Analysen

Covid-19: Impfstoffe der nächsten Generation

Um das Coronavirus zu stoppen, läuft die Forschung in der Gesundheitsindustrie auf Hochtouren. Momentan befinden sich weltweit knapp 300 Impfstoffprojekte in der Entwicklung. Längst geht es aber nicht mehr nur um die klassische Version von SARS-CoV-2, zahlreiche Mutationen breiten sich aus. Die Pharma- und Biotech-Branche versucht – mit mehr und zuweilen auch mit weniger Erfolg – Schritt zu halten. Entsprechend sensibel reagieren die Aktienkurse. Die zum Teil heftigen Schwankungen ermöglichen Anlegern wiederum Trading-Chancen.

Die Weltgemeinschaft ruft zur Nadel: Rund 900 Millionen Menschen haben mittlerweile mindestens eine Covid-19-Impfung erhalten. Das hört sich viel an, allerdings hat damit erst 11,5 Prozent der Weltbevölkerung den begehrten Piks erhalten. Um das Coronavirus mit seinen mittlerweile zahlreichen Mutationen in den Griff zu bekommen, bedarf es aber deutlich höheren Mengen an dem Vakzin.

Die bereits etablierten Wirkstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson reichen längst nicht aus, um die knapp acht Milliarden Menschen auf dem Globus in absehbarer Zeit vor der Atemwegserkrankung zu schützen. Weitere respektive neue Impfstoffe müssen also her. Diesbezüglich gibt es auch Hoffnung, denn die Pipeline mit neuen Produkten ist gut gefüllt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt derzeit 287 Projekte. Laut einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY sind alleine in der EU 17 Impfstoffe in der entscheidenden dritten Phase der klinischen Entwicklung.

Herber Rückschlag
Dass allerdings nicht jeder Forschungseifer belohnt wird, musste die deutsche CureVac – und mit ihr auch die Aktionäre – kürzlich schmerzlich erfahren. Laut einer Zwischenstudie bringt es das von dem Biotech-Unternehmen entwickelte Präparat nur auf eine Wirksamkeit von 47 Prozent gegen das Coronavirus. Deutlich zu wenig, um eine der heiss begehrten Zulassungen der Gesundheitsbehörden zu ergattern. CureVac ist aber längst kein Einzelfall, laut dem Bundesforschungsministerium scheitern in der letzten Entwicklungsphase immer noch neun von zehn Impfstoffkandidaten.

Grafik 1: CureVac (seit IPO)

Von Scheitern möchte das Unternehmen allerdings nichts wissen, die Wissenschaftler arbeiten weiter emsig daran, »CVnCov« auf den Markt zu bringen. »Angesichts der Pandemie kann es nur heissen: Wenn es einen wirksamen Impfstoff gibt, sollte dieser auch zum Einsatz kommen«, gibt sich Firmenchef Franz-Werner Haas kämpferisch. Unterstützung bekommt der CEO von seinem wissenschaftlichen Leiter der Impfstoffstudie Peter Kremsner. »Es wird sicher gelingen, den CureVac-Impfstoff noch einsatzfähig zu machen«, sagte der Mediziner jüngst in einem Interview.

Das Besondere an CVnCov ist, dass darin bereits 29 Virusvarianten enthalten sind und das Vakzin damit gegen die mittlerweile zahlreichen Mutationen verwendet werden könnte.

Apropos Mutationen: Nach Einschätzung der WHO wird die in Indien erstmals aufgetretene Delta-Variante schon bald weltweit aufgrund der erhöhten Übertragbarkeit dominieren. Die wird allerdings nicht die letzte Virus-Veränderung sein.

»Die grosse Sorge, die wir alle haben müssen, ist die deutlich geringere Impfquote in ärmeren Ländern«, konstatiert EY-Experte Alexander Nuyken. Diese seien seiner Ansicht nach ein Brutkasten für weitere Varianten.

Grafik 2: AstraZeneca (1 Jahr)

Grosser Forschungseifer
Damit das Virus und die verschiedenen Varianten in Schach gehalten werden können und auch immer mehr Impfwillige einen Termin bekommen, forschen Staaten und Gesundheitsunternehmen rund um den Globus unter Hochdruck weiter. So vertraut beispielsweise China auf seinen heimischen Hersteller Sinovacer, Kuba wiederum entwickelt den Kandidaten »Soberana 2« mit dem staatlich kontrollierten biopharmazeutischen Unternehmen BioCubaFarma. Nach vorläufigen Daten liegt dessen Wirksamkeit mit zwei Dosen allerdings erst bei 62 Prozent. Schon bald aber sollen auch die Ergebnisse bei einer Dreifach-Impfung vorliegen.

Besser läuft es bei den Biotech- und Pharma-Spezialisten Novavax und Sanofi/GlaxoSmithKline (GSK). Die Impfstoffe der Unternehmen befinden sich bereits in der finalen Phase der klinischen Entwicklung. Kurz vor der Zulassung steht der Wirkstoff des erstgenannten US-Konzerns. Dabei handelt es sich um einen auf Proteinen basierenden Impfstoff, wie er bereits seit Jahrzehnten unter anderem bei der Grippeschutzimpfung verwendet wird. Ein Vorteil davon ist, dass er sich bei normalen Kühlschranktemperaturen zwischen zwei und acht Grad lagern lässt. Die Phase-III-Studie liefert hoffnungsvolle Ergebnisse: Die Wirksamkeit gegen das klassische Coronavirus beträgt rund 96 Prozent, bei der britischen Variante B.1.1.7 sind es immerhin noch etwa 86 Prozent. Unternehmensangaben zufolge liegt die Gesamtwirksamkeit bei 90,4 Prozent und damit im Bereich der mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna. Die Biotech-Schmiede kündigte zudem an, die Phase-II-Studie in den USA auch auf Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren zu erweitern.

Das Ziel ist bereits in Sicht: Bis Ende September möchte Novavax die Zulassung von NVX-CoV2373 unter anderem in den USA und Europa beantragen. Geht alles gut, könnte die weltweite Impfkampagne dann neuen Schub bekommen. Die Gesellschaft stellt eine anfängliche Produktion von 100 Millionen Dosen in Aussicht. Später sind sogar 150 Millionen pro Monat möglich. Die Europäische Kommission liebäugelt bereits mit dem Kauf von bis zu 200 Millionen Dosen.

Grafik 3: BioNTech vs. Moderna (1 Jahr)

Europa mischt mit
Noch mehr Impfstoff versprechen sich die Politiker in Brüssel von dem ebenfalls proteinbasierten Wirkstoff von Sanofi, den die Franzosen zusammen mit dem britischen Pharmakonzern GSK entwickeln. Bereits im vergangenen Jahr hat die EU einen Deal über 300 Millionen Dosen abgeschlossen. Im Zeitplan hinkt der Wirkstoff allerdings hinter dem von Novavax zurück. Erst Ende Mai startete die zulassungsrelevante Phase-III-Studie, sodass mit einer möglichen Genehmigung seitens der Gesundheitsbehörden nicht vor dem vierten Quartal 2021 gerechnet wird.

Konkurrenz beim Wettlauf um den nächsten Impfstoff bekommt Sanofi auch aus dem eigenen Land. Das französische Unternehmen Valneva ist nämlich bei der Entwicklung seiner Substanz ebenfalls in den letzten Zügen. Im Juni hat die Gesellschaft ihre Phase-III-Studie beendet und erwartet die Ergebnisse im September. Der Impfstoff von Valneva ist bis dato der einzige aus der Gruppe der Totimpfstoffe, der sich Chancen auf eine Zulassung machen darf.

