Analysen
Droht ein neuer Ölpreisschock?
Ende September schien der Ölpreis noch Kurs auf die Marke von 100 US-Dollar je Barrel zu nehmen und liess damit Inflationsängste wieder aufleben. Doch Anfang Oktober folgte ein Preiseinbruch um gut 10 US-Dollar. Der Ölpreis konnte diesen Verlust auch trotz der Eskalation im Nahost-Konflikt bislang nicht wieder komplett wettmachen. Da eine Ausweitung des Israel-Kriegs zurzeit unwahrscheinlich erscheint, dürfte das Aufwärtspotenzial bei Öl angesichts der trüben Konjunkturaussichten nun ausgereizt sein.
Ölpreis steigt wegen weniger Öl aus Saudi-Arabien …
Nachdem der Preis für ein Barrel Öl der Sorte Brent sich im bisherigen Jahresverlauf in einer Spanne zwischen 70 und 90 US-Dollar bewegt hatte, stieg er im September auf ein neues Hoch in diesem Jahr bei über 96 US-Dollar je Barrel und verteuerte sich damit innerhalb von etwa drei Monaten um rund 30 Prozent. Auslöser hierfür war die Ankündigung Saudi-Arabiens und Russlands, ihre seit Juli geltenden deutlichen Angebotskürzungen über September hinaus bis Jahresende beizubehalten. Diese Kürzungen waren in erster Linie dafür verantwortlich, dass die weltweite Förderung im bisherigen Jahresverlauf leicht gefallen ist (siehe Grafik 1).
Grafik 1: Globale Rohölproduktion seit Jahresanfang dank OPEC+ leicht gefallen
Veränderung der Rohölproduktion zwischen Januar und August 2023
… und Erwartungen einer weichen Landung der US-Wirtschaft
Ein weiterer Grund für den Preisanstieg bei Öl war, dass mittlerweile mehr und mehr Marktteilnehmer davon auszugehen scheinen, dass der US-Wirtschaft eine weiche Landung gelingt, eine Rezession also vermieden wird. Die Fed hat diesen Erwartungen weiteren Auftrieb gegeben, als sie ihre Wachstumsprognosen im vergangenen Monat merklich angehoben hat. Dies liess zunehmend Sorgen aufkommen, dass das Angebot am Ölmarkt die Nachfrage in den kommenden Monaten nicht deckt. Das Bild einer weichen Landung der US-Wirtschaft erhielt allerdings Anfang Oktober einen erheblichen Dämpfer, als die US-Energieagentur einen Einbruch der US-Benzinnachfrage meldete, woraufhin der Ölpreis wieder um gut 10 US-Dollar nachgab. Zwar hat sich die Benzinnachfrage bereits eine Woche später deutlich erholt, dennoch bleiben wir hinsichtlich der Aussichten eher pessimistisch. Denn die momentanen Nachfrageeinschätzungen dürften sich unserer Ansicht nach als zu optimistisch erweisen. Dies gilt insbesondere für die Nachfrage aus den USA, dem Land mit dem grössten Rohölverbrauch. Denn wir gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft trotz der bis zuletzt soliden Konjunktur im kommenden Jahr in eine milde Rezession rutschen wird.
Auch in den anderen beiden wichtigen Wirtschaftsräumen, China und dem Euroraum, dürfte sich die Nachfrage nach Öl eher abschwächen. Denn wegen der sich für den Euroraum immer mehr abzeichnenden Rezession dürfte die Ölnachfrage in den europäischen OECD-Ländern in diesem Jahr zurückgehen. In China dürfte sie zwar zulegen, aber mit einer deutlich geringeren Dynamik als noch in der ersten Jahreshälfte, als sie in erster Linie wegen des Endes der Coronamassnahmen deutlich stieg und der Haupttreiber für die weltweite Ölnachfrage war. Dieser Effekt dürfte nun langsam auslaufen.
Angebot dürfte eher zulegen
Gleichzeitig dürfte das Angebot eher zulegen. Zwar ist nicht auszuschliessen, dass Saudi-Arabien bei einem neuerlichen Preisrückgang seine Angebotskürzungen länger beibehält oder die Förderung sogar noch weiter zurückfährt, was den Ölpreis offensichtlich stützen würde. Die Hürde hierfür dürfte aber hoch sein. Denn die geringere Produktion im Ölsektor hat die Wirtschaft – trotz eines kräftigen Wachstums in den Nicht-Öl-Sektoren – schrumpfen lassen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Führung in Riad anstreben, im kommenden Jahr langsam aus den Kürzungen auszusteigen. Zudem erhöht der derzeit höhere Ölpreis den Anreiz, die Produktion ausserhalb der OPEC+ auszuweiten. Dies gilt in erster Linie für die USA, die neben Saudi-Arabien und Russland zu den grössten Ölproduzenten zählen. Dort hat die Produktion in den vergangenen drei Jahren den Einbruch zu Beginn der Coronapandemie wieder wettgemacht und im August ihr Rekordhoch von Ende 2019 wieder erreicht (siehe Grafik 2). Bislang rechnete die US-Energiebehörde damit erst Anfang 2024.
