Analysen

Japanischer Yen: Der ultimative sichere Hafen

Der japanische Yen ist der ultimative sichere Währungshafen in Zeiten hoher Unsicherheit, was weniger auf die Stärke der Wirtschaft, sondern vielmehr auf die dauerhaft niedrigen Zinsen in Japan zurückzuführen ist.

Die Stärke des japanischen Yen ist nicht auf wirtschaftliche Stärke zurückzuführen ...
Seit die Ängste über die Verbreitung des Coronavirus ausserhalb von China zugenommen haben, hat der japanische Yen gegenüber allen grossen Währungen zeitweise sehr deutlich aufgewertet, was ihn zum führenden sicheren Hafen an den Devisenmärkten macht. Dies lässt sich jedoch nicht auf fundamentale Faktoren zurückführen. Schliesslich dürfte die Coronakrise die ohnehin bereits geschwächte japanische Wirtschaft empfindlich treffen. So schrumpfte das BIP im Schlussquartal 2019 wegen der Mehrwertsteuererhöhung im Oktober bereits deutlicher als erwartet. Die Coronakrise dürfte nun zu einem weiteren Rückgang des BIP in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres führen, womit sich Japan technisch in einer Rezession befände.

... sondern auf die dauerhaft niedrigen Zinsen in Japan
Der Grund, weshalb der japanische Yen dennoch derart gut performt, hängt vielmehr mit den niedrigen Zinsen in Japan zusammen. Die haben viele Investoren insbesondere zu Beginn des Jahres wegen der fallenden Wechselkursvolatilität dazu verführt, japanische-Yen-finanzierte Carry Trades (Investitionen in Hochzinswährung, finanziert durch Kredite in Niedrigzinswährungen) einzugehen. Diese mussten sie im Zuge des Anstiegs in der Risikoaversion und entsprechend höheren impliziten Wechselkursvolatilitäten wieder aufgeben, was zu einer deutlichen Aufwertung des japanischen Yen beigetragen haben dürfte. Darüber hinaus ist der Status des japanischen Yen als sicherer Hafen gefestigt, eben weil die Zinsen in Japan schon seit langer Zeit überaus niedrig sind, weshalb sich Investoren bereits darauf verlassen können, dass der japanische Yen in unsicheren Zeiten aufwertet. Dies verstärkt seine Aufwertung in diesen Phasen.

Dabei ist das Zinsniveau an sich zweitrangig. In der Eurozone beispielsweise liegt der Einlagensatz noch niedriger als in Japan, was dafür spräche, dass der Euro ein besserer sicherer Hafen wäre. Entscheidender ist jedoch, ob sich die Notenbank an ihrer Zinsuntergrenze befindet, sie also keinen Raum mehr hat, ihre Zinsen weiter zu senken. Und das ist bei der Bank of Japan (BoJ) stärker der Fall als bei der EZB. Zwar betont die Bank of Japan gerne, dass sie noch Raum für geldpolitische Lockerungen habe, unter anderem auch eine Senkung ihres Einlagensatzes, glaubhaft ist dies jedoch nicht. Auch im vergangenen Jahr, als globale Rezessionsängste aufkamen, verzichtete sie im Gegensatz zur Fed oder EZB auf einen Zinsschritt.

Geldpolitik ist am Ende angelangt, der Fiskus muss ran
Die Bank of Japan hat stattdessen eine Reihe von Liquiditätsmassnahmen als Reaktion auf die Coronakrise beschlossen. Darunter Käufe von Staatsanleihen, ETFs und J-REITs sowie ein Kreditförderprogramm. Damit dürfte sie ihre Munition jedoch nahezu aufgebraucht haben. Insbesondere bei Staatsanleihekäufen ist sie in ihren Möglichkeiten beschränkt. Seitdem sie ein Renditeziel für 10-jährige JGBs eingeführt hat, ist das Volumen der Staatsanleihekäufe darauf ausgerichtet, die Rendite bei diesem Ziel (zurzeit bei 0 Prozent ±0,2 Prozentpunkte) zu stabilisieren. Würde sie ihre Staatsanleihekäufe deutlich ausweiten, würde sie riskieren, die Rendite deutlich unter ihre Toleranzgrenze zu drücken, was nicht in ihrem Interesse ist (dazu mehr unten). Wenn überhaupt, dürfte sie, wenn nötig, ihre ETF-Käufe steigern oder ihre Kreditprogramme ausweiten, was im Vergleich zu den Massnahmen anderer Notenbanken weniger expansiv wäre und den japanischen Yen entsprechend auch kaum belasten sollte.

