Analysen

Bauzulieferer: Wachstum auf einem soliden Fundament

Mit einem 500 Milliarden Euro schweren Sondervermögen möchte Deutschland seine veraltete Infrastruktur auf Vordermann bringen. Nicht nur in Europa, weltweit ist der Sanierungs- und Transformationsbedarf enorm: Die Baustoffindustrie kann auf florierende Geschäfte hoffen.

Am 10. August setzt Rosalin Kuiper in Kiel das Segel. Dann startet die »Holcim PRB« mit einer fünfköpfigen Crew in das »Ocean Race Europe«, um in sieben Etappen den alten Kontinent zu umschiffen. Am 21. September wird in der Boka Bay in Montenegro der Sieger aus insgesamt sieben Mannschaften gekrönt. Holcim ist bei dem spektakulären Rennen über die Nordsee, durch den britischen Kanal, auf den Wellen des Atlantiks sowie durch das Mittelmeer und die Adria immer dabei: Der Schriftzug des Baustoffriesen zieht sich über das Segel sowie den Bug des 18,3 Meter langen, mit einem 29 Meter hohen Mast ausgestatteten Superboots.

Etwa zwei Monate vor dem Start in das »Ocean Race Europe« möchte Holcim in den Hafen von New York einlaufen. Im Juni soll das Nordamerikageschäft an der Wall Street kotiert werden. Damit geht ein knapp 18-monatiger »Turn« zu Ende. Anfang 2024 hatte der Branchenriese das Spin-off angekündigt. An der Generalversammlung gaben die Aktionäre am 14. Mai 2025 grünes Licht für die Abspaltung. Sie erhalten in Form einer Sachdividende für je einen Holcim-Anteilsschein eine Aktie von Amrize – unter diesem Namen firmiert die in Zukunft eigenständige Sparte. Die Baustoffindustrie erhält einen weiteren, mächtigen Spieler: Mit rund 1.000 Werken und Betriebsstätten ist Amrize der grösste Anbieter von Zement in den USA und Kanada und der zweitgrösste Lieferant von Dacheindeckungen. Eine führende Stellung nimmt das Unternehmen zudem bei Wandsystemen, Zuschlagsstoffen sowie Zement ein.

Holcim: am Puls der Megatrends
Angesichts solcher Superlative überrascht es nicht, dass Holcim kurz vor der Abspaltung auch an der Börse vorneweg segelt. Auf Sicht von fünf Jahren hat sich die Kapitalisierung des Zuger Konzerns um rund 160 Prozent ausgedehnt. Damit lässt Holcim sowohl den Gesamtmarkt als auch den europäischen Baustoffsektor weit hinter sich (siehe Grafik 1). Stichwort Europa: Der alte Kontinent gewinnt an Bedeutung, nachdem der Branchenriese seine Nordamerika-Aktivitäten abgespalten hat. Lässt man Amrize aussen vor, hätte Holcim 2024 mehr als die Hälfte der Umsätze in Europa erzielt. Gut ein Viertel der Erlöse kam aus der Verkaufsregion Asien, Mittlerer Osten und Afrika, während Lateinamerika knapp ein Fünftel zum Geschäftsvolumen beigesteuert hat (siehe Grafik 2).

Grafik 1: Auf und davon

Holcim versus STOXX Europe 600 versus STOXX Europe 600 Construction & Materials, fünf Jahre

Grafik 2: Schwerpunkt Europa

Umsatz Holcim 2024 nach Regionen – ohne Nordamerika

Das Management des verschlankten Baustoffriesen steckt sich für die kommenden Jahre ehrgeizige Ziele. »Mit unserer Strategie ›NextGen Growth 2030‹ ist Holcim optimal aufgestellt, um von den bedeutenden Megatrends zu profitieren, die die Zukunft des Bauens prägen – von Urbanisierung bis hin zu energieeffizienter Sanierung«, sagte CEO Miljan Gutovic Ende März im Rahmen eines Investorentags. Konkret peilt er bis 2030 ein Umsatzwachstum zwischen 3 und 5 Prozent jährlich an. Das operative Ergebnis (Stufe Recurring EBIT) soll im Schnitt pro Jahr um 6 Prozent bis zu einem Zehntel nach oben gehen. Das angepeilte Wachstum möchte der CEO zu zwei Dritteln organisch einfahren, der Rest soll von Übernahmen kommen. »Wir prüfen Möglichkeiten in allen Regionen, in denen wir tätig sind«, erläuterte Gutovic die Akquisitionspläne.

Heidelberg Materials: globale Präsenz
Übernahmen zählen auch zum Tagesgeschäft von Heidelberg Materials. Der deutsche Baustoffkonzern ist in mehr als 50 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv. Mit rund 51.000 Mitarbeitern betreibt Heidelberg Materials 140 Zement- und Mahlwerke, rund 600 Steinbrüche und Kiesgruben sowie 1.475 Produktionsstätten für Transportbeton. Der Schwerpunkt liegt in Europa, 43,2 Prozent seiner Umsätze hat das DAX-Unternehmen 2024 auf dem Heimatkontinent erwirtschaft. Nordamerika folgte mit einem Anteil von 24,2 Prozent auf Rang 2 (siehe Grafik 3). In Summe fuhr Heidelberg Materials einen Umsatz von 21,2 Milliarden Euro oder umgerechnet 22,5 Milliarden Schweizer Franken ein. Zum Vergleich: Bei der »alten Holcim« beliefen sich die Erlöse im vergangenen Jahr auf 26,4 Milliarden Schweizer Franken.

Grafik 3: Weltweit aktiv

Umsatz Heidelberg Materials 2024 nach Regionen

Mehrere Gemeinsamkeiten
Wenig überraschend ähnelt sich auch die strategische Ausrichtung der beiden Rivalen. Heidelberg Materials setzt ebenfalls auf die Megatrends Urbanisierung und Dekarbonisierung. In punkto Klimaschutz versucht das Duo, die hohen Emissionen in der Baustoffproduktion zu reduzieren. Für die Erzeugung von einer Tonne Zement fallen momentan noch mehr als eine halbe Tonne Treibhausgas an. Bis zum Ende des Jahrzehnts möchten beide Konzerne hier mit weniger als 400 Kilogramm auskommen. Neben klimafreundlicheren Baustoffen setzt der Sektor auf das Recycling von Abbruchmaterial.

Im Bezug auf Wachstum spielt den Bauzulieferern der weltweit hohe Bedarf an Infrastrukturinvestitionen in die Hände. Für Aufsehen sorgte diesbezüglich die neue deutsche Bundesregierung. Schon vor dem Start der Koalitionsverhandlungen haben sich CDU/CSU und SPD auf eine Lockerung der Schuldenbremse geeinigt. Neben höheren Ausgaben für die Verteidigung machte der Bundestag den Weg für ein bis zu 500 Milliarden Euro schweres Infrastruktur-Sondervermögen frei. »Sanieren, Bauen, Zukunft gestalten, das ist das Gebot der Stunde«, steht im Koalitionsvertrag. Die drei Regierungsparteien garnieren diese Ankündigung mit einer einfachen Formel: »Jeder investierte Euro in Infrastruktur lässt das Bruttoinlandsprodukt um fast drei Euro steigen.« Zum Berliner Ehrgeiz passt der jüngste Kursverlauf von Heidelberg Materials. 2024 verteuerte sich der Large Cap bis dato um fast 60 Prozent (siehe Grafik 4). Damit zählt der Baustoffriese zu den Top-3-Performern im DAX.

Grafik 4: Enormes Momentum

Heidelberg Materials, fünf Jahre

Geberit: neue Hoffnung
Geholfen hat die politische Aufbruchstimmung auch Geberit. Der Sanitärspezialist erwirtschaftet knapp 30 Prozent seiner Umsätze in Deutschland. In den vergangenen Jahren machte die flaue Baukonjunktur dem Unternehmen aus Rapperswil-Jona das Leben schwer. Doch jetzt zeichnet sich eine langsame Erholung ab. In Deutschland lag die Zahl der Baugenehmigungen im ersten Quartal 2025 zum ersten Mal seit Langem über dem Niveau des Vorjahres. Zu diesen Zahlen passt der Geschäftsverlauf von Geberit. Von Januar bis März 2025 steigerte das Unternehmen den Umsatz um knapp 5 Prozent auf 878 Millionen Schweizer Franken. Neu eingeführte Produkte sowie Vorzieheffekte im Grosshandel im Zusammenhang mit den seit April geltenden Preiserhöhungen sorgten für ein starkes Wachstum bei den Volumen. Die höchste Steigerungsrate verzeichnete Geberit im Bereich Installations- und Spülsysteme.

CEO Christian Buhl blickt vorsichtig optimistisch nach vorn: »Für 2025 erwarten wir weiterhin eine Stabilisierung der Marktnachfrage in Europa und ein gemischtes Umfeld in Übersee«, erklärte er im Rahmen der jüngsten Zahlenvorlage. Obwohl Geberit einmal mehr keinen konkreten Ausblick lieferte, kam der Zwischenbericht an der Börse gut an. Nach der Veröffentlichung kletterte der SMI-Titel zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren über die Marke von 600 Schweizer Franken (siehe Grafik 5.) Im 2024er-Ranking für den SMI rangierte Geberit Mitte Mai mit einem Plus von 18 Prozent auf einem starken zweiten Platz.

