Titelthema

Ausblick auf das zweite Halbjahr: Der Nervenkitzel bleibt

Viele Themen, viele Unsicherheiten, aber auch Chancen – in der zweiten Börsenjahreshälfte dürfte der Spannungsfaktor hoch bleiben. Wir analysieren die schnellen Entwicklungen in der Weltwirtschaft und Geldpolitik und werfen dabei einen Blick nach vorn. Daneben stellen wir Trends vor, die eher langfristiger Art sind und durch die derzeitigen Marktverwerfungen nicht an Bedeutung verlieren werden. Um in schwankungsfreudigen Zeiten wie diesen aber überproportional zu gewinnen, ist Flexibilität gefragt. Die Lösung bieten Derivate: Mit entsprechenden Hebelpapieren lässt sich sowohl an steigenden als auch fallenden Kursen partizipieren.

Zum Ende des ersten Halbjahres stehen die Zeichen an den Börsen auf Rot: Der SMI tauchte seit Jahresbeginn um knapp 19 Prozent ab, der EURO STOXX 50 verlor ein Fünftel und beim S&P 500 sind es noch einmal knapp 3 Prozentpunkte mehr (siehe Grafik 1). Auch auf den Bondmärkten sowie bei den Kreditausfall-Swaps kam es zwischenzeitlich zu deutlichen Verwerfungen. Und Kryptowährungen wie der Bitcoin halbierten ihren Wert in diesem Jahr sogar. Die Turbulenzen wecken Erinnerungen an die Zeit während der Finanzkrise.

Grafik 1: Halbjahresperformance 2022 ausgewählter Aktienmärkte

Was ist passiert?
Es sind im Wesentlichen drei Themen, welche die Finanzmärkte derzeit ins Wanken bringen: Inflation, Zinsen und der Krieg in der Ukraine. Dieses Trio ist auch eng miteinander verbunden. Der geopolitische Konflikt treibt die Energiepreise, diese wiederum die Teuerung und die Notenbanken reagieren mit Zinserhöhungen auf die Situation. Dabei wird eher geklotzt als gekleckert: Die US-Notenbank beschloss auf ihrer Sitzung Mitte Juni eine ungewöhnlich kräftige Anhebung der Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte auf eine neue Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent. Das war nicht nur die vierte Erhöhung in Folge, sondern auch die höchste seit 1994. Selbst die für ihre Zurückhaltung bekannte SNB landete einen Überraschungscoup. Obwohl in der Schweiz die Teuerungsrate mit zuletzt 2,9 Prozent im internationalen Vergleich gering ausfällt, die Eurozone weist zum Beispiel einen Wert von 8,1 Prozent auf, schraubten die eidgenössischen Währungshüter am 16. Juni die Zinsen spürbar um einen halben Prozentpunkt auf –0,25 Prozent empor. Das war die erste Zinserhöhung seit knapp 15 Jahren.

Und was macht die EZB? Die Europäische Zentralbank ist bislang dagegen eher im Bummelzug unterwegs. Kurz vor dem Halbjahr stellte EZB-Präsidentin Christine Lagarde zwar die Zinswende in der Eurozone auf der Juli-Sitzung in Aussicht, mehr als 25 Prozentpunkte sollen es anfänglich aber nicht werden. Damit schickte die Währungshüterin den Euro gegenüber dem Schweizer Franken sowie auch dem US-Dollar in den Keller.

In der Bredouille
Ganz so einfach hat es die EZB aber auch nicht, vielmehr befindet sich die Notenbank in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite steht die Inflation, die förmlich durch die Decke schiesst (siehe Grafik 2). Auf der anderen Seite legen in der momentanen Krise die Risiko- aufschläge südeuropäischer Bonds gegenüber Deutschen Bundes- anleihen wieder kräftig zu. Um die zum Teil stark ausgeweiteten Renditeabstände einzudämmen, hat Lagarde in einer Notfallsitzung Mitte Juni ein neues geldpolitisches Werkzeug in Aussicht gestellt. Mit diesem soll besonders den höher verschuldeten Euroländern in den kommenden Monaten unter die Arme gegriffen werden.