Vielmehr dürfte – wie auch im vergangenen Jahr – die Finanzpolitik aktiv werden. Die Regierung hat bereits ein erstes Hilfspaket in Höhe von sagenhaften 20 Prozent des BIP (etwa 1 Billion US-Dollar) beschlossen, um die unmittelbaren Folgen der Krise einzudämmen. Ein zweites Paket solle folgen, sobald die Epidemie eingedämmt sei, und dazu dienen, eine Erholung zu beschleunigen.

Fundamentale Zeichen stehen auf Aufwertung
Aber auch wenn die Coronakrise vorbei ist, stehen die Zeichen eher auf Auf- als Abwertung des japanischen Yen. Grund ist auch hier die Bank of Japan, die nicht nur ihre Geldpolitik nicht mehr weiter lockern kann und will, sondern die die niedrigen Marktzinsen zunehmend als problematisch erachtet und daher mittel- bis langfristig anstreben dürfte, sie nach oben zu steuern. Sorgen bereiten ihr insbesondere die negativen Auswirkungen auf den Finanzsektor, der unter der extrem flachen Zinskurve leidet, die dessen Margen und damit dessen Profitabilität drückt. Dies könnte längerfristig dazu führen, dass die Funktionsfähigkeit des Bankensektors beeinträchtigt wird – so die Befürchtungen der BoJ. Zwar betont die Notenbank, dass sie momentan keine Probleme in diesem Sektor sieht. Doch die Tatsache, dass sie ihre Geldpolitik in den vergangenen Jahren nicht weiter gelockert hat, obwohl die Inflation noch immer weit unter ihrem Ziel liegt, beweist, dass sie den Preis für eine noch expansivere Geldpolitik als zu hoch erachtet.

Kurzfristiger Rückschlag wahrscheinlich, doch langfristig wird der japanische Yen aufwerten
Da die Geldpolitik in Japan auf der expansiven Seite effektiv am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt ist, gehen wir davon aus, dass der japanische Yen mittel- bis langfristig aufwerten wird. Kurzfristig könnte es zu Rückschlägen kommen, wenn die Corona-Ängste deutlich abklingen, was ab Mitte des Jahres der Fall sein könnte. Zum Ende des Jahres dürfte der japanische Yen seinen Aufwertungstrend aber wieder aufnehmen.

Anlageidee: Faktor-Zertifikate auf Wechselkurse

Sie möchten von der künftigen Wertentwicklung der Wechselkurse Britisches Pfund/Schweizer Franken, Euro/US-Dollar, Euro/Schweizer Franken, US-Dollar/Schweizer Franken profitieren? Mit Faktor-Zertifikaten der Société Générale haben Sie die Möglichkeit, an steigenden oder fallenden Notierungen der Devisenpaare zu partizipieren. Neu sind diese Produkte auch an der BX Swiss (Berner Börse) sowie Swiss DOTS handelbar. Ein Überblick über das gesamte Spektrum an Warrants und Zertifikaten steht Ihnen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung.

Faktor-Zertifikate

Symbol

Basiswert

Strategie

Faktor

Laufzeit

Handelsplatz

Briefkurs

CBH1Y8

EUR/CHF

Long

5

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

19,82 CHF

CBHKGG

EUR/CHF

Long

10

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

15,93 CHF

CBAA6N

EUR/CHF

Short

–10

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

34,83 CHF

CBWPSU

EUR/CHF

Short

–5

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

29,84 CHF

CBNGQG

EUR/USD

Long

10

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

15,81 CHF

CBFGSC

EUR/USD

Short

–5

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

27,26 CHF

CB7GTM

EUR/USD

Long

5

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

20,43 CHF

CBK4NP

EUR/USD

Short

–10

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

28,03 CHF

CBJDYI

GBP/CHF

Short

–5

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

24,21 CHF

CB3PMB

GBP/CHF

Long

5

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

21,01 CHF

CBTRJU

USD/CHF

Short

–10

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

22,76 CHF

CB7M5E

USD/CHF

Short

–5

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

25,35 CHF

CB7LD0

USD/CHF

Long

10

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

19,24 CHF

CBORRT

USD/CHF

Long

5

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

22,95 CHF

Stand: 27. April 2020; Quelle: Société Générale, Commerzbank

Die hier präsentierten Anlageideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung.