Analysen
Luxus: Der Glanz verblasst
Die Konjunkturabschwächung, eine weiterhin hohe Inflation sowie die Zinsunsicherheit haben Anlegern den Geschmack in Bezug auf Luxusaktien verdorben. Nicht ohne Grund: Nach boomenden Jahren ist die Glitzer-und-Glamour-Branche derzeit nur noch mit reduziertem Wachstumstempo unterwegs. Die zum Teil starken Kursrückgänge könnten durchaus wieder Chancen bieten. Zudem lassen sich auch verborgene Juwelen finden.
Vor wenigen Wochen war es wieder einmal so weit: Paris, die Stadt der Liebe, verwandelte sich in den Hotspot der Mode. Die Rede ist von der alljährlichen Fashion Week, bei der die Ikonen der Modewelt wie Armani, Chanel, Dior und Versace mit ihren kostspieligen Designs für Glanz und Glamour sorgen. Während die Luxusmarken von den Modebegeisterten viel Beifall ernteten, hält sich der Applaus an der Börse in Grenzen. Schlimmer noch: Zuletzt kam es zu Buhrufen, übersetzt also zu einem Ausverkauf.
Dieser lässt sich bestens am STOXX Europe Luxury 10-Index ablesen. Nach dem Ende der Covid-Beschränkungen in China bewegte sich das Barometer Anfang des Jahres dynamisch nach oben. Mittlerweile gab es aber nicht nur seine gesamten Gewinne wieder ab, sondern verzeichnete von Juli bis September auch den grössten Quartalsrückgang seit 2020 (siehe Grafik 1). Der Start in das Schlussviertel verlief ebenfalls im Rückwärtsgang. Schuld daran trägt hauptsächlich Branchenprimus LVMH, der die Investoren mit schwachen Zahlen für das dritte Quartal auf dem falschen Fuss erwischte.
Grafik 1: STOXX Europe Luxury 10-Index
Gebremste Nachfrage
Aufgrund der hohen Inflation und konjunktureller Unsicherheiten verlor das Geschäft von LVMH deutlich an Dynamik. Der Umsatz legte im dritten Quartal zwar um 9 Prozent auf 19,96 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr zu, doch hatten Analysten ein Plus von 11,5 Prozent erwartet. Auch gegenüber dem zweiten Quartal flachte die Wachstumskurve spürbar ab, von April bis Juni stieg der Umsatz noch um 17 Prozent. Der Eigner von Marken wie Louis Vuitton, Dior und Tiffany sieht sich mit einer schwindenden Nachfrage nach High-End-Waren in den USA und Europa konfrontiert. Auf dem alten Kontinent reduzierte sich das Wachstum gar von 19 Prozent im zweiten auf 7 Prozent im dritten Quartal. Das liegt zum einen an den zuletzt stark steigenden Preisen, zum anderen aber auch an der nur schleppenden Erholung der chinesischen Wirtschaft. Experten befürchten, dass der sich verlangsamende Trend die gesamte Branche in Mitleidenschaft ziehen wird.
So ernüchternd das auch klingen mag, letztlich stellen die jüngsten Entwicklungen nur eine Normalisierung des Wachstums im Anschluss an den Boom nach dem Ende der Pandemie dar. Die Bewertungen von Luxusgüter-Aktien sind ebenfalls bereits gesunken und nähern sich dem Gesamtmarkt an. So tauchte das erwartete 2024er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von LVMH unter die 20er-Marke, die Aktie von Richemont bringt es auf einen Wert von 14, verglichen mit etwa 12 für den STOXX 600. Auch der KGV-Durchschnitt der Luxus-Konzerne fällt mit 18,4 nicht mehr exorbitant hoch aus (siehe Grafik 2).
Grafik 2: Erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis 2024 im Vergleich
Allerdings sind auch die Ergebnisschätzungen der Analysten zurückgegangen. So hat die US-Bank Morgan Stanley ihre Gewinnprognose für die Branche für 2024 um 6 Prozent gesenkt, die Bank of America sogar um 7 Prozent. Insbesondere bei den Kunden in den Vereinigten Staaten und Europa sitzt das Geld den Experten zufolge angeblich nicht mehr so locker. Dies zeigen auch Kreditkartendaten aus den USA. Denen zufolge haben sich die Ausgaben für Luxusmode im Juli und August im Jahresvergleich um 16 Prozent reduziert.
