Analysen

DAX 40: Highlights der Indexreform

Im September 2021 stand die Ausweitung des DAX 30 zum DAX 40 an. Die Änderung wurde am Freitag, den 17. September 2021, zum Xetra-Schlusskurs in den Index eingearbeitet. Durch die Erweiterung wird der DAX 40 eine noch bedeutendere Rolle als deutscher Blue-Chip-Index und jetzt auch als Gesamtmarktindex erhalten.

Hintergrund zu Indexreform und neuen Regeln
Die deutschen Leitindizes wurden seit Dezember 2020 in einer grossen Reform modernisiert, die mit der Indexanpassung im September 2021 ihren Abschluss fand.

Die wichtigsten bisher umgesetzten Reformen:

  • Profitabilitätskriterium: Ein DAX-Aufnahmetitel benötigt zwei Geschäftsjahre in Folge ein positives EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte), bevor er in den Leitindex aufgenommen werden kann. Für eine MDAX-, SDAX- und TecDAX-Aufnahme gibt es keine Profitabilitätsanforderung.
  • Der DAX wird seit März 2021 nicht mehr jährlich, sondern halbjährlich regulär im März und September überprüft. Dabei sind die Hürden, um bei einer regulären Index-Überprüfung auf- oder entnommen zu werden, nicht so hoch wie bei einer ausserordentlichen Überprüfung im Juni und Dezember.

Neu seit September 2021:

a) Der DAX wurde von 30 auf 40 Titel erweitert.
b) Die monatliche Selektionsliste, die als Basis für den Auswahlprozess dient, stellt nur noch auf ein Free-Float-Marktkapitalisierungsranking (Marktkapitalisierung auf Basis des Streubesitzes) ab. Aufgrund der Ausweitung auf 40 Titel gelten dabei neue Schwellenwerte.
c) Das 12-Monats-Liquiditäts-Ranking wird durch eine Mindestliquiditätsanforderung ersetzt.

Tabelle 1: Veränderung der Titelanzahl

Index

Alte Titelanzahl

Neue Titelanzahl

DAX

30

40

MDAX

60

50

SDAX

70

70

TecDAX*

30

30

Durch die Indexreform im September 2021 wurde die Titelanzahl im DAX um 10 Titel auf 40 Titel erhöht. Demgegenüber wird der MDAX von 60 auf 50 Titel reduziert. Die Titelanzahl im SDAX 70 und TecDAX 30 bleibt unverändert. Weiterhin gilt, dass »Tech«-Titel sowohl in den Blue-Chip-Indizes DAX, MDAX und SDAX als auch im TecDAX – gleichzeitig per Doppellisting – notiert sein können.

Stand: 14. September 2021; Quelle: Commerzbank Research, Qontigo
*Doppellisting mit DAX/MDAX/SDAX möglich

Zwei neue Sektoren – Industrial Goods & Services jetzt grösster Sektor
Teilt man die DAX-Titel auf die aus dem STOXX-Indexsystem bekannte ICB (Industry Classification Benchmark)-Sektorzugehörigkeit auf, so zeigt sich, dass der DAX 30 14 Sektoren umfasste. Der STOXX Chemicals (Chemie) war mit ca. 17 Prozent der wichtigste Sektor für den DAX 30. Mit dem Aufstieg von Airbus in den DAX 40 gibt er diese Rolle an den STOXX Industrial Goods and Services ab. Obwohl der Industrial Goods & Services (Industriegüter und -services) nur vier Titel umfasst, erreicht er im neuen DAX 40 einen Anteil von über 17 Prozent. Die hohe konjunktur-zyklische Ausrichtung des DAX 40 dürfte somit auch nach der Indexreform erhalten bleiben. Bei der Titelanzahl ist der STOXX Health Care (Gesundheitswesen) der Gewinner der Indexreform. Hier stieg die Anzahl von vier auf sieben Titel an. Mit der Aufnahme von Zalando gewinnt der DAX 40 zusätzlich den Retail-Sektor (Einzelhandel) und mit HelloFresh den Personal Care, Drug and Grocery Stores-Sektor (Körperpflege, Drogerie und Lebensmittel) hinzu (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Sektoraufteilung der DAX-Mitglieder

Sektorzugehörigkeit nach ICB-Sektorklassifizierung

Neuer DAX nicht mehr so »kopflastig«
Im DAX 30 kamen die Top-5-Titel bereits auf einen Indexanteil von ca. 42 Prozent. Dabei befanden sich Linde und SAP in der Regel über der Kappungsgrenze von 10 Prozent. Die Top-10-Titel erreichten zusammen 64,6 Prozent. Die hohe »Kopflastigkeit« des DAX 30 bereitete (passiven) institutionellen Anlegern oft Probleme, da sie die 5-10-40-Regel (EU-Richtlinie) erfüllen müssen. Laut der 5-10-40-Regel dürfen nicht mehr als 10,0 Prozent des Fondsvermögens in einem Titel investiert sein. Alle Einzelpositionen von über 5 Prozent des Gesamtportfolios dürfen zusammengerechnet höchstens 40,0 Prozent des Fondsvolumens ausmachen. Diese Problematik entschärft sich mit Blick auf den DAX 40. Hier liegt auf Basis der aktuellen Daten kein Titel mehr über der Kappungsgrenze (wobei Linde und SAP im nahen Umfeld der 10,0 Prozent bleiben). Die Top-5-Titel liegen im DAX 40 zusammen bei 37,0 Prozent, die Top-10-Titel bei 57,4 Prozent. Die 5-10-40-Regel wäre – derzeit – bei einer Investmentnachbildung des DAX 40 nicht verletzt.

Tabelle 2: Die zehn neuen Mitglieder im DAX

1

Airbus

2

Zalando

3

Siemens Healthineers

4

Symrise

5

HelloFresh

6

Sartorius

7

Porsche Automobil Holding Vz.

8

Brenntag

9

Puma

10

Qiagen

Fazit
Durch den letzten Schritt der Indexreform wird der DAX 40 in seiner Rolle als deutscher Blue-Chip-Index und als »deutscher Gesamtmarktindex« gestärkt. Ausserdem werden einige Besonderheiten (zum Beispiel war der EURO STOXX 50-Titel Airbus nur im deutschen Mid-Cap-Index; Porsche Automobil Holding Vz. wird in die wichtigen Auswahlindizes eingebunden) und Strukturprobleme (zum Beispiel Kappung, Kopflastigkeit) durch die neuen Regeln abgeschwächt oder gelöst. Besonders passive internationale Investoren dürften die Indexreform des DAX daher begrüssen.

Auf den deutschen MDAX spezialisierte Fonds und Investoren finden allerdings ein deutlich verändertes Investment-Universum vor.