Grafik 2: Inflationsraten Eurozone und USA gegenüber Vorjahresmonat

Noch ist zwar nicht klar, wie das Instrument exakt aussehen wird, aber die Ankündigung allein sorgt zumindest vorübergehend für eine gewisse Beruhigung an den Märkten. Zudem könnte das Tool der Notenbank die Möglichkeit geben, die Leitzinsen wie in den USA und Grossbritannien in der zweiten Jahreshälfte rasch zu erhöhen.

Die Experten der Commerzbank gehen davon aus, dass der Einlagezins von zurzeit –0,5 Prozent bis zum Jahresende auf plus 0,75 Prozent steigen wird. In einem Jahr sind den Ökonomen zufolge bereits 1,5 Prozent möglich. Für die USA wird eine Obergrenze bei der Fed-Funds-Rate von 3,0 Prozent noch in diesem Jahr prophezeit.

Dunkle Wolken am Konjunkturhimmel
So weit, so gut. Doch derart aggressive Zinserhöhungen sorgen dafür, dass sich Konjunktursorgen breitmachen. An der Börse macht sogar bereits das »R«-Wort wieder die Runde. Diese wachsenden Rezessionsängste, die durch wiederkehrende Lockdowns in Teilen Chinas noch befeuert werden, dürften eines der bestimmenden Themen im zweiten Börsenhalbjahr sein. Darüber hinaus gilt es, die Entwicklung im Russland-Ukraine-Konflikt genau zu beobachten, denn eine Entspannung in dem geopolitischen Krisenfall könnte die Energiepreise wieder auf ein niedrigeres Niveau führen, was sich im Umkehrschluss positiv auf die Inflation auswirken würde. Doch Vorsicht: Auch eine gegenteilige Entwicklung ist möglich.

Die Ökonomen der Commerzbank wagen den Blick in die Glaskugel und gehen davon aus, dass die schlimmste Phase der Verbraucherpreisinflation bereits überwunden ist. Die Volkswirte rechnen im Euroraum 2022 mit einer Teuerung von insgesamt 7,0 Prozent, 2023 dann nur noch mit einem Wert von 2,5 Prozent. Eine spiegelbildliche Entwicklung wird für die USA vorhergesagt. Die Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung fällt dagegen etwas pessimistischer aus. Führende Organisationen wie die OECD oder auch die Weltbank haben zuletzt ihre Wachstumsaussichten für die globale Konjunktur deutlich zurückgeschraubt. Die OECD senkte ihre Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft 2022 von 4,5 Prozent auf 3,0 Prozent, die Weltbank schraubte ihr Ziel von 4,1 auf 2,9 Prozent herunter. Von einer Rezession ist aber bis dato nicht die Rede (siehe Grafik 3).

Grafik 3: Weltweites BIP-Wachstum

Chancen in der Krise
Die vielen Unwägbarkeiten, mit denen Anleger in der zweiten Hälfte des Jahres konfrontiert sein werden, sind enorm. Doch auch in einem schwierigen makroökonomischen Umfeld bietet der Kapitalmarkt interessante Anlagemöglichkeiten. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund, dass Bargeld aufgrund der Inflation erheblich an Kaufkraft verliert. Aktien sind wiederum zuletzt deutlich günstiger geworden. So haben sich die Bewertungen der Märkte aufgrund der jüngsten Kursverluste deutlich reduziert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 sowie des Nasdaq 100 liegen seit langer Zeit wieder unterhalb ihrer 10-Jahres-Durchschnittswerte (siehe Grafik 4). In Europa zeigt sich das gleiche Bild. Beim DAX kommt noch hinzu, dass auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis mittlerweile unter den langfristigen Durchschnitt abgetaucht ist.

Grafik 4: Kurs-Gewinn-Verhältnis (12 Monate) Nasdaq 100/S&P 500

In turbulenten Börsenzeiten wie diesen werden Aktien auch häufig querbeet verkauft, also ohne Qualitätsunterschiede zu machen. Dabei existieren beständige Trends wie die Digitalisierung, die Entwicklungen im Gesundheitswesen oder auch erneuerbare Energien, die nichts an Attraktivität verloren haben. Hier könnten sich bei den momentanen Kursverwerfungen durchaus Chancen ergeben. Wir haben uns diese drei Bereiche genauer angesehen und uns auf die Suche nach interessanten Unternehmen gemacht.

