Commerzbank Analysen

5G – Mobilfunkstandard läutet neues Zeitalter ein

In den vergangenen Jahren kamen immer neue Kommunikationsstandards auf den Markt. Nun ist es wieder so weit und der Innovationssprung ist dieses Mal gigantisch. Nicht nur die Schnelligkeit von 5G ist einzigartig, auch können hundertmal mehr Endgeräte gleichzeitig angeschlossen werden, wodurch die Zahl der vernetzten Gegenstände pro Quadratmeter auf eine Million steigt. Die neue Technologie eröffnet damit zahlreichen Unternehmen, von den Telekomprovidern über Techniklieferanten und Netzwerkausrüstern bis hin zu den Halbleiterherstellern, ertragreiche Chancen.

Die Welt betritt in diesen Tagen ein neues Zeitalter. Das Zauberwort dabei lautet »5G«. Der neue Mobilfunkstandard ermöglicht nun die Anwendungen, welche die Forscher seit Jahren versprechen. Nicht nur, dass sich im Zug störungsfrei der Lieblingsfilm auf dem Smartphone schauen lässt, die angepriesenen Zukunftsthemen wie Industrie 4.0, medizinische Anwendungen, bei denen der Arzt zu Hause am Rechner sitzt und einen Roboter steuert, oder auch autonomes Fahren werden Realität.

Los geht es damit noch in diesem Jahr und Vorreiter sind wie so oft die USA. Der dort grösste ansässige Mobilfunkbetreiber Verizon plant, im vierten Quartal 5G-Zugänge als »Fixed Wireless« in Los Angeles, Houston und im kalifornischen Sacramento zu starten. Erreicht werden sollen damit 30 Millionen Breitbandhaushalte. Aber auch auf Smartphone-Ebene schreitet das Unternehmen voraus. Dazu hat sich Verizon mit Motorola verbündet. Zusammen werden sie Anfang 2019 in den USA mit der ersten Lösung für hyperschnelle Mobilfunkverbindungen starten. Möglich machen soll dies das neue Handy »Moto Z3« mit einer 5G-Hardware-Erweiterung zum Anstecken.

Während Länder wie Japan, Südkorea oder China ebenfalls in den Startlöchern stehen, hinken die Unternehmen in hiesigen Breitengraden noch hinterher. Zwar wollte auch Swisscom früheren Angaben zufolge bereits 2018 5G anbieten, doch noch ist nicht einmal die Ausschreibung der Frequenzen vom Bund abgeschlossen. Dies soll ebenso wie im Nachbarland Deutschland Anfang 2019 vonstattengehen. Ab 2020 wird dann der technologische Umbruch aber auch den alten Kontinent erfasst haben.

Was ist das Besondere an 5G? 
Nach Angaben des Bundesamtes für Kommunikation BAKOM verdoppelt sich die Datenmenge, die über das Mobilfunknetz übertragen wird, jedes Jahr. Betrug das mobile Datenvolumen 2014 erst 2,5 Exabyte pro Monat, werden es 2018 bereits 17 Exabyte sein (siehe Grafik 1). Um mit diesem Wachstum Schritt halten zu können, wurde 2012 die vierte Generation (LTE) eingeführt. Aber auch dieser Standard stösst nur wenige Jahre später an seine Grenzen. Es braucht also eine deutliche Erhöhung der Kapazitäten. 5G wird Experten zufolge bis zu hundertmal schneller sein als das aktuelle LTE. Dann sind Downloads mit einer Geschwindigkeit von 10 Gigabit pro Sekunde möglich. Ein Beispiel: Der Inhalt einer ganzen DVD könnte mobil in nur 3,6 Sekunden geladen werden. 

