Analysen

SMI: Turbulente Zeiten

Anleger brauchten zuletzt ein gutes Nervenkostüm, um am Schweizer Aktienmarkt zu bestehen. Aber trotz dem von den USA ausgelösten Zoll-Tsunami dominieren beim SMI weiterhin die positiven Vorzeichen. Auch den heimischen Grosskonzernen ist der Start in das neue Jahr geglückt. Da das Zollrisiko aber weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Börsen hängt, dürfte es volatil bleiben.

Wer nach dem »Raketenstart« des SMI darauf gehofft hatte, dass die heimischen Aktien das Tempo auch in den Frühling mitnehmen können, wurde enttäuscht. Nachdem US-Präsident Donald Trump am 2. April ein gigantisches Zollpaket verkündete, kam es zu starken Verwerfungen an den Kapitalmärkten. Der Angst vor weltweiten wachstumshemmenden Effekten sowie einer höheren Inflation konnte sich auch die Schweiz nicht entziehen. Trotz Erholungstendenzen seit dem Aufschub diverser Extremzölle für neunzig Tage fehlten dem SMI Mitte Mai rund 7 Prozent auf das am 3. März markierte Rekordhoch bei 13.199 Punkten (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Entwicklung SMI, fünf Jahre

Konjunkturelle Unsicherheiten
Unterm Strich steht für den SMI aber seit Jahresbeginn immer noch ein Plus von etwas mehr als 5 Prozent zu Buche, womit der Index weiterhin besser abschneidet als der S&P 500, bei dem nur eine Nullrunde anstand. Mut macht den Anlegern hierzulande eine robuste Konjunktur sowie solide Zahlenausweise der Unternehmen. Zunächst zu den makroökonomischen Entwicklungen: Die Schweizer Wirtschaft ist zum Jahresauftakt deutlich gewachsen. Nach vorläufigen Schätzungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen Januar und März 2025 zum Vorquartal um 0,7 Prozent zu. Ökonomen hatten lediglich mit einer Expansionsrate zwischen 0,2 und 0,5 Prozent gerechnet, ähnlich dem Schlussviertel 2024, als das BIP um ein halbes Prozent stieg.

Getragen wurde das Wachstum vor allem vom Dienstleistungssektor, doch auch in der Industrie zeigte die Kurve nach oben. Volkswirte geben allerdings zu bedenken, dass es aufgrund der Zollandrohungen durch das Weisse Haus zu Vorzieheffekten gekommen sein könnte. »Die Q1-Wachstumswerte sind ein Blick in den Rückspiegel«, stellt Seco-Konjunkturexpertin Felicitas Kemeny klar. Es ist also nicht sicher, wie es nach dem »Liberation Day«, der zu Beginn des zweiten Quartals stattfand, weitergehen wird. Verschiedene Konjunkturindikatoren weisen bereits auf eine Abkühlung hin. So hat sich die Geschäftslage deutlich eingetrübt. Der von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) präsentierte Indikator war im April bereits das dritte Mal in Folge rückläufig. Darüber hinaus wurden auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monaten das dritte Mal in Folge nach unten revidiert.

Solide Unternehmensbilanzen
Dass das Zollchaos auch die 20 grössten börsennotierten Konzerne nicht kaltlässt, zeigte sich bei der soeben zu Ende gegangenen Berichtssaison zum ersten Quartal. Kaum ein Vorstand verwies bei seinem Ausblick nicht auf die damit einhergehenden Unsicherheiten. Besonders pessimistisch zeigten sich Alcon und Logitech, die sogar ihre Gewinnziele nach unten schrauben mussten. Doch hielt die Zahlensaison auch jede Menge positive Überraschungen parat. So konnte rund ein Viertel der Unternehmen die Erwartungen übertreffen. Dazu zählen auch die beiden Schwergewichte Nestlé und Novartis. Letztgenannter Arzneimittelhersteller schraubte nach einem kräftigen Umsatz- (+15 Prozent) und Gewinnplus (+27 Prozent) im ersten Quartal sogar die Jahresziele nach oben. Die Erlöse sollen nun um einen hohen einstelligen, der Gewinn stärker im niedrigen zweistelligen Prozentbetrag wachsen. »Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, unsere führende Pipeline voranzubringen, und sind zuversichtlich, dass wir unsere Wachstumsprognose erfüllen werden«, zeigte sich Konzernchef Vasant Narasimhan optimistisch. Mehr als 200 Projekte befinden sich derzeit in der klinischen Phase.

Aber auch über der Pharmabranche hängen die Zölle wie ein Damoklesschwert. Um vor möglichem Gegenwind gerüstet zu sein, hat Narasimhan bereits angekündigt, die Produktion in den USA mit Milliardeninvestitionen aufzurüsten. Konkurrent Roche, der ebenfalls einen soliden Zwischenbericht vorlegte, möchte auch in den kommenden fünf Jahren 50 Milliarden US-Dollar in Übersee investieren. Allerdings droht die neueste von Trump vorgeschlagene Verordnung, die Preise für Markenmedikamente zu senken, zu einem Umdenken im Roche-Management zu sorgen. Sollte diese Verordnung in Kraft treten, werden Investitionen laut einer Erklärung des Unternehmens in den USA infrage gestellt.