Hektik an den Börsen
Am Aktienmarkt werden die Daten zu den einzelnen Kandidaten genauestens verfolgt. Erfolge sowie auch Misserfolge lösen mitunter starke Kursschwankungen aus. So bewegte sich die Novavax-Aktie in den vergangenen Monaten in einer breiten Spanne zwischen 100 und 300 US-Dollar. Auch im CureVac-Chart lässt sich die Nervosität der Investoren anschaulich ablesen. Nach Bekanntgabe der geringen Wirksamkeit halbierte sich der Kurs zum Handelsauftakt. Auch beim US-Titel Ocugen kam es jüngst zu deutlichen Verlusten. Grund: Das Unternehmen gab bekannt, auf einen Antrag für eine Notfall-Zulassung seines Coronavirus-Impfstoffs zu verzichten. Auf Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde FDA strebt die Pharmafirma stattdessen eine ordentliche Zulassung des Vakzins an.

Grafik 4: Novavax (1 Jahr)

In die andere Richtung geht es derweil mit Moderna. Getragen von positiven Meldungen eilt die Aktie von Rekord zu Rekord. Zwar hat der Titel im 1-Jahres-Vergleich mit Konkurrent BioNTech noch das Nachsehen, doch zog die Notierung zuletzt steil nach oben. Besonders gut kommt am Markt derzeit an, dass der Konzern nun auch eine Notfallzulassung seines Corona-Impfstoffes für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren in den USA und Europa beantragt hat. Bisher besetzt das Vakzin von BioNTech/Pfizer als einziger Impfstoff diese Altersgruppe. Dem nicht genug: Moderna erforscht im Augenblick, ob sich ihre Substanz nicht auch niedriger dosieren lässt. Die derzeit verwendete Indikation von 100 Mikrogramm könnte sich nach Ansicht des Unternehmens halbieren lassen.

Grafik 5: Sanofi vs. GSK (1 Jahr)

Schweizer Impfstoff-Profiteur
Auch bei den neuen Entwicklungen von Moderna bleibt der US-Konzern bei der Partnerwahl Lonza treu. Der heimische Pharmazulieferer produziert bereits für Moderna und schraubt nun seine Produktionskapazität für den Covid-19-Impfstoff weiter nach oben. Die Basler werden dazu am Standort Geleen in den Niederlanden eine neue Produktionslinie errichten. Pro Jahr sollen dadurch zusätzlich bis zu 300 Millionen Impfdosen hergestellt werden können. Bereits Ende 2021 möchte Lonza die neue Anlage in Betrieb nehmen. Die Lonza-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf ein neues Allzeithoch auf den Ausbau der Kooperation.

Grafik 6: Lonza (1 Jahr)

Anlageidee: HebelProdukte auf Pharma- und Biotech-Konzerne

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

55925243

AstraZeneca

Bull

63,95 GBP

Swiss DOTS, BX Swiss

56954495

AstraZeneca

Bear

88,84 GBP

Swiss DOTS, BX Swiss

111509875

BioNTech

Bull

195,85 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

110982093

BioNTech

Bull

128,95 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

48504748

Lonza

Bull

206,82 CHF

Swiss DOTS, BX Swiss

111817313

Moderna

Bull

180,30 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

58934725

Moderna

Bull

113,85 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

111817316

Novavax

Bull

157,86 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

59102543

Novavax

Bull

117,26 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

53899047

Sanofi

Bull

71,98 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

49801550

Sanofi

Bear

106,20 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

58529776

AstraZeneca

Long

8

Swiss DOTS, BX Swiss

58529770

AstraZeneca

Short

–6

Swiss DOTS, BX Swiss

56088956

Lonza

Long

10

Swiss DOTS, BX Swiss

56333538

Lonza

Short

–4

SIX Swiss Exchange

56462430

Sanofi

Short

–6

SIX Swiss Exchange

56333889

Sanofi

Long

8

SIX Swiss Exchange

Stand: Juni 2021; Quelle: Société Générale

Die hier präsentierten Anlageideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung. Mehr Produkte auf eine Vielzahl von Basiswerten finden Sie unter www.sg-zertifikate.ch.