Analysen

Luxusgüterindustrie: Jung, reich und digital

Obwohl sich der Markt für Luxusgüter rasend schnell vom Coronaschock erholt hat, gerieten die Aktien des Sektors in den Sog der allgemeinen Börsenkorrektur. Operativ kommen die Hersteller von edlem Schmuck, hochpreisigen Uhren und Designermode erstaunlich gut mit dem inflationären Umfeld zurecht.

Der Klub der Millionäre wird immer grösser. 2021 gab es rund um den Globus annähernd 22,5 Millionen Menschen mit einem investierbaren Vermögen von mehr als 1 Million US-Dollar. Damit hat die Zahl der sogenannten High Net Worth Individuals (HNWI) gegenüber dem Vorjahr – trotz Corona und zunehmender geopolitischer Spannungen – um 7,8 Prozent zugenommen. Das zeigt der vom Beratungsunternehmen Capgemini im Juni veröffentlichte »World Wealth Report 2022«. Zusammen hielten die globalen HNWI 2021 ein stattliches Vermögen von 86 Billionen US-Dollar. Innerhalb von fünf Jahren hatte diese Summe damit um mehr als ein Drittel zugenommen. Mit 27,7 Billionen US-Dollar liegt der grösste Teil des von Capgemini dokumentierten Reichtums in Nordamerika. Knapp dahinter folgt Asien-Pazifik. Nachdem diese fernöstliche Region 2015 die Führung übernommen hatte, musste sie die Spitzenposition vor zwei Jahren wieder an die USA und Kanada abgeben (siehe Grafik 1). »Die Aktienmärkte haben das Wachstum der HNWI-Bevölkerung und deren Vermögen in Nordamerika angeschoben«, stellen die Experten von Capgemini fest.

Grafik 1: Vermögenssumme der HNWI nach Regionen

V-förmige Markterholung
Bekanntlich haben die Kurse Anfang 2022 auch und gerade an der Wall Street nach unten gedreht. Der Ausverkauf machte vor der Luxusgüterindustrie nicht Halt. Der mögliche Verlust zahlungskräftiger Kunden, neuerliche Corona-Lockdowns in China sowie die allgemeinen Probleme in den Lieferketten drohten die Rückkehr des Geschäfts mit edlem Schmuck, hochpreisigen Uhren sowie Designermode und -lederwaren abzuwürgen. Noch im vergangenen Herbst hatte die 20. Ausgabe der »Luxury Goods Worldwide Market Study« ein optimistisches Bild gezeichnet. Die für diesen Report zuständigen Experten von Bain & Company verpassten der Präsentation ihrer Ergebnisse den Titel »Luxury is back … to the future«. Der Filmname »Zurück in die Zukunft« passt tatsächlich gut zur Situation im Sektor. »Nach dem stärksten Einbruch seiner Geschichte hat der Markt für persönliche Luxusgüter 2021 eine V-förmige Erholung erlebt«, stellen die Autoren fest. Mit einem Gesamtvolumen von 283 Milliarden Euro lagen die weltweiten Verkäufe sogar über dem Niveau von 2019 (siehe Grafik 2).

Grafik 2: Weltmarkt für persönliche Luxusgüter

Eine besonders starke Entwicklung bescheinigt die Studie China. Gegenüber 2019 hat sich der Markt für Luxusgüter im Reich der Mitte bis ins vergangene Jahr annähernd verdoppelt. Auch auf dem amerikanischen Kontinent brummten die Geschäfte. Die Heimat vieler HNWI ist mit einem Umsatz von knapp 90 Milliarden Euro auch der grösste Einzelmarkt für persönliche Luxusgüter (siehe Grafik 3). In Japan, Europa und Asien (ohne China) sind die Geschäfte schwerer in die Gänge gekommen. Auf dem alten Kontinent litt vor allem die bei den Superreichen beliebte Einkaufsmetropole London schwer unter der Krise. Global betrachtet sieht Bain & Company in dem jüngsten Rebound aber eine starke Prognose für ein gesundes mittelfristiges Wachstum des Luxusmarkts. Bis 2025 erwarten die Experten im Geschäft mit persönlichen Luxusartikeln ein durchschnittliches jährliches Wachstum zwischen 6 und 8 Prozent.