Grafik 5: Auf einem 3-Jahres-Hoch

Geberit, fünf Jahre

Sika: Trump als Spielverderber
Sika konnte nicht Schritt halten. Der Bauchemiekonzern zählt im bisherigen Jahresverlauf zu den Underperformern im Schweizer Leitindex. Nachdem Sika 2024 mit Rekordzahlen abschliessen konnte, ist auch der Start in die laufende Periode geglückt: Für das erste Quartal meldete das Zuger Unternehmen in lokalen Währungen ein Umsatzwachstum von 1,9 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Schweizer Franken. Gefragt waren Mörtel, Kleber sowie Dicht- und Dämmmaterial vor allem in Amerika. In der Region konnte Sika die Erlöse um 4,9 Prozent steigern. »Wir hatten einen sehr starken Start ins Jahr und die Menschen waren sehr optimistisch in Bezug auf Infrastrukturinvestitionen und Reshoring«, erklärte CEO Thomas Hasler. Allerdings sei die Stimmung in der US-Bauindustrie nach zwei starken Monaten gekippt. Für Verunsicherung sorgte die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. »Alles begann sich zu verlangsamen«, berichtete Hasler.

Gleichwohl hält der Konzernlenker an der Prognose fest. In lokalen Währungen möchte er den Umsatz 2025 um 3 bis 6 Prozent steigern. Gleichzeitig soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) überproportional vorankommen. Hasler peilte eine Ebitda-Marge im Bereich von 19,5 bis 19,8 Prozent an. Zum Vergleich: 2024 lag die Kennziffer bei 19,3 Prozent. In einer Präsentation betont Sika allerdings die erhöhten Unsicherheiten im Markt als Folge der möglicherweise länger anhaltenden Handelsstreitigkeiten.

Immerhin hat sich in punkto Zollpolitik eine gewisse Entspannung ergeben, seit der auch in der Autoindustrie vertretene Spezialchemiekonzern den Zwischenbericht vorgelegt hat. Passend dazu konnte die Sika-Aktie zuletzt Boden gutmachen. Geht es nach dem Gros der Analysten, wird die Erholung weitergehen. Von 22 auf Reuters dokumentierten Ratings lauten 14 auf »Kaufen«. Das durchschnittliche Kursziel der Researchhäuser liegt bei 277 Schweizer Franken – ein Aufschlag von knapp gut einem Fünftel auf die aktuelle Notierung.

Produktidee: Hebelprodukte auf Bauzulieferer

Die besprochenen Aktien zählen allesamt zum Basiswert-Fundus von Société Générale. Die Emittentin handelt eine Vielzahl an Hebelpapieren auf Holcim & Co. Sie machen eine Positionierung in beide Richtungen – long und short – möglich. Aufgrund der Hebelwirkung partizipieren Anleger überproportional am Kursverlauf des jeweiligen Basiswerts. Bitte beachten Sie, dass die beschleunigte Wirkung auch greift, falls sich eine Aktie nicht in die gewünschte Richtung entwickelt – in diesem Szenario müssen Produktinhaber mit gehebelten Verlusten rechnen.

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Hebel

Strike

Stoppschwelle

Handelsplatz

144189940

Geberit

Call

7,5

530,6631 CHF

541,8200 CHF

Swiss DOTS

130626881

Geberit

Call

4,3

471,4497 CHF

481,3600 CHF

Swiss DOTS

125375824

Geberit

Put

10,5

669,3409 CHF

655,3500 CHF

Swiss DOTS

131283303

Geberit

Put

4,4

749,2305 CHF

733,5700 CHF

Swiss DOTS

144190234

Heidelberg Materials

Call

6,9

160,5909 EUR

170,6505 EUR

Swiss DOTS

144189750

Heidelberg Materials

Call

4,0

141,2449 EUR

149,9805 EUR

Swiss DOTS

142630803

Heidelberg Materials

Put

9,0

208,4175 EUR

195,6400 EUR

Swiss DOTS

144191211

Heidelberg Materials

Put

4,6

229,9925 EUR

215,1100 EUR

Swiss DOTS

144189527

Holcim

Call

6,2

82,7618 CHF

86,2900 CHF

Swiss DOTS

143409369

Holcim

Call

4,0

73,0382 CHF

76,1700 CHF

Swiss DOTS

132935463

Holcim

Put

8,4

108,5082 CHF

103,9400 CHF

Swiss DOTS

141818719

Holcim

Put

4,5

118,5151 CHF

113,5400 CHF

Swiss DOTS

144189531

Sika

Call

6,3

191,1337 CHF

198,9800 CHF

Swiss DOTS

119611482

Sika

Call

4,2

171,3685 CHF

178,4100 CHF

Swiss DOTS

139355098

Sika

Put

10,6

245,9433 CHF

235,8800 CHF

Swiss DOTS

138604645

Sika

Put

4,3

276,4430 CHF

265,1400 CHF

Swiss DOTS

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

124946810

Geberit

Long

8

Swiss DOTS

137693401

Geberit

Short

–8

Swiss DOTS

55694966

Heidelberg Materials

Long

6

Swiss DOTS, BX Swiss

143411647

Heidelberg Materials

Short

–6

Swiss DOTS

56088907

Holcim

Long

8

Swiss DOTS, BX Swiss

142631891

Holcim

Short

–8

Swiss DOTS

137693332

Sika

Long

6

Swiss DOTS

124947146

Sika

Short

–6

Swiss DOTS

Stand: Mai 2025; Quelle: Société Générale

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