Editorial

Der Blick aufs Ganze

Liebe Leserinnen und Leser,

typisch schweizerisch beginnt mein Magen täglich um ungefähr zehn Minuten vor zwölf Uhr deutliche Signale an meinen Verstand zu senden, dass es bald Mittag ist und daher an der Zeit wäre, mir etwas zu essen zu besorgen. Diverse Restaurants, Markthallen und Feinkostabteilungen in Zürich bieten eine grosse Auswahl an verschiedenen kulinarischen Köstlichkeiten und jeden Tag um die Mittagszeit treffen sich Heerscharen von Menschen in diesen kulinarischen Hallen. Dann stöbert man herum und bestaunt die köstlich aussehenden asiatischen Leckereien, ein paar nette italienische Focaccias und Pizzaschnitten oder die vielen anderen gewöhnlichen oder aussergewöhnlichen internationalen Gaumenfreuden, bis sich am Ende vielleicht doch das Gewissen einschaltet und man vor der Salattheke ansteht.

Sich unter Dutzende von Mitbürgern zu begeben kann ja durchaus interessant sein und auch Spass machen, und ein kurzes Gespräch mit den Personen hinter den Theken bringt eine nette kleine Abwechslung in den Tag. Aber die Interaktion mit Unbekannten ist heutzutage etwas schwieriger geworden, hauptsächlich natürlich wegen der partiellen Vermummung der Gesichter. Deshalb sind die Augen zum einzigen Mittel der emotionalen Kommunikation geworden. Gelernt habe ich dadurch aber immerhin, wie viel die Augen eines Menschen verraten können.

Es bleibt dennoch eine Herausforderung, die eigene nonverbale Botschaft vollständig zu kommunizieren, wenn das halbe Gesicht verdeckt ist, was zu Fehlinterpretationen der beabsichtigten Botschaften führen kann. Und ich meine, dass es genauso ist, wenn man Nachrichten zu wirtschaftlichen oder politischen Ereignissen rezipiert. Um erfolgreich eine eigene Meinung ableiten zu können, müssen Sie Zugang zu einer möglichst vollständigen Informationsquelle haben. Die Schwierigkeit für den Einzelnen ist jedoch, die Vollständigkeit von Informationen zu erkennen.

Ich denke, dass hier Expertenmeinungen hilfreich sind, insbesondere bei der Interpretation so komplexer Sachverhalte wie der globalen Pandemie und ihrer Folgen. Dazu haben wir unseren Chefstrategen gebeten, einen Überblick und Ausblick für 2021 in Angriff zu nehmen, was er mit Bravour getan hat. Sie finden seine Einschätzung in unserem Titelthema ab Seite 6. Und da wir schon beim Essen waren: In unserer Branchenanalyse ab Seite 20 geht es um Ernährungstendenzen und die Veränderungen in der Nahrungsmittelindustrie. Natürlich finden Sie auch darüber hinaus in dieser ideas-Ausgabe wieder viel Interessantes rund um Ihre Geldanlage.

Wir freuen uns darauf, Sie auch in diesem Jahr mit prägnanten, abwechslungsreichen, relevanten und teilweise auch provokanten Berichten und Artikeln zu unterstützen. Ich wünsche Ihnen allen nur das Allerbeste für sich und Ihre Lieben und freue mich auf das, was das Jahr 2021 uns bringen wird.

Ihr
Dominique Böhler