Grafik 2: US-Rohölproduktion nahe Rekordhoch
Prognosen der EIA
Risiko Nahost-Konflikt
Ein Risiko für das Ölangebot stellt die jüngste Eskalation des Nahost-Konflikts nach dem Angriff der Terrorgruppe Hamas in Israel dar. Allerdings halten wir eine Ausweitung des Krieges, der sicherlich zu einem stärkeren Preisanstieg führen würde, zu diesem Zeitpunkt für wenig wahrscheinlich. Dies scheint auch die Marktmeinung zu sein, denn der unmittelbare Effekt auf den Ölpreis hielt sich zunächst in Grenzen. Das dürfte daran liegen, dass – im Gegensatz zum Jom-Kippur-Krieg im Jahr 1973 – dieses Mal keine wichtigen ölproduzierenden Länder direkt involviert sind. Lediglich die iranische Führung hat bislang die Angriffe offenkundig begrüsst. Daher besteht kurzfristig vor allem das Risiko, dass das Ölangebot aus dem Iran zurückgehen wird. Die dortige Rohölproduktion war zuletzt deutlich gestiegen, wie auch die Ausfuhren, wie verschiedene Quellen nahelegen, was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass die USA ihre Sanktionen gegen den Ölsektor nicht mehr strikt durchgesetzt haben (siehe Grafik 3). Diese Politik dürfte Washington angesichts der jüngsten Entwicklungen nun aber wohl beenden. Dennoch dürfte dies nicht zwingend zu einer deutlichen Angebotsverknappung führen. Sollte das Ölangebot aus dem Iran sich spürbar verringern, könnte das Saudi-Arabien schliesslich die Chance eröffnen, seine Ölproduktion wieder hochzufahren, ohne einen stärkeren Preiseinbruch zu riskieren.
Grafik 3: Irans Ölproduktion trotz Sanktionen gestiegen
Ölpreise mit Abwärtspotenzial
Sollte der Nahost-Konflikt nicht weiter eskalieren, dürfte sich der Blick am Ölmarkt wieder vor allem auf die Nachfrageaussichten richten. Spätestens wenn sich im kommenden Jahr mehr und mehr abzeichnet, dass die US-Wirtschaft doch vor einer Rezession steht und auch aus China und Europa vorerst mit keiner spürbaren Nachfragebelebung zu rechnen ist, dürften die Ölpreise eher wieder leicht nachgeben. Einen stärkeren Preisrutsch dürfte Saudi-Arabien dann aber durch länger anhaltende Produktionskürzungen verhindern. Für das kommende Jahr rechnen wir für Brent mit einem Durchschnittspreis von knapp 90 US-Dollar je Barrel. Verhindern könnte diesen Rückgang wohl nur eine neuerliche spürbare Kürzung des Angebots aus Saudi-Arabien oder eine »weiche Landung« der US-Wirtschaft.
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Aber Achtung: Da die von Société Générale angebotenen Produkte in Schweizer Franken notieren, der Handelspreis von Öl allerdings in US-Dollar, besteht für den Investor ein Währungsrisiko, wenn der Wechselkurs Schweizer Franken/US-Dollar steigen sollte.
Faktor-Optionsscheine
Valor |
Basiswert |
Strategie |
Faktor |
Laufzeit |
Geld-/Briefkurs |
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Brent-Öl-Future |
Long |
6 |
Unbegrenzt |
0,66/0,67 CHF |
|
Brent-Öl-Future |
Short |
–6 |
Unbegrenzt |
0,19/0,20 CHF |
|
Brent-Öl-Future |
Long |
8 |
Unbegrenzt |
22,46 /22,61 CHF |
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Brent-Öl-Future |
Short |
–8 |
Unbegrenzt |
12,14/12,24 CHF |
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WTI-Öl-Future |
Long |
4 |
Unbegrenzt |
27,64/27,79 CHF |
|
WTI-Öl-Future |
Short |
–4 |
Unbegrenzt |
0,26/0,27 CHF |
|
WTI-Öl-Future |
Long |
6 |
Unbegrenzt |
0,34/0,35 CHF |
|
WTI-Öl-Future |
Short |
–6 |
Unbegrenzt |
0,86/0,87 CHF |
Stand: 3. November 2023; Quelle: Société Générale
Die hier präsentierten Anlageideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung.