Analysen

Emissionshandel: Ein Kontrakt von immenser Bedeutung

Lange als wirkungsloses Instrument kritisiert, blühte das Europäische Emissionshandelssystem (ETS) zuletzt regelrecht auf. Der Ende 2021 fällige Terminkontrakt auf das CO₂-Verschmutzungsrecht notiert auf Rekordniveau. Rechtzeitig vor einer richtungsweisenden Phase im Kampf gegen den Klimawandel hat Société Générale Faktor-Zertifikate auf den CO₂-Future lanciert.

Sei es die Gallery of Modern Art, die Kathedrale oder das Rathaus City Chambers – Glasgow lockt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Nach einem Kulturtrip laden mehr als 90 Parks zum Verweilen ein, ehe es abends in eines der unzähligen Restaurants oder Pubs der schottischen Metropole geht. Mit diesen Qualitäten punktet Glasgow nicht nur bei Touristen. Die drittgrösste Stadt auf der britischen Insel ist auch als Austragungsort von Konferenzen gefragt. Pro Jahr besuchen mehr als 150.000 Delegierte über 500 Fachveranstaltungen. Vom 1. bis zu 12. November 2021 soll in Glasgow einer der derzeit wichtigsten politischen Anlässe über die Bühne gehen: die 26. Weltklimakonferenz (COP26). Wegen der Coronapandemie war die Veranstaltung um ein Jahr verschoben worden.

Klimaschutz als Herkulesaufgabe
Ob respektive wie stark sich das Scottish Event Campus im Herzen der Stadt im zweiten Anlauf füllen wird, muss sich zeigen. Noch steckt Schottland wie viele andere Länder im Lockdown. Fest steht, dass an der COP26 entscheidende Weichen gestellt werden sollen. Die Vertragsstaaten haben sich vorgenommen, mit überarbeiteten Zusagen sowie einer Langfriststrategie bis 2050 anzureisen. Nach langem Zögern machen immer mehr Länder und Regionen mit der Herkulesaufgabe Klimaschutz ernst. China hat sich bis 2060 die Klimaneutralität vorgenommen. Japan, Südkorea und die USA möchten schon eine Dekade früher so weit sein. Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat der neue US-Präsident Joe Biden die Vereinigten Staaten in das Pariser Abkommen zurückgebracht.

Besonders ehrgeizig gibt sich die Europäische Kommission. Ende 2019 hat sie den European Green Deal vorgestellt. »Das ist Europas Mann-auf-dem Mond-Moment«, schwärmte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen damals. 2050 soll der alte Kontinent netto keine Treibhausgasemissionen mehr verursachen. Mittlerweile hat die EU das Tempo erhöht: Bis 2030 soll der CO₂-Ausstoss um mindestens 55 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen. Zuvor hatten sich die Mitgliedsländer 40 Prozent als Zwischenziel auf dem Weg zur Klimaneutralität vorgenommen. Etwa zwei Fünftel der Wegstrecke hatte die EU 2019 schon zurückgelegt (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Die Richtung stimmt

Treibhausgasemissionen EU-27

Als die Coronapandemie im vergangenen Jahr die Mobilität und Teile der Wirtschaft zum Erliegen brachte, profitierte das Klima. Laut Berechnungen des Wissenschaftskonsortiums Carbon Monitor nahm der CO₂-Ausstoss im ersten Semester 2020 in den 27 EU-Ländern gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 11 Prozent ab. Brüssel gibt sich keiner Illusion hin. »Eine rasche wirtschaftliche Erholung kann zu einem starken und rapiden Wiederanstieg der Emissionen führen«, erklärte der für den Klimaschutz zuständige Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans im vergangenen Herbst.

Permanenter Anpassungsprozess
Umso wichtiger ist es für die Union, weiterhin sämtliche Register im Kampf gegen die Erderwärmung zu ziehen. Von zentraler Bedeutung ist hierbei das Europäische Emissionshandelssystem. Das 2005 eingeführte ETS funktioniert nach dem Prinzip »Cap & Trade«. Mithilfe einer Obergrenze (Cap) wird festgelegt, wie viele Verschmutzungsrechte zur Verfügung stehen. Diese wiederum können am Markt gehandelt werden (Trade), wodurch ein Preis für CO₂ entsteht. Zunächst kam das ETS nicht wirklich zum Laufen. Die Caps waren zu grosszügig angesetzt. Daneben bremsten Wirtschaftskrisen die Industrieproduktion und damit den Treibhausgasausstoss. Infolgedessen waren zu viele Zertifikate auf dem Markt und der auf Termin gehandelte Preis für das Verschmutzungsrecht dümpelte auf tiefem Niveau vor sich hin.