Zu den wenigen Schweizer Grosskonzernen, die nicht direkt von den Zollkonflikten betroffen sind, zählt Swisscom. Das Unternehmen wies von Januar bis März mit 39,3 Prozent das stärkste Umsatzwachstum innerhalb des SMI aus. Und auch der operative Gewinn kam mit 17,9 Prozent zweistellig voran. Der Wachstumssprung war vor allem dem Kauf der italienischen Tochter des britischen Mobilfunkkonzerns Vodafone zu verdanken. Dennoch bekräftigte der Telekomkonzern seine Jahresprognose. Erwartet werden Erlöse von 15,0 bis 15,2 Milliarden Schweizer Franken sowie ein Anstieg bei bereinigtem Ebitda von 4,3 Milliarden Schweizer Franken im Vorjahr auf rund 5 Milliarden Schweizer Franken.

Gespräche mit ungewissem Ausgang
Damit auch andere Unternehmen nicht zu stark unter hohen Zöllen leiden, setzt der Schweizer Bundesrat auf Verhandlungen. Zu einem Treffen mit dem US-Finanzminister ist es bereits gekommen. Es sei konstruktiv verlaufen und die Stimmung freundlich gewesen. Die Schweiz gehört zu einer Gruppe von 15 Ländern, die mit Washington zuerst verhandelt. Die Diplomaten müssen dabei Fingerspitzengefühl beweisen: Es gilt, sich einerseits für möglichst tiefe Zölle einzusetzen, andererseits eine totale Konfrontation zu vermeiden.

Da der Ausgang ungewiss ist, baut die Schweizerische Nationalbank (SNB) vor. Zentralbankpräsident Martin Schlegel hat bereits seine Bereitschaft zur Einführung von Negativzinsen bekräftigt. Damit würde der SNB-Chef auf eine altbewährte Methode zurückgreifen. Ab 2014 setzte die Notenbank fast acht Jahre lang auf Negativzinsen, um für angemessene geldpolitische Rahmenbedingungen zu sorgen und eine für die exportorientierte Wirtschaft schädliche Frankenaufwertung zu unterbinden. Der Schweizer Franken hatte zuletzt deutlich an Wert zugelegt. Das wundert nicht, schliesslich ist er in Krisenzeiten ganz besonders als sicherer Hafen gefragt. Gegenüber dem Euro wertete die Währung auf Sicht von einem Jahr um 5,7 Prozent auf, in Relation zum US-Dollar fiel die Erhöhung mit um knapp einem Zehntel noch deutlich ausgeprägter aus. Auf Sicht von fünf Jahren ergeben sich sogar Zuwächse von 14 respektive 12 Prozent (siehe Grafik 2).

Grafik 2: US-Dollar und Euro in Relation zum Schweizer Franken

Inflation runter, Zinsen runter
Während sich viele Länder noch mit inflationären Tendenzen auseinandersetzen müssen, kam die Teuerung in der Schweiz zuletzt zum Erliegen. So blieben die Verbraucherpreise im April gegenüber dem Vorjahresmonat stabil und befinden sich somit auf dem tiefsten Niveau seit vier Jahren und auch am unteren Ende der von der SNB für Preisstabilität angepeilten Bandbreite von 0 bis 2 Prozent. Die Notenbank hatte im März den Leitzins zum fünften Mal in Folge auf 0,25 Prozent gesenkt. Am 19. Juni gibt das dreiköpfige SNB-Direktorium die nächste geldpolitische Lagebeurteilung ab. Dann könnte der Geldhahn weiter aufgehen. »Niemand mag diese Negativzinsen, offensichtlich auch die Schweizerische Nationalbank nicht«, sagte SNB-Präsident Schlegel zuletzt auf der Konferenz »Point Zero Forum« in Zürich und fügte hinzu: »Aber wenn wir es machen müssen, dann sind wir sicherlich bereit, es wieder zu machen.« Am Aktienmarkt dürfte das begrüsst werden, denn der dürfte dann verstärkt in den Fokus rücken, wenn Anleger gezwungen sind, sich nach renditestärkeren Alternativen umzusehen. Folglich ist nicht ausgeschlossen, dass der SMI seinen Gipfel in diesem Jahr noch einmal sehen wird.

Produktidee: Zertifikate auf den SMI

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

127270220

Logitech

Call

52,64 CHF

Swiss DOTS

142630183

Logitech

Put

81,75 CHF

Swiss DOTS

129375229

Nestlé

Call

65,66 CHF

Swiss DOTS

129375242

Nestlé

Put

113,85 CHF

Swiss DOTS

125769319

Novartis

Call

73,48 CHF

Swiss DOTS

126202595

Novartis

Put

112,62 CHF

Swiss DOTS

135162762

Roche

Call

231,79 CHF

Swiss DOTS

142631647

Roche

Put

298,47 CHF

Swiss DOTS

143410944

Swisscom

Call

500,98 CHF

Swiss DOTS

124859578

Swisscom

Put

724,05 CHF

Swiss DOTS

144190677

Swiss Market Index (SMI)

Call

11.210,69 Pkt.

Swiss DOTS

141817923

Swiss Market Index (SMI)

Put

13.425,92 Pkt.

Swiss DOTS

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

143411615

Logitech

Long

8

Swiss DOTS

143411588

Logitech

Short

–6

Swiss DOTS

137282120

Nestlé

Long

10

SIX Exchange

56333541

Nestlé

Short

–6

SIX Exchange

142631923

Novartis

Long

14

Swiss DOTS

137282135

Novartis

Short

–8

SIX Exchange

58423133

Roche

Long

4

Swiss DOTS, BX Swiss

56333552

Roche

Short

–4

SIX Exchange

56955424

Swisscom

Long

8

Swiss DOTS, BX Swiss

56333576

Swisscom

Short

–4

SIX Exchange

140606225

Swiss Market Index (SMI)

Long

14

Swiss DOTS

140606262

Swiss Market Index (SMI)

Short

–15

Swiss DOTS

Stand: Mai 2025; Quelle: Société Générale

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