Zeitgeist

Schneeschuhlaufen – Auf leisen Sohlen durch den Winter

Mit einer Wanderung auf Schneeschuhen lassen sich Stille und Natur geniessen. Die aufstrebende Sportart birgt aber auch Risiken, weshalb gerade für Einsteiger eine geführte Tour sinnvoll ist.

Ihre Spuren ziehen sich einsam durch die tief verschneite Winterlandschaft. Bei strahlendem Sonnenschein steigt die Gruppe langsam Richtung Gipfel. Ausser ihren eigenen Gesprächen, dem leisen Wehen des Windes oder gelegentlichen Rufen der Bergdohlen bekommen die Teilnehmer wenig zu hören. Die beschriebene Szenerie ist typisch für eine Sportart, die in unseren Breitengraden über die vergangenen Jahre an Bedeutung gewonnen hat. Immer mehr Naturliebhaber, Erholungssuchende und Fitnessbewusste schnallen sich die Schneeschuhe an. Im Vergleich zum Skiwandern liegen die Eintrittsbarrieren – Stichworte Kondition, Erfahrung und Ausrüstung – bei dieser Freizeitaktivität etwas tiefer.

Wachsende Begeisterung
Noch ist die »Community« der Schneeschuhläufer relativ klein. Die Studie »Sport Schweiz 2020« fasst sie mit Ski- und Snowboard-Tourengehern zusammen. 6,5 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung ab einem Alter von 15 Jahren übten 2020 eine dieser drei Aktivitäten aus. Die Verbreitung der Randsportarten hatte damit deutlich zugenommen. Im Vergleich zur Studie des Jahres 2014 erhöhte sich die festgestellte Quote um 2,6 Prozentpunkte. Das Schneeschuhlaufen alleine zählt laut der vom Bundesamt für Sport BASPO zusammen mit anderen Institutionen und Organisationen vorgelegten Publikation zu den 20 beliebtesten während der Ferien ausgeübten Sportarten. Besonders gross ist die Begeisterung in der französischen Schweiz. 2020 waren in dieser Sprachregion 11 Prozent der Bevölkerung – zwei Drittel mehr als sechs Jahre zuvor – auf »leisen Sohlen« im Schnee unterwegs.

Damit die erste Tour zu einem echten Genuss wird, braucht es das richtige Equipment. Winterfeste Bergstiefel zählen dazu genauso wie warme Socken und die übrige schneetaugliche Bekleidung. Dann fehlen nur noch ein Paar Stöcke und natürlich die Schneeschuhe selbst. Sie verhindern das Einsinken und sorgen mit ihren Stahlzacken an eisigen oder glatten Passagen für Halt. Die gängigen Hersteller bieten sowohl Unisex-Ausführungen als auch Damen-, Herren- sowie Kindermodelle an. Laut Angaben des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) hängt die Wahl des Materials in erster Linie von der Art der geplanten Wanderung ab. »Eine ein- oder zweistündige Schnuppertour auf einem präparierten Weg erfordert nicht das gleiche Material wie eine mehrtägige Unternehmung in alpinem Gelände«, schreibt der SAC auf seiner Internetsite.

Unterschiedliche Modelle und Preise
Dementsprechend variieren die Preise für Schneeschuhe. Für Wanderungen auf eher flachem Terrain geeignete Einsteigermodelle, die meist wie eine Wespentaille geformt sind, gibt es im Fachhandel schon für weniger als 100 Schweizer Franken. Während diese Schuhe überwiegend aus Kunststoff bestehen, basieren die kostspieligeren Varianten auf Aluminium oder gar Karbon. Schneeschuhe für hochalpine Touren verfügen zudem über komplexere Bindungssysteme sowie stärkere Frontzacken als Aufstiegshilfe. Die Preisspanne für solche häufig der Bärentatze ähnelnde Schuhe erstreckt sich bis annähernd 400 Schweizer Franken.

Selbst mit der besten Ausrüstung ist eine gründliche Vorbereitung unabdingbar. »Mit Schneeschuhen kann man weder alles machen noch überall hingehen«, betont der SAC. Mit der Höhe steigt das Risiko. Neben einem Absturz zählt dazu dem Club zufolge vor allem die Lawinengefahr. Die Experten raten grundsätzlich dazu, nie alleine aufzubrechen sowie sich vorab über den Wetterbericht sowie die Schneeverhältnisse zu informieren. Gerade bei hochalpinen Touren dürfen ein Lawinenverschütteten-Suchgerät, Schaufel und Sonde nicht fehlen. Laut SAC reicht es aber nicht, dieses wichtige Sicherheitsmaterial dabei zu haben. »Man muss es vor allem korrekt anwenden können«, so der Club. Alleine deswegen empfiehlt es sich, an entsprechenden Ausbildungs- oder Auffrischungskursen teilzunehmen.

Unter Anleitung nach oben
Es lassen sich übrigens erste Schritte in den Schnee setzen, ohne Schuhe zu kaufen respektive sich um die Planung und Sicherheit der Wanderung zu kümmern. In vielen Wintersportorten zählen geführte Touren fest zum Tourismusprogramm. Ein Beispiel aus dem Berner Oberland: Grundkondition und Begeisterung für den Schnee nennt die Alpinschule Bergfalke als Anforderungen für eine Wanderung mit Blick zu Eiger, Mönch und Jungfrau. Bis Anfang März können Anfänger einmal pro Woche in Mürren starten, um das atemberaubende Panorama zu geniessen. Für die rund vierstündige Tour verlangt der Veranstalter 150 Schweizer Franken pro Teilnehmer. In diesem Preis sind neben der Führung auch Schneeschuhe, Skistöcke und das Sicherheitsmaterial enthalten.

Egal ob mit Guide oder alleine: Stets sollten Schneeschuhläufer die Natur respektieren. Dem SAC zufolge gilt das insbesondere unterhalb der Baumgrenze, wo Tiere aufgeschreckt werden können. Eine Flucht im tiefen Schnee kann für sie Lebensgefahr bedeuten. Wanderer sollten daher vor allem Waldlichtungen als wichtige Lebensräume der Fauna meiden – dem speziellen Reiz des Schneeschuhlaufens tut diese Restriktion sicher keinen Abbruch.