Analysen

FILMWIRTSCHAFT: DIE ZUKUNFT HAT LÄNGST BEGONNEN

Die Pandemie ebbt allmählich ab und zeitgleich füllt sich das Kinoprogramm. Allerdings dürfte das nichts daran ändern, dass sich die Transformation der Filmindustrie weiter fortsetzen wird. Die zahlreichen Streaming-Anbieter heimsen nicht nur vermehrt Preise ein, sondern gewinnen zudem kontinuierlich neue Nutzer. Die Entwicklungen sorgen auch bei den Aktien für zum Teil deutliche Ausschläge.

Nach den vielen Lockdowns in den vergangenen Monaten erwacht nun allmählich wieder die analoge Kulturszene. Kein Wunder, dass nach der langen Abstinenz die Erwartungen der Filmfans an das Kinojahr 2021 hoch sind – auch wenn dieses insgesamt relativ kurz ist. Erst nach und nach öffnen die Lichtspielhäuser wieder ihre Pforten und starteten im September mit mehreren Mega-Blockbustern. Den Auftakt gab das Science-Fiction-Abenteuer »Dune« von  Starregisseur Denis Villeneuve gefolgt von dem neuen James-Bond-Film »Keine Zeit zu sterben«, bei dem zum letzten Mal Hauptdarsteller Daniel Craig den Geheimagenten 007 verkörpern wird.

Amazon stürmt voran
Dass es die Abschiedsvorstellung des Agenten Ihrer Majestät mit zweijähriger Verspätung überhaupt auf die Leinwand schaffte, war nicht selbstverständlich. Zum Jahreswechsel 2020/2021 machten Gerüchte die Runde, dass die grossen Streaming-Anbieter Amazon, Apple und Netflix um den prestigeträchtigen Blockbuster wetteiferten. Auch wenn ein Deal damals vermutlich an den unterschiedlichen Preisvorstellungen scheiterte, liess sich Amazon auf seinem Weg zum ultimativen Streaming-Anbieter nicht ausbremsen. Wenige Monate später übernahm der Tech-Riese das finanziell angeschlagene James-Bond-Produktionsstudio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) für 8,5 Milliarden US-Dollar.

Im Archiv von MGM schlummern nicht nur alle alten und neuen James-Bond-Filme, die Filmbibliothek enthält insgesamt mehr als 4.000 Produktionen. Damit würde die Videoplattform Amazon Prime gegenüber den Konkurrenten von Apple, Disney+, HBO Max und Netflix noch attraktiver werden. Allerdings liegt die Betonung auf »würde«, denn noch ist der Zukauf nicht in trockenen Tüchern. So hat sich die Handelskommission FTC eingeschaltet und möchte die geplante Übernahme des renommierten Hollywood-Studios nochmals genauer prüfen. Nicht nur dessen Vorsitzende Lina Khan gilt selbst als Amazon-Kritikerin, auch Gewerkschaften und andere Interessenverbände laufen Sturm gegen diesen Zusammenschluss. »Wenn Amazon die Erlaubnis erhält, MGM zu besitzen, werden die Verbraucher noch stärker zu einem Abonnement von Amazon Prime gedrängt«, heisst es in einem neuen Schreiben an die FTC.

Geldmaschine Kino
Wie immer der Konflikt auch enden wird, eines steht bereits heute fest: An Streaming führt auch nach der Pandemie kein Weg mehr vorbei. Die Zahl der Video-Streaming-Nutzer legte im vergangenen Jahr nach Berechnungen von Trading Platforms um 20,4 Prozent auf 958,6 Millionen zu (siehe Grafik 1). 2021 soll nun erstmals die 1-Milliarde-Grenze übertroffen werden. Für einen Abgesang auf die Kinos ist es aber trotzdem zu früh. Nur dort ist es – zumindest bis jetzt – möglich, mehrere Milliarden US-Dollar mit nur einem Film einzuspielen. Man denke nur an das Marvel-Spektakel »Avengers: Endgame«, das Walt Disney mehr als 7 Milliarden US-Dollar Gesamteinnahmen bescherte.

Grafik 1: Video-Streaming-Nutzer

Dass auch die Schauspieler an den grossen Leinwänden festhalten, zeigte die jüngste Klage von Scarlett Johansson gegen Disney. Der Mickey-Mouse-Konzern hatte nämlich den Film »Black Widow«, der ebenfalls aus dem Marvel-Universum stammt, zeitgleich bei Disney+ über den VIP-Zugang für alle Abonnenten gestartet. Dadurch sollen Hauptdarstellerin Johansson 50 Millionen US-Dollar entgangen sein.

Auch für Mooky Greidinger, dem CEO der weltweit zweitgrössten Kinokette Cineworld, kommt die Filmindustrie in Zukunft nicht an dem klassischen Kino-Release vorbei. Er geht davon aus, dass bereits im vierten Quartal dieses Jahres wieder weitestgehend normaler Betrieb möglich und ab 2022 vollständig gewährleistet sein wird. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers zeichnet ein nicht ganz so optimistisches Szenario. Die Experten erwarten erst 2024 wieder einen vollständigen Normalbetrieb auf Vorkrisenniveau.

