Commerzbank Analysen

Schweizer Franken: Droht ein erneuter Aufwertungsschock?

Die jüngst aufgekommene Angst vor einer Rückkehr der Euroraumkrise hat den Schweizer Franken zeitweise deutlich aufwerten lassen. Sollte sich die Situation im Euroraum zuspitzen, ist eine erneute scharfe Aufwertung des Franken nicht auszuschliessen.

Entwicklungen im Euroraum bestimmen Schweizer-Franken-Wechselkurse
Das vergangene Jahr hat erneut verdeutlicht, wie stark die Schweizer-Franken-Wechselkurse an den Entwicklungen im Euroraum hängen. So hatte der Franken gegenüber dem Euro ab dem Frühjahr 2017 deutlich abgewertet, nachdem Emmanuel Macron die Präsidentschaftswahlen in Frankreich gewonnen hatte. Macron setzt sich für eine Vertiefung der Währungsunion ein, wofür er zunächst Unterstützung von der deutschen Regierung zu erhalten schien. Der Euro konnte infolgedessen deutlich zulegen. Gleichzeitig verringerte sich aufgrund der niedrigeren politischen Risiken auch die Nachfrage nach dem Schweizer Franken als sicherer Hafen.

Der Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs stieg im Zuge dessen auf die höchsten Niveaus seit Aufgabe des Mindestkurses im Jahr 2015, was die Schweizerische Nationalbank (SNB) im September vergangenen Jahres dazu bewegte, ihre Wechselkurs-Einschätzung zu ändern. Sie bezeichnet den Schweizer Franken mittlerweile nur noch als »hoch bewertet« und nicht mehr als »deutlich überbewertet«. Damit signalisiert sie, dass sie mit Euro/Schweizer-Franken-Wechselkursen um 1,14/1,15 gut leben kann. Diese Annahme wird dadurch gestützt, dass die SNB, seit der Kurs dort notiert, nicht mehr am Markt interveniert hat, was sich unter anderem an den stabilen Sichteinlagen und den Zahlungsbilanzdaten ablesen lässt.

Bis April dieses Jahres stieg der Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs – getrieben von einem stärkeren Euro – sogar weiter an und erreichte fast das Mindestkursniveau von 1,20. Doch der Anstieg wurde durch die Regierungskrise in Italien Mitte/Ende Mai schlagartig beendet. Die Angst vor einer Rückkehr der Euroraum-Staatsschuldenkrise hat den Franken wieder deutlich gegenüber dem Euro aufwerten lassen.

Erhöhte Abwärtsrisiken im Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs
Zwar konnten Neuwahlen in Italien vermieden werden, woraufhin Ängste vor einem Austritt Italiens aus dem Euroraum zerstreut wurden und sich die Finanzmärkte beruhigten. Da die neue italienische Regierung allerdings an ihren expansiven Haushaltsplänen festhalten will, ist die Gefahr gross, dass die Spannungen im Euroraum erneut zunehmen. Wir gehen angesichts der erhöhten Euroraumrisiken davon aus, dass der Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs vorerst auf Niveaus unter 1,20 verharren wird.

Sollte sich die Situation im Euroraum sogar zuspitzen und der Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs deutlich unter die Marke von 1,14 fallen, dürfte die SNB wieder zu Devisenmarktinterventionen greifen, um eine stärkere Aufwertung des Franken zu verhindern. Fraglich wäre allerdings, wie glaubwürdig ihre Interventionsstrategie im Falle einer Euroraumkrise wie in den Jahren 2010/ 2011/2012 wäre, nachdem sie durch die Aufgabe des Mindestkurses bereits signalisiert hat, dass sie eigentlich nicht gewillt ist, den Frankenkurs durch unbegrenzte Interventionen zu verteidigen. Es ist nicht vollkommen auszuschliessen, dass die SNB letztlich eine erneute starke Aufwertung ihrer Währung zulässt. Derzeit gehen wir allerdings nicht davon aus, dass es so weit kommt, da ein Austritt Italiens aus dem Euroraum zumindest laut den jüngsten Signalen der neuen Regierung in Rom wenig wahrscheinlich erscheint.

Auch EZB-Geldpolitik deckelt den Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs
Gleichzeitig halten wir das Aufwärtspotenzial im Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs auf kurze Sicht auch aufgrund der weiteren Vorgehensweise der Europäischen Zentralbank (EZB) für begrenzt. Die dürfte angesichts der zuletzt etwas schwächeren Konjunktur und des nach wie vor zu schwachen Preisauftriebs nur quälend langsam ihre Geldpolitik normalisieren. Erst wenn sich eine erste Zinserhöhung gegen Ende 2019 abzeichnet, dürfte der Euro und im Zuge dessen auch der Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs deutlicher anziehen.

Die SNB wird derweil ihre Geldpolitik wohl erst straffen, wenn die EZB dies in hinreichendem Ausmass zuvor getan hat. Nur so kann sie eine schärfere Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro vermeiden. Daran ist ihr gelegen, da die Inflation in der Schweiz zwar wieder in den positiven Bereich zurückgekehrt ist, mit einem Wert unter 1 Prozent jedoch der Nulllinie noch immer gefährlich nah ist. Zudem hat sich der Preistrend jüngst abgeschwächt. Alles in allem bleiben die Entwicklungen im Euroraum richtunggebend für den Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs.

Grafik 1: Schweizer Franken hat im Zuge der Italien-Turbulenzen deutlich zugelegt

Commerzbank Schweizer-Franken-Währungsindex; indexiert: 2. Januar 2018 = 100

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Faktor-Zertifikate auf Wechselkurse, SIX-kotiert

Symbol

Basiswert

Strategie

Faktor

Laufzeit

Geldkurs

EC5SCB

EUR/CHF

Short

–5

Open End

15,60 CHF

EC0LCB

EUR/CHF

Long

10

Open End

41,58 CHF

EC5LCB

EUR/CHF

Long

5

Open End

34,06 CHF

EC0SCB

EUR/CHF

Short

–10

Open End

7,42 CHF

GC5SCB

GBP/CHF

Short

–5

Open End

16,98 CHF

GC5LCB

GBP/CHF

Long

5

Open End

26,98 CHF

UC0LCB

USD/CHF

Long

10

Open End

16,28 CHF

UC5SCB

USD/CHF

Short

–5

Open End

19,76 CHF

UC5LCB

USD/CHF

Long

5

Open End

22,93 CHF

UC0SCB

USD/CHF

Short

–10

Open End

12,20 CHF

Stand: 3. Juli 2018; Quelle: Commerzbank AG. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch zur Verfügung.