2017 hat die EU reagiert und am ETS Hand angelegt. Im Mittelpunkt stand dabei die Marktstabilitätsreserve (MSR). Sie sorgte dafür, dass überschüssige Zertifikate vom Markt abgeschöpft werden. In der gerade angelaufenen vierten Handelsperiode des ETS (2021 bis 2030) wird zudem das Cap schneller abgesenkt als bisher. Die Reform hat ihre Wirkung nicht verfehlt: 2017 hat der »ECX EUA« Future nachhaltig nach oben gedreht. Im vergangenen Jahr bremste die Coronakrise den Kontrakt noch einmal aus, ehe es zu einem »V«-förmigen Rebound kam. Zuletzt ist die Notierung zum ersten Mal über die Marke von 40 Euro geklettert (siehe Grafik 2).

Grafik 2: In neuen Sphären

Wertentwicklung ECX EUA Future Dezember 2021

Stimmungsschwankungen möglich
Neben der Aussicht auf einen Wirtschaftsaufschwung sorgt auch und gerade die Umsetzung der ehrgeizigen EU-Klimaziele für Preisfantasie. Den starken Rückgang der Emissionen im vergangenen Jahr blenden die Händler nach Ansicht von Commerzbank Commodity Research dagegen aus. Vielmehr seien Investmentfonds so stark wie nie in diesem speziellen Markt engagiert. Mit dem CO₂-Preis kletterten die Netto-Long-Positionen auf ein Rekordniveau. »Wir gehen davon aus, dass sich die Stimmung in den nächsten Wochen wieder etwas abkühlt«, schreiben die Analysten in einem Kommentar. Für Ernüchterung könnte die anstehende Veröffentlichung der verifizierten Emissionen im Jahr 2020 sorgen. Während der Kontrakt den Experten zufolge daraufhin bis 35 Euro zurückfallen könnte, rechnen sie im zweiten Quartal wieder mit steigenden Preisen.

Einen positiven Impuls dürfte die EU im Juni mit ersten Meilensteinen ihrer Reformagenda präsentieren. Unter anderem denkt sie darüber nach, das seit 2020 mit dem Schweizer Emissionshandelssystem verlinkte ETS auf weitere Sektoren auszudehnen. Momentan gilt es für 11.000 energieintensive Anlagen, die für rund 40 Prozent der EU-Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Darüber hinaus müssen Airlines für innereuropäische Verbindungen Verschmutzungsrechte erwerben. Während der Anteil des Flugverkehrs am europäischen Treibhausgasausstoss relativ gering ist, entfällt mehr als ein Fünftel auf den Transport (siehe Grafik 3). Insofern klingt es plausibel, dass Brüssel weitere Verkehrsbereiche in das ETS bringen möchte. Im Fokus stehen zudem die Gebäudeheizungen.

Grafik 3: Klimakiller Verkehr

Treibhausgasemissionen EU-27 nach Sektoren 2018

Wie auch immer: Die Expansion des Systems würde aller Voraussicht nach den Bedarf an Verschmutzungsrechten erhöhen. Gleiches gilt für zusätzliche nationale Steuerungselemente, wie die in diesem Jahr von Deutschland eingeführte CO₂-Brennstoffsteuer. Über allem steht die Weltklimakonferenz. In Glasgow wird die EU versuchen, ihren Status als Vorreiter der Klimaschutzbewegung gerade gegenüber der in Nachhaltigkeitsfragen ehrgeizigen neuen US-Regierung zu behaupten. »Der (politische) Aufwind dürfte den CO₂-Preis spätestens im nächsten Jahr über die jüngsten Hochs hinaus tragen«, blickt Commerzbank Commodity Research nach vorne.

Anlageidee: Faktor-Zertifikate auf die CO₂-Emissionsrechte der EU

Analog zum Rohstoffgeschäft werden die Verschmutzungsrechte der EU auf Termin gehandelt. Der Kontraktpreis bezieht sich auf eine Tonne CO₂. Sowohl bei den Handelsumsätzen als auch dem Open Interest hebt sich der im Dezember 2021 fällige Kontrakt ab. Er bildet auch die Basis für die Faktor-Zertifikate von Société Générale.

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Hebel

Laufzeit

Handelsplatz

56462530

ICE ECX EUA Future Dec 2021

Long

1

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

56462529

ICE ECX EUA Future Dec 2021

Short

–1

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

56462531

ICE ECX EUA Future Dec 2021

Long

2

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

56462528

ICE ECX EUA Future Dec 2021

Short

–2

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

56462532

ICE ECX EUA Future Dec 2021

Long

3

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

56462527

ICE ECX EUA Future Dec 2021

Short

–3

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

56462533

ICE ECX EUA Future Dec 2021

Long

4

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

56462526

ICE ECX EUA Future Dec 2021

Short

–4

Open End

Swiss DOTS, BX Swiss

Stand: 22. März 2021; Quelle: Société Générale

Die hier präsentierten Anlageideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung.