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Altersvorsoge, Teil 2: Der ETF als Baustein für die dritte Säule

Seit der Jahrtausendwende erleben Exchange Traded Funds, kurz ETFs, einen rasanten Aufstieg. Die passiven Produkte punkten mit einer einfachen Bauweise und vergleichsweise niedrigen Gebühren. Gerade wegen dieser beiden Stärken und einer immensen Auswahl an Anlagemöglichkeiten passt der ETF gut in die langfristige Vorsorge der dritten Säule.

Das Wort »aktiv« findet in den unterschiedlichsten Bereichen Verwendung. Es kann im Zusammenhang mit einem gesunden Leben genauso auftauchen wie in der Politik oder der Medizin. Eine lange Tradition hat dieses Adjektiv auch in der Geldanlage. Bereits im Jahr 1744 legte der Amsterdamer Kaufmann Adriaan van Ketwich den ersten aktiv verwalteten Investmentfonds auf. Er bot Sparern die Möglichkeit, ihr Geld in das Gemeinschaftsvermögen »Eintracht macht stark« einzuzahlen. Schon damals verfolgte van Ketwich das Prinzip der Risikostreuung.

Heute zählt diese Idee wie kaum eine andere zum Tagesgeschäft der Finanzindustrie. Laut Zahlen von Swiss Fund Data brachte es der Schweizer Fondsmarkt im Mai 2019 auf ein Volumen von rund 1,1 Billionen Schweizer Franken. Innerhalb von fünf Jahren hat sich das verwaltete Vermögen um mehr als ein Drittel ausgedehnt.

Globaler ETF-Boom
Für das Wachstum des Sektors spielt auch die Tatsache eine Rolle, dass um die Jahrtausendwende das Wort »passiv« verstärkt an den europäischen Finanzmärkten Einzug gehalten hat. Die Schweizer Börse SIX Exchange startete im September 2000 ein Segment für den Handel mit Exchange Traded Funds. Bei dieser Fondsart bleiben aktive Manager aussen vor. Vielmehr geht es darum, eine bestimmte Benchmark auf passive Weise möglichst genau abzubilden. Eine simple Bauweise und niedrige Gebühren sorgten dafür, dass ETFs einen rasanten Aufstieg erlebten. Swiss Fund Data taxiert die Assets under Management (AuM) – siehe Glossar – in der Schweiz per Mai 2019 auf 127,4 Milliarden Schweizer Franken. Gegenüber dem Niveau von Ende 2014 bedeutet das ein Wachstum von annähernd 100 Prozent (siehe Grafik 1). Der Boom ist kein nationales Phänomen. Laut Statista lagen Ende 2018 weltweit knapp 4,7 Billionen US-Dollar in den auch als börsengehandelte Indexfonds bezeichneten Vehikeln. Ausgehend vom Krisenjahr 2008 hatte sich der Markt damit um den Faktor 6,5 ausgedehnt.

Mittlerweile setzen viele Schweizer den ETF auch in der Altersvorsorge ein. Im ersten Teil dieser Serie (ideas-Magazin 89) haben wir die drei Säulen des Schweizer Rentensystems ausführlich vorgestellt. Aufgrund diverser Probleme in der AHV sowie bei den Pensionskassen – diese beiden Pfeiler decken Experten zufolge lediglich 60 bis 75 Prozent des letzten Einkommens ab – kommt es mehr denn je auf die dritte Säule an. Hier wiederum kann der ETF insbesondere in der freien Vorsorge seine Stärken ausspielen. Für die Säule 3b ist zwar keine steuerliche Privilegierung vorgesehen. Dafür haben Sparer jedoch einen grossen Gestaltungsspielraum. Er lässt sich mit börsengehandelten Indexfonds optimal ausnutzen, da diese Produkte weder Laufzeiten noch Mindestanlagesummen kennen.

Grafik 1: ETF-Markt Schweiz

Aktien als dominante Anlageklasse
Zudem ist eine Kapital-Allokation in den verschiedensten Anlageklassen möglich. Am Schweizer ETF-Markt dominiert die Aktie mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent an den ETF-AuM. Auf den Plätzen folgen passive Fonds auf Obligationen und Rohstoffe (siehe Grafik 2). Die Vormachtstellung der Aktien-Produkte im passiven Segment dürfte neben der generellen Beliebtheit der Dividendenpapiere auch mit deren überzeugender historischen Performance zu tun haben. Während Anleger aufgrund der ultralockeren Geldpolitik im festverzinslichen Bereich seit Jahren auf Magerkost stossen, erlebt der Aktienmarkt einen regelrechten Höhenflug. Beispiel SMI: Im Juni schaffte es der Schweizer Leitindex zum ersten Mal über die Schallmauer von 10.000 Punkten. Auf Sicht von einem Jahrzehnt steht für die 20 grössten Large Caps des Landes derzeit eine annualisierte Rendite von mehr als 9 Prozent zu Buche.

Grafik 2: ETF-Markt Schweiz nach Anlageklassen

(AuM in Milliarden Schweizer Franken)

Diversifiziert und bewährt
Natürlich bringt die Anlageklasse Aktien spezielle Risiken mit. Momentan zählen dazu neben einem vergleichsweise hohen Bewertungsniveau verschiedene geopolitische Themenfelder. Die Liste reicht vom Handelskonflikt zwischen den USA und China über die angespannte Lage im Nahen Osten bis zum drohenden Budgetstreit der EU mit Italien. Zwar können solche Gefahren und die mitunter damit einhergehenden Bärenmärkte im langfristigen Vermögensaufbau leichter »ausgesessen« werden als bei der Jagd nach der schnellen Rendite. Gleichwohl ergibt auch und gerade beim Sparen in der Säule 3b eine diversifizierte Anlage Sinn. Beispielsweise lässt sich der gesamte Schweizer Aktienmarkt mit einem ETF auf den SPI abdecken. In dieser Benchmark sind momentan 215 Unternehmen enthalten (siehe Anlageidee). Generell sollten namhafte und etablierte Indizes den Vorzug erhalten. Sie vereinen in der Regel eine gesunde Diversifikation mit einer bewährten Methodik. Gleichzeitig sind Investoren stets im Bilde, wie sich ihre Anlage entwickelt – ein Blick in die gängige Börsenberichterstattung reicht.

Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist im ETF-Bereich die Replikationsmethode. Börsengehandelte Indexfonds bilden ihre Benchmark entweder physisch oder synthetisch ab. Im Glossar finden Sie neben der Erläuterung dieser beiden Funktionsweisen die Bedeutung von weiteren wichtigen Begriffen aus der ETF-Welt. Dazu zählt auch die Total Expense Ratio (TER). Bei der Gesamtkostenquote kommt eine zentrale Stärke der passiven Indexfonds zum Vorschein. Gerade im Vergleich zu aktiv verwalteten Portfolien punktet das Segment mit teils sehr niedrigen Gebühren. Sobald ein ETF in der langfristigen Vorsorge eingesetzt wird, kann dadurch ein stattlicher Vorteil entstehen.

Fazit
Für Sparer sollte es sich lohnen, »aktiv« zu werden, um »passive« Investments mit ihren Möglichkeiten und Renditechancen als Bausteine der dritten Säule zu entdecken.

Anlageidee: Ausgewählte ETFs für die dritte Säule

ComStage ist an der SIX Exchange mit einer Fülle an börsengehandelten Indexfonds vertreten. Der ETF-Arm der Commerzbank bietet Lösungen für unterschiedliche Anlageklassen. Das ideas-Magazin hat vier Produkte ausgewählt, die aufgrund ihrer starken Diversifikation gerade für die langfristige Vermögensplanung interessant sein könnten. Neben drei nationalen und internationalen Aktien-ETFs handelt es sich dabei um ein passives Multi-Asset-Portfolio.

Idee 1: SPI – Die Vielfalt der Schweiz
Der SPI (Swiss Performance Index) umfasst alle Aktientitel von Unternehmen, die ihren juristischen Gesellschaftssitz in der Schweiz haben und an der SIX Exchange primärkotiert sind. Aussen vor bleiben Gesellschaften, bei denen der Anteil der frei handelbaren Aktien weniger als ein Fünftel beträgt.

Comstage UCITS ETF auf

Valor

TER p.a.

Ertragsverwendung

Geld-/Briefkurs

SPI TR Index

12603146

0,40 %

Ausschüttend

107,80/107,96 CHF

Stand: 1. Juli 2019; Quelle: Commerzbank AG

Idee 2: MSCI World – Einmal um die ganze Welt
Diversifikation wird beim MSCI World grossgeschrieben. In dem globalen Aktiengradmesser sind momentan 1.654 Unternehmen aus 23 entwickelten Ländern enthalten. Nach Angaben des Indexproviders deckt die Benchmark von jedem einzelnen rund 85 Prozent der Streubesitz-adjustierten Marktkapitalisierung ab.

Comstage UCITS ETF auf

Valor

TER p.a.

Ertragsverwendung

Geld-/Briefkurs

MSCI World Index

4878086

0,20 %

Ausschüttend

61,37/61,40 CHF

Stand: 1. Juli 2019; Quelle: Commerzbank AG

Idee 3: S&P 500 – Inside Wall Street
Seit 1957 wird der S&P 500-Index berechnet. Heute gilt er als die zentrale Benchmark für den US-Aktienmarkt. Zu den 500 Mitgliedern zählen sowohl an der New York Stock Exchange kotierte Standardwerte als auch die Technologiefirmen der Nasdaq. Mit Microsoft, Apple und Amazon stehen Vertreter des zweitgenannten Börsenplatzes in puncto Gewichtung an der Spitze.

Comstage UCITS ETF auf

Valor

TER p.a.

Ertragsverwendung

Geld-/Briefkurs

S&P 500 Index

11058133

0,12 %

Ausschüttend

330,91/331,09 CHF

Stand: 1. Juli 2019; Quelle: Commerzbank AG

Idee 4: Vermögensstrategie – Eine gesunde Mischung
Vor gut drei Jahren hat ComStage die Vermögensstrategie lanciert. Dabei handelt es sich um einen Dach-ETF. Über den Einsatz einer Vielzahl an börsengehandelten Indexfonds bietet das Produkt eine über mehrere Anlageklassen gestreute Allokation. Vereinfacht dargestellt entspricht die Zusammensetzung des ETFs einer Aufteilung in 60 Prozent Aktien, 30 Prozent Anleihen und 10 Prozent Rohstoffen. Eine Veränderung dieser Mischung erfolgt nicht. Das Portfolio wird jedoch einmal pro Jahr im Rahmen eines Rebalancings auf die ursprüngliche Gewichtung zurückgesetzt.

Comstage UCITS ETF auf

Valor

TER p.a.

Ertragsverwendung

Geld-/Briefkurs

ComStage Vermögensstrategie

32395796

0,25 %

Ausschüttend

138,71/138,79 CHF

Stand: 1. Juli 2019; Quelle: Commerzbank AG