Grafik 1: Weltweites Datenvolumen über mobile Endgeräte

Das ist aber längst nicht alles, besonders entscheidend für weitere technologische Neuerungen ist die Latenzzeit (Reaktionszeit). Diese liegt bei 5G im Idealfall bei höchstens einer Millisekunde, was einer Verkürzung der Signalverzögerung gegenüber dem derzeit gängigen Standard um den Faktor 40 bedeutet. Eine über 5G angesteuerte Maschine reagiert damit so schnell, dass der Mensch keine Verzögerung mehr bemerkt. Im Fachjargon wird dabei von einem taktilen Internet gesprochen, alle Geräte oder Maschinen reagieren in Echtzeit. Dies ist insbesondere im Bereich des Internets der Dinge oder auch bei selbstfahrenden Autos eine notwendige Bedingung. Trotz aller Geschwindigkeitsverbesserungen und des explodierenden Datenvolumens gilt 5G darüber hinaus als deutlich energieeffizienter. Je übertragenem Bit soll der Stromverbrauch nur bei einem Tausendstel liegen.

Kampf um die Pole-Position
Damit die Menschheit all diese Vorteile tatsächlich für sich nutzen kann, braucht es einige Voraussetzungen: Einerseits eine lückenlose Infrastruktur mit leistungsfähigen Antennen, damit das Netz stabil läuft. Laut dem Chef der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, kostet der Ausbau allein in Europa 300 bis 500 Milliarden Euro. Andererseits sind neue Smartphones und Tablets vonnöten, die das hyperschnelle Signal auch verarbeiten können. Die Liste der 5G-Profiteure ist damit lang. Wie bereits eingangs erwähnt, ist zwar die Lenovo-Tochter Motorola bei der Handy-Herstellung nach vorne geprescht. Auch andere Hersteller wie Apple, Samsung, Xiaomi, Sony, Huawei und LG, welcher zusammen mit dem US-Partner Sprint ein 5G-Smartphone in den USA 2019 auf den Weg bringen möchte, stehen kurz vor ihrem ersten Launch und werden der Technologie ab dem kommenden Jahr zum Siegeszug um die Welt verhelfen.

Bei den Handys kommt es entscheidend auf die Chips an. Der Halbleiter-Hersteller Qualcomm ist früh auf den 5G-Zug aufgesprungen und liefert mit dem »Snapdragon 835« die Prozessorgrundlage, die das Moto Z3 nutzt. Dabei handelt es sich aber noch nicht um einen reinen 5G-Chip, sondern um einen ultraschnellen LTE-Prozessor. Gerüchten zufolge könnte es aber noch Ende dieses Jahres so weit sein. Dann könnte der Nachfolger »Snapdragon 855« vorgestellt werden. Aber nicht nur Chips zählen zum 5G-Equipment von Qualcomm, das Unternehmen bietet mittlerweile auch entsprechende neue Antennen- und RF-Module für die Mobilteile an. In Sachen Energieeffizienz hat sich dagegen Deutschlands grösster Halbleiterhersteller Infineon bereits einen Namen gemacht. Gewinnbringende Technologie Um den Ausbau schnell voranzutreiben, nimmt auch die EU-Kommission viel Geld in die Hand. Erst vor wenigen Monaten hat Brüssel dem finnischen Netzwerkausrüster Nokia sowie seinem Konkurrenten Ericsson Kredite in Höhe von 500 Millionen Euro für eine schnellere Entwicklung von 5G gewährt. Kristian Pullola, Finanzvorstand von Nokia, gab sich daraufhin zuversichtlich, ein »echter End-to-End-5G-Marktführer« zu werden. Bereits in der zweiten Hälfte des laufenden Geschäftsjahrs soll die neue Netzgeneration für einen Wachstumsschub sorgen. Nokia konnte bereits einige starke Referenzkunden, unter anderem auch in China, für sich gewinnen.

Allerdings geht es bei den Netzwerkausrüstern nicht nur um den Hardware-Verkauf, das grosse Geld soll vielmehr mit Patenten verdient werden. Denn möchte ein Smartphone-Anbieter ein 5G-Gerät auf den Markt bringen, werden zahlreiche Lizenzgebühren fällig. Nokia rechnet beispielsweise mit 3,48 US-Dollar für seine 5G-Patente, der schwedische Konkurrent Ericsson verlangt zwischen 2,50 US-Dollar und 5,00 US-Dollar – je nach Verkaufspreis des Smartphones. Und Qualcomm sichert sich den Löwenanteil am Patentkuchen, 3,25 Prozent von den Herstellungskosten des Smartphones werden bei dem US-Konzern fällig. Die chinesische Huawei hat zwar noch keine konkreten Zahlen genannt, möchte sich aber auf der Höhe von Nokia und Ericsson wiederfinden. In Zukunft könnten die Lizenzzahlungen aber noch mehr werden, denn die Unternehmen sind bemüht, mit ihren Patenten auch bei immer mehr Geräten in der Rubrik »Internet der Dinge« mitzuverdienen.

Rasche Marktdurchdringung
Dass sich 5G schnell am Markt durchsetzen wird, da besteht bei den Experten von Ericsson kein Zweifel. Nach Prognosen der Schweden werden bereits im Jahr 2023 mehr als ein Fünftel der weltweiten Bevölkerung 5G nutzen. Bis dahin soll auch der weltweite mobile Datenverkehr auf 110 Exabyte pro Monat zulegen. Das entspricht einem HD-Videostream, der 5,5 Millionen Jahre läuft. Laut der GSM Association werden 2025 bereits 34 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu 5G haben (siehe Grafik 2). Gefragt dabei sind nicht zuletzt Telekommunikationsriesen wie Swisscom oder die Deutsche Telekom. Letztgenannte gab auf der IFA 2018 bereits eindrucksvoll Einblick in die mobile Revolution: Gäste konnten virtuell mit der Gondel des »Weltballons« im Herzen Berlins einen Panorama-Blick aus 150 Metern Höhe erleben. Möglich machte dies Europas erstes 5G-Netz, das die immensen Datenmengen des Livestreams im Gigabit-Tempo an eine spezielle VR-Brille sendete. Damit es nicht nur bei derartigen Testvorführungen bleibt, arbeitet die Deutsche Telekom derzeit mit Ericsson zusammen, das Netz mit 5G-fähiger Technik wie zum Beispiel Sendeanlagen zu erneuern.

Grafik 2: Weltweite 5G-Abdeckung im Verhältnis zur Bevölkerung

Der milliardenschwere 5G-Kuchen ist allerdings nicht nur den Big Playern vorbehalten, auch mittelständische Nischenplayer wie die heimische Huber+Suhner möchten daran partizipieren. Der Spezialist für Verbindungstechnik an Mobilfunkmasten verdiente bereits bei 4G mit. Vorstandschef Urs Ryffel erwartet durch den neuen Standard ab 2020 ein spürbares Geschäft. An der Börse wird bereits vorgefeiert: In den vergangenen drei Monaten legte der Titel um rund ein Viertel zu.

Grafik 3: Wertentwicklung Deutsche Telekom und Swisscom

Anlageidee: Produkte auf 5G-Unternehmen

Warrants

Valor

Basiswert

Typ

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

43074590

Apple

Call

230,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

43144616

Apple

Put

225,00 USD

21.06.2019

Swiss DOTS

40717779

Intel

Call

46,00 USD

15.03.2019

Swiss DOTS

40640140

Intel

Put

43,00 USD

15.03.2019

Swiss DOTS

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

41319851

Nokia

Bull

4,22 EUR

Swiss DOTS

42351791

Nokia

Bear

5,38 EUR

Swiss DOTS

33582467

Qualcomm

Bear

78,81 USD

Swiss DOTS

34890896

Samsung

Bull

771,24 USD

Swiss DOTS

29869323

Vodafone

Bull

1,48 GBP

Swiss DOTS

34324524

Vodafone

Bear

2,30 GBP

Swiss DOTS

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

37645089

Deutsche Telekom

Long

8

SIX Swiss Exchange

37645110

Deutsche Telekom

Short

–8

SIX Swiss Exchange

33540928

Nokia

Long

3

SIX Swiss Exchange

33540946

Nokia

Short

–3

SIX Swiss Exchange

34417208

Orange

Long

4

Swiss DOTS

34417277

Orange

Short

–4

Swiss DOTS

33857482

Swisscom

Long

6

Swiss DOTS

33857498

Swisscom

Short

–6

Swiss DOTS

34417240

Telecom Italia

Long

4

Swiss DOTS

34417309

Telecom Italia

Short

–4

Swiss DOTS

34417203

Telefónica

Long

4

Swiss DOTS

34417272

Telefónica

Short

–4

Swiss DOTS

Stand: 2. Oktober 2018; Quelle: Commerzbank AG

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.ch zur Verfügung.