Trend 1: Erneuerbare Energien
Der Bereich »Green Energy« ist derzeit gleich mehrfach gefragt. Nicht nur, dass sich zuletzt immer mehr Länder dem Kampf gegen den Klimawandel angeschlossen haben. Auch sorgt Europas Abhängigkeit von russischem Öl und Gas dafür, dass der alte Kontinent beim Ausbau von Ökostrom aufs Tempo drückt. So spricht sich die EU-Kommission derzeit dafür aus, ihr Ziel für erneuerbare Energien im Rahmen des Pakets »Fit für 55« bis 2030 von 40 auf 45 Prozent anzuheben. Der Plan sieht unter anderem eine Verdopplung der Solarleistung bis 2025 vor. Um das neue Ziel zu erreichen, werden bis 2027 zusätzliche Investitionen in Höhe von 210 Milliarden Euro erforderlich sein. Europa ist aber nicht alleine, auch die USA und China reiten auf der grünen Welle. Das Reich der Mitte plant, den Anteil der erneuerbaren Energien so zu erhöhen, dass bis 2025 ein Drittel des Stroms nachhaltig erzeugt wird.

Von diesem Milliardenkuchen möchten sich viele Unternehmen etwas abschneiden. Weit vorne steht Vestas, die Dänen sind nämlich Marktführer in der Windenergie. Auch Siemens Energy, das kürzlich seine Windtochter Siemens Gamesa in den Konzern zurückgeholt hat, zählt zu den langfristigen Profiteuren dieser Entwicklung. Die Kraft des Windes und der Sonne nutzt dagegen Encavis. Das am 20. Juni in den MDAX aufgestiegene Unternehmen produziert Strom aus beiden regenerativen Quellen. Zurzeit beträgt die Gesamterzeugungskapazität des Konzerns rund 3,2 Gigawatt. Und auch beim Industriekonzern ABB wird Klimaschutz grossgeschrieben. Der heimische Konzern bietet zahlreiche Produkte und Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungskette für erneuerbare Energien an. Daneben kümmert sich ABB auch um einen emissionsfreien Verkehr. Diesbezüglich könnte es schon bald spannend werden: Die Division »E-Mobility« soll noch im laufenden Jahr an der SIX Swiss Exchange kotiert werden.

Trend 2: Digitalisierung
Apropos E-Mobility: Das Auto der Zukunft ist nur ein Teilbereich, der eindrucksvoll aufzeigt, wie die Digitalisierung voranschreitet. 5G, Cloud-Computing und künstliche Intelligenz sind ebenfalls Trends, die unumkehrbar sind. Ohne hyperschnelle Prozessoren wären diese Technologien allerdings nicht möglich.

Meister auf diesem Gebiet ist NVIDIA. Der Chiphersteller ist in allen Megatrends vertreten und zum Teil auch führend. Um immer leistungsfähigere Halbleiter herzustellen, werden aber auch spezielle Anlagen benötigt. Hier kommt ASML ins Spiel, die mit ihren DUV- und EUV-Lithografiemaschinen unverzichtbar für die Branche geworden sind. Im Bereich EUV, die immer feinere Strukturen auf Halbleitern ermöglichen, haben die Niederländer sogar eine Monopolstellung. Mit ca. 150 Millionen US-Dollar pro Stück sind die High-End-Maschinen auch überaus profitabel (siehe Grafik 5). Beim Softwarekonzern Microsoft sowie auch beim Tech-Allrounder Apple handelt es sich ebenfalls um Unternehmen, die mit ihren Produkten und Strategien disruptive Prozesse in Gang setzen und damit die Digitalisierung entscheidend vorantreiben. Zwar leiden Technologieunternehmen in der Regel bei steigenden Zinsen besonders, doch können übertriebene Kursrückgänge auch Chancen bieten.

