgewinne weisen den Weg
Störfaktoren wie etwa der Handelskonflikt zwischen den USA und China oder der Brexit können allerdings jederzeit Sand ins Getriebe werfen. Ausschlaggebend für einen positiven Trend be den Aktienkursen ist vor allem die Entwicklung der Unternehmensgewinne. Nur jene Konzerne, die nachhaltig Profite erwirtschaften, stehen an der Börse im wahrsten Sinne des Wortes »hoch im Kurs«. Daher haben wir die Gewinnentwicklung der 20 heimischen Blue Chips genau unter die Lupe genommen. Das gilt sowohl für die Ergebnisse der Vergangenheit als auch für die Schätzungen für die kommenden Jahre.

Eines steht dabei fest: Der Trend zeigt klar nach oben. 2019 rechnet der Analystenkonsens nur bei einem einzigen Titel mit sinkenden Ergebnissen: Swisscom. Das ist eine deutliche Verbesserung zu 2018, im vergangenen Jahr verbuchten noch insgesamt fünf Unternehmen Einbussen auf der Gewinnseite. Die Liste der wachstumsstärksten Titel in diesem Jahr führen zwei Gesellschaften aus der Finanzbranche an (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Erwartetes Gewinnwachstum 2019e – Top 5 im SMI

Während es beim Spitzenreiter Swiss Re zu einem Basiseffekt kommt, ist die Credit Suisse gerade auf Turnaroundkurs. Drei Jahre in Folge verbuchte die Bank aufgrund verschiedener Sonderfaktoren jeweils Milliardenverluste, 2018 stand unterm Strich nun wieder ein Gewinn von 2,06 Milliarden Schweizer Franken. Analysten rechnen mit weiter steigenden Erträgen: Im Schnitt soll das Ergebnis je Aktie zwischen 2019 und 2021 um 12,8 Prozent zulegen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der zu erwartenden Gewinne für 2020 von 7,5 ist die Credit Suisse derzeit der günstigste Titel im SMI (siehe Grafik 2).

Grafik 2: Niedrigstes KGV 2020e – Top 5 im SMI

Langfristiges Wachstum
Bei der Betrachtung des Zukunftszeitraums von 2019 bis 2021 schafft es die Credit Suisse zwar auch unter die Top 5, ganz vorne stehen mit ABB und LafargeHolcim aber zwei Industrieunternehmen. Erstgenannter Elektrotechnikkonzern befindet sich gerade in einem Konzernumbau, um dem Wachstum neuen Schub zu verleihen. Dazu möchte CEO Ulrich Spiesshofer zum einen die Kosten senken, zum anderen stärker auf Zukunftstechnologien wie zum Beispiel Roboter setzen. »Die neue ABB wird stärkeres Wachstum, bessere Margen und geringere Risiken haben«, sagte Spiesshofer bei der Vorstellung der 2018er-Bilanz. Der Bauchemiekonzern Sika befindet sich gerade auf Rekordjagd und möchte diese auch weiter fortsetzen. Die Gewinne sollen einerseits durch höhere Verkaufspreise steigen, andererseits setzt das Unternehmen auf Übernahmen. Anfang des Jahres gab Sika die Akquisition des französischen Mörtelproduzenten Parex bekannt, im März schnappte sich das Unternehmen noch den weissrussischen Schaumsystemhersteller Belineco sowie die kanadische King Packaged Materials Group. Analysten glauben an die Strategie und gehen davon aus, dass sich der Gewinn je Aktie zwischen 2019 und 2021 im Schnitt um jährlich 14,1 Prozent verbessern wird (siehe Grafik 3).

Grafik 3: Top/Flop-Gewinnwachstum 2019 bis 2021e im SMI

Dass sich kontinuierliche Gewinnsteigerungen auch im Aktienkurs bemerkbar machen, zeigt sich bei Novartis. Bei dem Pharmariesen errechnet sich zwischen 2016 und 2021 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von einem Fünftel (siehe Grafik 4). Das kommt bei Investoren gut an: Auf Sicht von zwei Jahren legte der Titel um rund 25 Prozent zu, der SMI schaffte im gleichen Zeitraum lediglich ein Plus von 8 Prozent. Anleger honorieren damit auch den von Konzernchef Vasant Narasimhan vorangetriebenen Konzernumbau. Der Fokus richtet sich in Zukunft auf innovative Produkte wie die CAR-T-Zell-Therapie. Zudem stellt Novartis die Weichen der Augenheilkunde-Tochtergesellschaft Alcon neu. Für diese ist am 9. April 2019 an der Schweizer Börse und in New York ein eigenes Börsenlisting vorgesehen.

Grafik 4: Top-Gewinnwachstum 2016 bis 2021e im SMI

Prognosen unter Vorbehalt
Es versteht sich von selbst, dass die Gewinnprognosen nicht in Stein gemeisselt sind und es bei veränderten Rahmenbedingungen zu Revisionen kommen kann. Wie schnell die Analysten Hand anlegen, zeigte sich im Schlussviertel 2018, als die Marktturbulenzen zunahmen. Auf Sicht von sechs Monaten ging die Konsensprognose für die 2019er-Gewinne im SMI um 3,5 Prozent zurück, die Schätzungen für 2020 sogar um 4 Prozent. Trotzdem zeigt sich immer noch ein beachtliches Wachstum beim SMI. Laut Daten von FactSet wird für dieses Jahr mit einem Zuwachs von 12,1 Prozent gerechnet, 2020 sollen es dann immerhin noch 8,4 Prozent werden.

Aber nicht nur die Steigerungsraten sind hoch, auch das KGV. Dieses liegt zurzeit auf Basis der Gewinne der kommenden zwölf Monate bei 16,1 und damit klar über dem 10-Jahres-Durchschnitt. Ein vergleichbares Bild zeigt sich beim kleinen Bruder, dem SMIM (siehe Grafik 5). Marktteilnehmer glauben dennoch an weiter steigende Kurse: Das aktuelle Kursziel für 2019 für den SMI lautet auf 10.072 Punkte, ein Potenzial von 7,5 Prozent.

Grafik 5: KGV-Vergleich SMI versus SMIM

SMI versus SMIM: Kurs-Gewinn-Verhältnis (forward, 12-month)

»Wachstumsstars« aus dem SMIM
Selbstverständlich ist auch in der zweiten Börsenreihe der nachhaltige Geschäftserfolg entscheidend für einen steigenden Aktienkurs. Wie kontinuierliches Wachstum geht, macht Temenos eindrucksvoll vor. Der Softwarekonzern verdiente zwischen 2016 und 2018 im Schnitt ein Fünftel pro Jahr mehr. Das Unternehmen, das vor allem von der Digitalisierung in der Finanzbranche profitiert, möchte den positiven Trend weiter fortsetzen. Im laufenden Jahr hat sich Temenos ein Umsatzwachstum zwischen 16 und 19 Prozent auf die Fahnen geschrieben. Die lukrativen Lizenzeinnahmen sollen dabei sogar um 17,5 bis 22,5 Prozent zulegen. Auch mittelfristig gehen die Westschweizer davon aus, dass sich das Wachstum im prozentual zweistelligen Bereich fortsetzt und sich die Profitabilität um 100 bis 150 Basispunkte pro Jahr verbessert.

Fortwährend auf Expansionskurs sind auch die beiden Medizintechnikunternehmen Straumann und Sonova. Bei Erstgenanntem errechnet sich ein Gewinnplus von jährlich 15,7 Prozent zwischen 2016 und 2021, bei Sonova sind es immerhin noch 12,3 Prozent. Der Zahnimplantate-Hersteller Straumann schloss soeben ein starkes Geschäftsjahr ab. Der operative Gewinn verbesserte sich um 21,9 Prozent, die Erlöse um knapp 23 Prozent. »Das ist das stärkste Wachstum seit 2005«, freute sich Vorstandschef Marco Gadola. Er blickt auch positiv nach vorne: Während das globale Dentalimplantat-Volumen um rund 4 bis 5 Prozent zulegen soll, rechnet Gadola damit, das Marktwachstum auch weiterhin übertreffen zu können. Das organische Umsatzwachstum soll sich im niedrigen zweistelligen Bereich bewegen. Die Ziele könnten sich allerdings als zu konservativ herausstellen. »Es könnte einige positive Entwicklungen geben, die in der aktuellen Prognose nicht berücksichtigt sind«, sagte Gadola.