Unverhoffter Höhenflug
Was das Investieren in Kino-Aktien betrifft, ist die Auswahl relativ gering. Zudem sind wichtige Player in den vergangenen Monaten zum Spielball der Trader verkommen. Ganz vorne steht dabei der Kinokettenbetreiber AMC Entertainment, dessen Unternehmenswert sich in diesem Jahr mehr als verdreissigfacht hat. Auch die Aktien des britischen Kontrahenten Cineworld sind bereits in die Hektik der sogenannten Meme-Aktien hineingezogen worden.

Reichlich Anlagemöglichkeiten gibt es dagegen im Streamingbereich, zumal es sich dabei um einen ausgesprochen starken Wachstumssektor handelt. Nach einer Analyse von Grand View Research belief sich der weltweite Markt für Video-Streaming im vergangenen Jahr auf 50,11 Milliarden US-Dollar – Tendenz weiter steigend. So erwarten die Analysten, dass dieser zwischen 2021 und 2028 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate (CAGR) von 21 Prozent weiter expandiert. Angetrieben wird das Segment den Analysten zufolge zum einen von der zunehmenden Verbreitung von Mobilfunk- und Festnetz-Breitband, zum anderen sollen Innovationen wie die Blockchain-Technologie und künstliche Intelligenz das Wachstum fördern.

»And the winner are …«
Es sind vor allem grosse Namen wie Netflix, Apple, Amazon und Walt Disney, die den Fernsehmarkt derzeit revolutionieren. Die Dominanz dieser Unternehmen zeigte sich einmal mehr Mitte September auf der 73. Emmy-Verleihung. Die drei grössten Auszeichnungen – Beste Drama-Serie, Beste Comedy-Serie und Beste Mini-Serie – gingen allesamt an Streamingdienste. Dem nicht genug, Branchenprimus Netflix stellte mit 44 Emmys sogar den Rekord des US-Senders CBS aus dem Jahr 1974 ein. Auch die anderen Streaming-Anbieter HBO Max, Disney+ und Apple TV+ landeten vor den traditionellen US-Fernsehsendern.

Trotz der vielen Erfolge ist das Wachstum aber kein Selbstläufer. So gewann Netflix im zweiten Quartal nur 1,5 Millionen neue Abonnenten auf insgesamt 209 Millionen hinzu. Im Vorjahreszeitraum, der freilich von der Coronakrise beeinflusst wurde, waren es noch mehr als 10 Millionen Neukunden gewesen. Im laufenden dritten Quartal rechnet der Konzern dank neuer Staffeln wie »Sex Education« und »The Witcher« mit einem Plus von 3,5 Millionen zahlenden Abonnenten.

Auf der Umsatz- und Gewinnseite konnte Netflix dagegen zuletzt stark zulegen. Die Erlöse nahmen von April bis Juni um ein Fünftel auf 7,3 Milliarden US-Dollar zu, der Nettogewinn schoss von 0,72 auf 1,35 Milliarden US-Dollar hoch. Um Disney & Co. in Schach zu halten, plant der Streamingdienst, bis 2023 eine halbe Milliarde US-Dollar in neue Serien, Filme und Shows aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu stecken. Darüber hinaus möchte der Streamingpionier künftig stärker in das Geschäft mit Videospielen einsteigen. Netflix hat derzeit mit einem Marktanteil von 28 Prozent die Nase vorn, gefolgt von Amazon Prime mit 20 Prozent und Disney+ mit 14 Prozent. Börsianer sind von der Strategie überzeugt, die Netflix-Aktie ist soeben nach oben ausgebrochen (siehe Grafik 2).

Grafik 2: Entwicklung Netflix (5 Jahre)

Heiss begehrte »Mickey Mouse«
Was die Neukundenakquise betrifft, holt die drittplatzierte Disney derzeit kräftig auf. Vorstandschef Bob Chapek gelang es innerhalb eines Jahres, die Abos von rund 60 auf 116 Millionen zu erhöhen. Zuletzt brachte Disney Blockbuster wie die »Loki«-Serie sowie den Kinofilm »Cruella« mit Emma Stone ins heimische Wohnzimmer. Bis zum Jahr 2024 möchte Chapek insgesamt 16 Milliarden US-Dollar in neue Inhalte investieren und dann auf 230 bis 260 Millionen User kommen. Geht der ehrgeizige Plan auf, würde Disney+ auf Netflix aufschliessen. Zählt man alle drei Abo-Angebote des Mickey-Mouse-Konzerns zusammen – Disney+, Hulu und ESPN+ –, verfügt der Konzern heute schon über knapp 174 Millionen Kunden.

Interessant ist der Konzern derzeit aber nicht nur wegen seiner stark wachsenden Streamingdienste, auch die Themenparks, Kreuzfahrtschiffe und Ferienanlagen sind nach der Coronakrise wieder gefragt und schieben das Geschäft an. Nach einem Verlust von 4,72 Milliarden US-Dollar im Vorjahreszeitraum erzielte der Konzern im zweiten Quartal ein Nettoergebnis von 923 Millionen US-Dollar. Die Umsätze legten derweil um 45 Prozent zu. Die Ergebnisse lösten am Kapitalmarkt zwar keine Euphorie aus, dennoch kann sich der Kurs auf dem zuletzt erreichten Rekordniveau halten (siehe Grafik 3).