Unterschiedliche Entwicklungen
Auch wenn in der laufenden Berichtssaison und darüber hinaus vermutlich nicht viele Luxuskonzerne mit ihren Zwischenberichten werden glänzen können, lassen sich nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren. Einige Branchenvertreter wie Hermes, Moncler oder auch Richemont, die über einen wohlhabenderen Kundenstamm verfügen, könnten im Konjunkturabschwung eine relativ betrachtet höhere Widerstandsfähigkeit zeigen. Namen wie Burberry, Kering, Ferragamo oder Tod’s, die auf eine weniger betuchte Klientel ausgerichtet sind, drohen dagegen höhere Einbussen.
Der starke Rückgang der Luxusaktien mag angesichts der Rezessionsängste in Europa und den USA sowie den uneinheitlichen Wachstumsaussichten für die chinesische Wirtschaft durchaus berechtigt gewesen sein, allerdings könnte sich die verringerte Ertragsdynamik allmählich ihrem Tiefpunkt nähern. Zumal es schon zahlreiche Ergebnisrevisionen von Seiten der Analysten gegeben hat und sich die Bewertungen nun wieder den langfristigen Durchschnittswerten annähern. Zudem versteckt sich in der Branche das ein oder andere Juwel, wie beispielsweise Ferrari. Der italienische Sportwagenkonzern wird längst nicht mehr nur mit der Autobranche verglichen, sondern findet sich auch in der Peer Group der Luxusgüterhersteller wieder. Und das zu Recht: Der Rennsportspezialist mit einer 84-jährigen Vergangenheit glänzt mit einem prozentual zweistelligen Umsatz- und Gewinnwachstum und ist mit einer operativen Marge von knapp 30 Prozent hochprofitabel. Das lässt sich auch am Kursverlauf ablesen: Allein in diesem Jahr steht ein Plus von 42 Prozent zu Buche (siehe Grafik 3).
Grafik 3: Wertentwicklung Ferrari
Nach einer Prognoseerhöhung bei Ferrari zum Halbjahr warten Anleger nun gespannt, wie das dritte Quartal gelaufen ist. Den Bericht werden die Italiener am 2. November (nach Redaktionsschluss) vorlegen. Am gleichen Tag steht auch das Zahlenwerk von Hugo Boss auf dem Programm. Hier wird im Vorfeld auf dem Börsenparkett gemunkelt, dass der Edelschneider aus Deutschland weitere Marktanteile aufgrund der dynamischen Markenerneuerung gewonnen haben sollte. Manche Analysten sehen nach dem starken Kursrückgang – seit Mitte Juli beläuft sich das Minus auf rund ein Viertel – nun gar eine Einstiegsgelegenheit.
Funkelnde Zeitmesser, matte Kurse
Acht Tage später, also am 10. November, öffnet Richemont seine Bücher. Der heimische Luxusgüterkonzern verlor in den zurückliegenden drei Monaten sogar rund ein Drittel seiner Marktkapitalisierung. Wie empfindlich Anleger derzeit auf Enttäuschungen reagieren, zeigte sich bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal 2023/2024 (31. März). Trotz eines erneut zweistelligen Wachstums strafte die Börse den Hersteller von Luxusmarken wie Piaget, IWC und Cartier ab, da die Umsätze die Erwartungen leicht verfehlten. Die Bewertung des Uhren- und Schmuckkonzerns ist aber mittlerweile deutlich zurückgegangen: Das KGV liegt bei niedrigen 14, die Dividendenrendite bei 3,3 Prozent.
Ebenfalls im Korrekturmodus befindet sich Swatch, dessen Aktienperformance im Vergleich zum heimischen Konkurrenten deutlich schwächer ausfällt (siehe Grafik 4). Dabei ist der Produzent von edlen Zeitmessern auf einem guten Weg, den in Aussicht gestellten Rekordumsatz von 9 Milliarden Schweizer Franken in diesem Jahr zu erreichen. CEO Nicolas Hayek wies in einem Interview kürzlich darauf hin, dass die gesamten Schweizer Uhrenexporte bis Ende Juli um ein Zehntel anzogen, während Swatch seinerseits einen überproportionalen Zuwachs um 19 Prozent erzielte. Jüngst hat der Konzern einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel gezogen: Nach dem erfolgreichen Launch der »MoonSwatch« 2022 – hierzu wurde die Speedmaster Moonwatch mit der Nobelmarke Omega verschmolzen – versucht das Unternehmen, den Clou zu wiederholen. Dazu wird gemeinsame Sache mit dem Luxuslabel Blancpain gemacht. Die erste Kollektion der »Bioceramic Scuba Fifty Fathoms« war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.
Grafik 4: Richemont vs. Swatch
An einen nachhaltigen Erfolg mag das Börsenpublikum trotz der Erfolge aber offenbar immer noch nicht glauben. Das lässt sich auch in der vergleichbar günstigen Bewertung der Aktie ablesen. Das KGV beläuft sich auf lediglich 10,9 und mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 0,82 notiert der Titel sogar unter Buchwert. Zum Vergleich: Richemont und Kering weisen ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund 3 auf, LVMH 5 und bei Hermes ist die Kennziffer gar zweistellig. Apropos Kering: Um den Besitzer der Nobelmarken Gucci und Saint Laurent keimen immer wieder Übernahmegerüchte auf; Medienberichten zufolge haben aktivistische Investoren Interesse bekundet. Angeblich stehen Finanzinvestoren wie beispielsweise Bluebell Capital bereits in den Startlöchern. Bluebell hat dabei Insidern zufolge die Vorzüge einer Fusion mit dem Schweizer Richemont-Konzern angesprochen. Angesichts der mittlerweile reduzierten Bewertungen – Kering hat seit April ein Drittel seines Unternehmenswerts eingebüsst – könnten derartige Deals freilich aufs Tableau kommen.
Fazit: Die Skepsis der Anleger gegenüber dem Luxusgütersektor ist derzeit gross, allerdings ist die Korrektur zum Teil schon heftig ausgefallen und könnte für Chancen sorgen. Die Bewertungen sind deutlich zurückgegangen und es wird spannend, wann das Pendel umschwenkt und die Luxusaktien wieder den Geschmack der Investoren treffen werden. Risikobereite Trader können mit Hebelpapieren die derzeit volatile Zeit in Gewinne ummünzen – und das sowohl auf der Long- als auch auf der Short-Seite.
Produktidee: Zertifikate auf LuxusAktien
Unlimited Turbo-Zertifikate
Valor |
Basiswert |
Typ |
Stoppschwelle |
Handelsplatz |
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Ferrari |
Call |
238,72 EUR |
Swiss DOTS |
|
Ferrari |
Call |
195,68 EUR |
Swiss DOTS |
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LVMH |
Call |
561,70 EUR |
Swiss DOTS |
|
LVMH |
Put |
844,10 EUR |
Swiss DOTS |
|
Richemont |
Call |
93,12 CHF |
Swiss DOTS |
|
Richemont |
Put |
120,19 CHF |
Swiss DOTS |
|
Swatch |
Call |
177,24 CHF |
Swiss DOTS |
|
Swatch |
Put |
255,31 CHF |
Swiss DOTS |
Faktor-Zertifikate
Valor |
Basiswert |
Strategie |
Faktor |
Handelsplatz |
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Ferrari |
Long |
6 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
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Ferrari |
Short |
–6 |
Swiss DOTS |
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Hugo Boss |
Long |
4 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Hugo Boss |
Short |
–4 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
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LVMH |
Long |
6 |
SIX Exchange |
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LVMH |
Short |
–8 |
Swiss DOTS |
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Richemont |
Long |
4 |
SIX Exchange |
|
Richemont |
Short |
–4 |
Swiss DOTS |
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Swatch |
Long |
8 |
Swiss DOTS |
|
Swatch |
Short |
–6 |
Swiss DOTS |
Stand: Oktober 2023; Quelle: Société Générale
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