Eine Turnaround-Wette aus dem SMIM ist ams. Der Sensorenhersteller, der rund 40 Prozent des Umsatzes mit Apple macht, kam zuletzt stark in die Bredouille. Im Zuge schleppender Verkäufe des iPhones verlor die Aktie innerhalb eines Jahres rund drei Viertel an Wert. Um sich von der Abhängigkeit des US-Techriesens zu lösen, treibt das Unternehmen die Geschäfte in anderen Segmenten wie der Medizintechnik oder auch Automobilindustrie voran. Aus Diversifikationsgründen hat ams beispielsweise Mitte März mit Wise Road Capital ein Joint Venture geschlossen, um die Entwicklung von Umwelt-, Durchfluss- und Drucksensorlösungen voranzutreiben. Analysten vertrauen auf die ams-Strategie und gehen davon aus, dass der Mid Cap zwischen 2019 und 2021 sein Ergebnis je Aktie um stolze 81 Prozent pro Jahr steigern kann.

Tabelle 1: Das Wachstum der SMI-Unternehmen im Überblick

Ergebnis je Aktie


Wachstum 2019e


Wachstum 2018–2021e


KGV 2020e


Dividenden-
rendite 2019e


Kurs am 08.04.2019

2019e

2020e

2021e

ABB (USD)

1,000

1,165

1,465

47,5 %

29,9 %

16,8

4,2 %

19,60

Adecco (EUR)

4,354

4,554

4,577

57,5 %

20,9 %

12,2

4,9 %

55,52

Cie Richemont (EUR)

2,966

3,300

3,715

37,4 %

20,4 %

21,9

2,7 %

72,38

Credit Suisse

1,370

1,625

1,738

75,2 %

33,6 %

7,5

2,2 %

12,17

Geberit

17,135

18,080

20,440

4,6 %

7,7 %

22,4

2,6 %

404,70

Givaudan

90,000

99,490

104,440

26,1 %

13,9 %

25,1

2,3 %

2.500,00

Julius Bär

3,748

4,255

4,410

10,8 %

9,3 %

10,4

3,7 %

44,14

LafargeHolcim

3,431

3,900

4,562

36,3 %

22,3 %

13,0

4,1 %

50,56

Lonza

12,930

14,325

16,351

47,5 %

24,1 %

21,6

1,0 %

309,40

Nestlé

4,345

4,755

5,063

29,4 %

15,1 %

20,1

2,6 %

95,39

Novartis (USD)

5,417

5,910

6,516

0,7 %

6,7 %

16,0

3,0 %

94,46

Roche

18,660

18,927

18,917

53,4 %

18,2 %

14,5

3,1 %

273,80

SGS

100,210

109,970

117,200

18,8 %

11,7 %

23,2

3,1 %

2.550,00

Sika

5,630

6,656

7,320

24,1 %

17,4 %

21,8

1,3 %

145,20

Swatch

17,995

19,872

21,273

11,6 %

9,7 %

14,8

2,7 %

293,80

Swiss Life

34,330

38,260

40,910

9,0 %

9,1 %

11,8

3,1 %

453,30

Swiss Re (USD)

8,967

9,850

10,465

568,2 %

194,8 %

10,1

5,8 %

99,28

Swisscom

29,100

28,655

28,280

–1,3 %

–1,4 %

16,1

4,6 %

461,00

UBS (USD)

1,382

1,479

1,596

8,5 %

7,8 %

8,4

5,4 %

12,47

Zurich Insurance (USD)

27,636

29,358

30,935

11,3 %

7,6 %

10,8

5,8 %

316,80

Stand: 8. April 2019; Quelle: Commerzbank AG. e = erwartet

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SMI

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Index

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4

33857569

Short

–4

33857588

Swiss DOTS

Credit Suisse

Long

3

33857505

Short

–3

33857539

Swiss DOTS

LafargeHolcim

Long

6

33857475

Short

–6

33857491

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Novartis

Long

5

33100441

Short

–5

33100459

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Sonova

Long

3

33857531

Short

–3

33857565

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Straumann

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3

33278433

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–3

33278467

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33857583

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Stand: 26. März 2019; Quelle: Commerzbank AG

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