Grafik 3: Entwicklung Walt Disney (5 Jahre)

Big Techs
Ebenso wie Disney sind zwar auch Amazon und Apple keine »Pure Plays« im Streamingmarkt. Jedoch nimmt bei den beiden Technologie-Riesen der Anteil der TV-Angebote am Gesamtgeschäft stetig zu. Auch die Investitionsbereitschaft der Konzerne, wie die eingangs erwähnte Übernahme von MGM durch Amazon, zeigt, dass sich die Big Techs viel von diesem Markt versprechen. »Die 35 Emmy-Nominierungen sprechen für die Qualität unseres Programms«, freute sich Apple-CEO Tim Cook während der Telefonkonferenz zum zweiten Quartal. Um weiter Boden gutzumachen, kündigte Apple bereits im Frühjahr dieses Jahres an, die Investitionen von ursprünglich 380 auf 430 Milliarden US-Dollar im Zeitraum 2018 bis 2023 zu erhöhen. Über wie viele Abos das Unternehmen bereits verfügt, darüber kann nur gemutmasst werden. Apple veröffentlicht keine Zahlen, Apple TV+ wird zusammen mit Musik, Spielen und anderen Abo-Produkten im Service-Segment des Unternehmens geführt. Diese Sparte zählt zurzeit 700 Millionen zahlende Kunden und damit rund ein Viertel mehr als im vergangenen Jahr. Nicht nur auf dem Streamingmarkt liefern sich Apple und Amazon einen erbitterten Kampf, auch an der Börse war zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu beobachten. Momentan hat Apple auf Sicht von fünf Jahren die Nase vorn (siehe Grafik 4).

Grafik 4: Entwicklung Amazon versus Apple (5 Jahre)

Indexiert: 30. September 2016 = 100

Ebenfalls eine Grösse im Video-Streaming-Segment ist YouTube. Die Alphabet-Tochter erwirtschaftete im vergangenen Quartal einen Umsatz in Höhe von 7 Milliarden US-Dollar und damit 83 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Der Wachstumstrend hält bereits einige Zeit an. Machten die YouTube-Werbeumsätze im Jahr 2017 erst 7,4 Prozent der Gesamterlöse von Alphabet aus, waren es 2020 bereits mehr als ein Zehntel. Darüber hinaus verfügt Alphabet mit der Tochter Google über noch viele weitere Wachstumschancen (siehe Grafik 5).

Grafik 5: Werbeumsatz YouTube und Anteil am Gesamtumsatz von Alphabet

Last, but not least sollten Anleger, die sich im Streamingbereich engagieren möchten, auch einen Blick auf Roku werfen. Das Unternehmen bündelt mit eigener Streaming-Hardware sowie einem eigenen Betriebssystem die Dienste zahlreicher Sender, Mediatheken und Streaminganbieter auf einem Bildschirm. Bereits jedes dritte verkaufte smarte TV-Gerät stammt in den USA von Roku. Derzeit expandiert der Konzern nach Deutschland und ermöglicht Kunden, die Audio- und Videoinhalte von beispielsweise Netflix, Spotify, Disney+ und Amazon Prime Video zu streamen. Der Erfolg von Roku lässt sich bestens im Geschäftsverlauf der vergangenen fünf Jahre ablesen. Von 2016 bis 2020 konnten sich die Umsätze mehr als vervierfachen. Und auch in diesem Jahr schreitet die Expansion voran. Allein im zweiten Quartal verzeichnete Roku einen Erlösanstieg von 83 Prozent.

Produktidee: ausgewählte Hebelprodukte

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

111509896

Alphabet

Call

2.334,00 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

111216809

Alphabet

Put

3.352,06 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

55587882

Amazon

Call

2.803,06 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

55694333

Amazon

Put

4.043,51 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

56380037

Apple

Put

160,93 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

112153501

Netflix

Call

506,82 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

55694344

Netflix

Put

674,49 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

58285315

Roku

Call

265,17 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

111291950

Roku

Call

285,59 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

Warrants

Valor

Basiswert

Typ

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

113377007

Alphabet

Call

2.800,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113377008

Alphabet

Call

2.900,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113427489

Alphabet

Put

3.000,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113377012

Amazon

Call

3.300,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113377015

Amazon

Call

3.600,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113427494

Amazon

Put

3.500,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113377022

Apple

Call

160,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113377019

Apple

Call

145,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113427497

Apple

Put

135,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113377053

Netflix

Call

560,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113377054

Netflix

Call

580,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

113427568

Netflix

Put

560,00 USD

17.06.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

Stand: 1. Oktober 2021; Quelle: Société Générale

Die hier präsentierten Produktideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung. Mehr Produkte auf eine Vielzahl von Basiswerten finden Sie unter www.sg-zertifikate.ch.