Grafik 5: Wertentwicklung ASML versus NVIDIA (5 Jahre)

Trend 3: Biotech und Pharma
Die Gesundheit ist ein Sektor, der immer Konjunktur hat. Vor allem Zivilisationskrankheiten wie Krebs sind auf dem Vormarsch. Bei der Tumorbekämpfung führt kein Weg am weltgrössten Hersteller von Krebsmedikamenten Roche vorbei. Der Pharma- und Diagnostikkonzern ist aber auch bei anderen Bedrohungen stets up to date. So hat das Unternehmen kürzlich drei Tests zum Nachweis des Affenpockenvirus entwickelt. Bei Corona mischt Roche ebenfalls mit seinen Covid-19-Tests mit. Dieses Jahr sollen damit 5 Milliarden Schweizer Franken eingenommen werden. Sollte das Virus im Herbst wie von vielen Fachleuten vermutet wieder stärker sein Unwesen treiben, werden nicht nur die Tests von Roche stark in der zweiten Jahreshälfte gefragt sein, sondern auch die Vakzine von BioNTech und Moderna. Dies wiederum könnte auch Sanofi in die Hände spielen. Die Franzosen arbeiten derzeit zusammen mit GSK an einem Covid-19-Impfstoffkandidaten, der als Auffrischungsimpfung nach einem mRNA-Impfstoff, wie dem von BioNTech und Moderna, einen umfassenden Schutz gegen zukünftige Virusmutationen bieten soll. Tests haben bereits gezeigt, dass er die Antikörperspiegel gegen eine Reihe von besorgniserregenden Varianten deutlich erhöht.

Immer flexibel bleiben
Corona, Krieg, Inflation und Zinsen – generell sollten Anleger davon ausgehen, dass die Volatilität in der zweiten Hälfte des Börsenjahres 2022 hoch bleiben wird. Daher gilt es, wachsam zu bleiben und die Spekulationsrichtung stets den Gegebenheiten anzupassen. Mit Derivaten wie Warrants, Turbos oder auch Faktor-Zertifikaten lassen sich effektiv Long- wie auch Short-Spekulationen umsetzen.

Produktidee: Hebelpapiere auf ausgewählte Aktien und Indizes

Faktor-Zertifikate auf Indizes

Valor

Basiswert

Strategie

Hebel

Handelsplatz

56191953

DAX

Long

6

Swiss DOTS, BX Swiss

112199050

DAX

Short

–12

Swiss DOTS, BX Swiss

56333724

EURO STOXX 50

Long

8

SIX Swiss Exchange

56191949

EURO STOXX 50

Short

–4

Swiss DOTS, BX Swiss

56333706

Nasdaq 100

Long

4

SIX Swiss Exchange

112199064

Nasdaq 100

Short

–10

SIX Swiss Exchange

56191975

S&P 500

Long

8

Swiss DOTS, BX Swiss

112199061

S&P 500

Short

–14

Swiss DOTS, BX Swiss

55694380

SMI

Long

6

SIX Swiss Exchange

56333689

SMI

Short

–4

SIX Swiss Exchange

Unlimited Turbo-Zertifikate auf Aktien

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

113086790

ABB

Call

19,8600 CHF

Swiss DOTS, BX Swiss

115629068

ABB

Put

32,3000 CHF

Swiss DOTS

114028457

ASML

Call

340,1400 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

110320576

ASML

Put

70,6600 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

110643957

BioNTech

Call

116,8658 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

117506912

Encavis

Call

15,1200 EUR

Swiss DOTS

114135187

Encavis

Put

21,0900 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

116305992

Moderna

Call

114,0100 USD

Swiss DOTS

110321176

Sanofi

Call

76,3700 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

51298888

Sanofi

Put

109,3900 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

115629278

Siemens Energy

Call

11,3700 EUR

Swiss DOTS

114029228

Vestas Wind Systems

Call

138,4000 DKK

Swiss DOTS

118845698

Vestas Wind Systems

Put

202,4100 DKK

Swiss DOTS

Warrants auf Aktien

Valor

Basiswert

Typ

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

117506286

Apple

Call

150,00 USD

17.03.2023

Swiss DOTS

116305529

Apple

Put

150,00 USD

16.12.2022

Swiss DOTS

117506363

NVIDIA

Call

210,00 USD

17.03.2023

Swiss DOTS

117506509

NVIDIA

Put

230,00 USD

17.03.2023

Swiss DOTS

119206497

Microsoft

Call

240,00 USD

16.06.2023

Swiss DOTS

115515355

Microsoft

Put

330,00 USD

16.12.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

Stand: 21. Juni 2022; Quelle: Société Générale

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