Grafik 3: Weltmarkt für persönliche Luxusgüter 2021 nach Regionen

In Milliarden Euro

Lukrativer Generationenwechsel
Die Marktforscher sehen den Wandel der Käuferschaft als einen zentralen Treiber hinter der Prognose. Während die Älteren dem Luxussegment zusehends den Rücken kehren, kommen die von den Achtziger- bis in die späten Neunzigerjahre Geborenen sowie die sogenannten Millennials (geboren zwischen 1995 und 2010) auf den Geschmack. Laut Bain & Company gehören 30 Prozent der seit 2019 neu im Luxusgütermarkt angekommenen Kunden den Generationen Y und Z an. Während diese Altersgruppe 2019 für rund 44 Prozent der Verkaufsvolumen stand, könnte ihr Anteil bis 2025 in Richtung drei Viertel zulegen.

Der Generationenwechsel trägt dazu bei, dass die Digitalisierung ein Wachstumstreiber bleibt. 2017 lag der Onlinehandel für Luxusgüter gerade einmal bei 15 Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Jahr brachte es der digitale Vertriebskanal laut Bain & Company bereits auf einen Umsatz von 62 Milliarden Euro. Die massiven Investitionen des Sektors in ihre Internet-Markenauftritte würden sich nun bezahlt machen. »Lederwaren, Sneakers und Hautpflege sind weiterhin die Topkategorien«, beschrieben die Experten das Geschehen auf den E-Commerce-Portalen der Luxusgüterhersteller.

LVMH: Was das Luxusherz begehrt
In der jüngsten Berichtssaison hat der Sektor die Aufbruchstimmung bestätigt – obwohl das Umfeld nach der Vorlage der Marktstudie nicht gerade einfacher geworden ist. Beispiel LVMH: Im ersten Semester 2022 steigerte der französische Konzern den Umsatz um 28 Prozent auf 36,7 Milliarden Euro. 21 Prozentpunkte der Expansion gingen auf echtes organisches Wachstum zurück, den Rest steuerten positive Währungseffekte bei. In jedem einzelnen Geschäftszweig konnte LVMH den Umsatz prozentual zweistellig ausbauen. Die Sparte »Fashion & Leather Goods« ragt mit einem organischen Wachstum von nahezu einem Viertel heraus. Sei es die Mode von Louis Vuitton oder die Taschen von Christian Dior – die zahlungskräftige Kundschaft griff beherzt zu und liess sich gleichzeitig Weine und Spirituosen schmecken. In der Sparte um Topmarken wie Moët & Chandon oder Hennessy legten die Erlöse im ersten Halbjahr organisch um 14 Prozent zu. Noch um 2 Prozentpunkte höher fiel das Wachstum im Uhren- und Schmucksegment aus. Hier buhlt LVMH mit namhaften Häusern wie Bulgari, Hublot und TAG Heuer um das Geld der Luxusfans.

Aus regionaler Sicht laufen die Geschäfte des Branchenkrösus vor allem in Europa, den USA und Japan. Auf dem alten Kontinent nahmen die Erlöse von Januar bis Juni 2022 relativ zum Vorjahreszeitraum um annähernd die Hälfte zu. Eine Flaute erlebte LVMH dagegen in Asien (ohne Japan). Vor allem die neuerlichen Corona-Lockdowns in China sorgten dafür, dass die Umsätze in diesem Verkaufsgebiet im zweiten Quartal geschrumpft sind. Das Konzernergebnis kann sich dennoch sehen lassen: Mit 10,1 Milliarden Euro lag der operative Gewinn im ersten Semester um ein Drittel über dem Niveau von 2021. »Wir gehen mit Zuversicht in die zweite Jahreshälfte«, blickte CEO Bernard Arnault nach vorne. Allerdings gelte es angesichts der geopolitischen und pandemischen Lage, wachsam zu bleiben. An der Börse kam der Zwischenbericht gut an, nach seiner Vorlage hat die LVMH-Aktie ihre Aufwärtsbewegung beschleunigt (siehe Grafik 4).

Grafik 4: LVMH – Sprung über den Abwärtstrend

Richemont: Zank um den Verwaltungsrat
Einen vergleichbaren Verlauf zeigt Richemont. Die Aktie des heimischen Luxusgüterherstellers ist ebenfalls nach oben aus einem kurzfristigen Abwärtstrend ausgebrochen. Wie beim französischen Rivalen halfen dabei die jüngsten Zahlen: Im ersten Quartal der Geschäftsperiode 2023 (per Ende März) hat der Konzern zu konstanten Wechselkursen ein Umsatzwachstum von 12 Prozent auf knapp 5,3 Milliarden Euro verbucht. Die Geschäfte des am Genfer See ansässigen Konzerns liefen mit Ausnahmen von China in praktisch allen Teilen der Welt. Auf dem vom grössten Einzelmarkt, den USA, dominierten amerikanischen Kontinent lag die Wachstumsrate von April bis Juni 2022 bei 25 Prozent. Produktseitig heben sich die »Jewellery Maisons« mit einem Umsatzanteil von mehr als der Hälfte ab. Das Segment mit den Marken Buccellati, Cartier sowie Van Cleef & Arpels verbuchte ein prozentual zweistelliges Wachstum. Zwar gibt Richemont zum Quartalsstichtag nur ein Trading-Update und keine Ergebniskennziffern bekannt. Der per 30. Juni 2022 gegenüber dem Vorjahresstichtag um die Hälfte gestiegene Cash-Bestand von 5,4 Milliarden Euro zeigt jedoch, dass die Kasse kräftig geklingelt hat.

Richemont droht trotzdem Ärger: Auf der Agenda für die Generalversammlung am 7. September steht ein Antrag von Bluebell Capital Partners. Der Fondsmanager aus London und aktivistische Investor möchte Francesco Trapani, den ehemaligen Chef der italienischen Luxusmarke Bulgari, als Vertreter der A-Aktien in den Verwaltungsrat wählen lassen. »Nach sorgfältiger Abwägung empfiehlt der Verwaltungsrat, gegen die Ernennung des Kandidaten von Bluebell als Vertreter der Inhaber von A-Aktien und gegen die Wahl dieser Person in den Verwaltungsrat zu stimmen«, konterte der vom südafrikanischen Milliardär Johann Rupert kontrollierte Konzern. Allerdings schickt der Verwaltungsrat selbst eine Kandidatin in das Rennen. Die unabhängige Verwaltungsrätin Wendy Luhabe soll zur Vertreterin der A-Aktionäre gewählt werden. Am Treffen im Genfer Four Seasons Hotel des Bergues ist jedenfalls für Zündstoff gesorgt.

Swatch: Kursflaute trotz »Moon«-Euphorie
Bereits im Mai hat Swatch die Generalversammlung für das Geschäftsjahr 2021 ohne grössere Reibereien absolviert. An der Börse kommt der Uhrenhersteller trotzdem nur schwer in die Gänge. Anfang Juli ist der SMIM-Titel auf das tiefste Niveau seit Herbst 2020 abgetaucht, ehe er wieder etwas Boden gutmachen konnte. Swatch konnte ebenfalls mit den jüngsten Zahlen punkten. Obwohl die Umsätze nur prozentual einstellig zulegten, steigerte der Bieler Konzern den Überschuss im ersten Semester um annähernd ein Fünftel auf 320 Millionen Schweizer Franken. Wie gewohnt gibt sich das Management optimistisch. In einer Medienmitteilung sprechen die Verantwortlichen von »exzellenten Aussichten in allen Segmenten«. Daher bleibt es für das Gesamtjahr beim Ziel des prozentual zweistelligen Umsatzwachstums in Lokalwährungen.

Ein Verkaufsschlager ist dem Unternehmen mit der MoonSwatch geglückt. Erstmals haben die beiden Konzernmarken Omega und Swatch bei dieser auf speziellen Materialien basierenden Kollektion zusammengearbeitet. Zu haben sind die Modelle nur in 110 ausgewählten Shops des Konzerns. Damit ist die Verfügbarkeit laut dem Unternehmen »sogar noch exklusiver als bei Luxusmarken wie Breguet, Blancpain oder Glashütte Original«. Lange Schlangen vor den Läden und eine Nachfrage, die die verfügbaren Produkte bei weitem übersteigt, sprechen für diese Feststellung.

Ferrari: Begehrte Luxuskarossen
Exklusivität prägt das Geschäft von Ferrari seit jeher. Momentan sind die meisten Modelle des Luxusautobauers ausverkauft. Trotzdem rennen die Fans der Sportwagen mit dem berühmten Logo des sich aufbäumenden Pferds den Italienern sprichwörtlich die Türen ein. »Der Netto-Auftragseingang hat ein Rekordniveau erreicht«, konnte CEO Benedetto Vigna für das zweite Quartal 2022 berichten. Ausgeliefert hat Ferrari von April bis Juni insgesamt 3.455 Fahrzeuge – 29 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Während der Konzern den Umsatz um ein Viertel steigern konnte, dehnte sich das operative Ergebnis (Stufe Ebitda) unterproportional um 15 Prozent aus. Folgerichtig musste Ferrari bei der Marge Abstriche hinnehmen. Mit 34,6 Prozent fällt die Umsatzrendite aber immer noch üppig aus.

»Die Qualität der ersten sechs Monate und die Robustheit unseres Geschäfts ermöglichen es uns, die Prognose für 2022 bei allen Kennzahlen nach oben zu korrigieren«, verkündete der CEO. Er rechnet nun mit einem Ebitda zwischen 1,70 und 1,73 Milliarden Euro. Zuvor hatte Vigna eine Spanne von 1,65 bis 1,70 Milliarden Euro erwartet.

Durchaus repräsentativ für den gesamten Luxussektor ist auch der Verlauf der Ferrari-Aktie. Nach einer Korrekturphase im ersten Halbjahr hat das an der Mailänder Börse kotierte Papier die Drehzahl wieder deutlich erhöht (siehe Grafik 5). Gut möglich, dass sich so manches Mitglied im Klub der Millionäre hier doppelt freut – sowohl über den in der Garage geparkten Sportwagen als auch über die Kursentwicklung der im Portfolio liegenden Ferrari-Aktie.

Grafik 5: Ferrari – Erhöhte Drehzahl

Produktidee: Hebelprodukte auf Luxusaktien

Unlimited Turbo-Optionsscheine

Valor

Basiswert

Typ

Hebel

Strike

Stoppschwelle

Handelsplatz

120295617

LVMH

Call

5,0

564,5224 EUR

587,8900 EUR

Swiss DOTS

58073772

LVMH

Call

2,9

465,8066 EUR

485,0900 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

110321041

LVMH

Put

7,3

800,8492 EUR

767,7700 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

110982400

LVMH

Put

4,8

850,4258 EUR

815,3000 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

120297733

Richemont

Call

6,3

94,9949 CHF

100,2100 CHF

Swiss DOTS

59103298

Richemont

Call

3,5

80,5419 CHF

85,0000 CHF

Swiss DOTS, BX Swiss

118258754

Richemont

Put

7,9

126,8353 CHF

118,8000 CHF

Swiss DOTS

115629090

Richemont

Put

3,5

147,5411 CHF

139,3600 CHF

Swiss DOTS

120297754

Swatch Group

Call

11,7

221,8953 CHF

234,1800 CHF

Swiss DOTS

57942877

Swatch Group

Call

5,6

198,8826 CHF

209,8900 CHF

Swiss DOTS, BX Swiss

116891933

Swatch Group

Put

6,0

281,2493 CHF

265,6800 CHF

Swiss DOTS

113839445

Swatch Group

Put

3,2

317,4910 CHF

299,9200 CHF

Swiss DOTS, BX Swiss

120297870

Ferrari

Call

7,2

180,1652 EUR

187,8100 EUR

Swiss DOTS

56775133

Ferrari

Call

3,6

151,3981 EUR

157,8800 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

Warrants

Valor

Basiswert

Typ

Hebel

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

120444458

LVMH

Call

12,6

720,00 EUR

17.03.2023

Swiss DOTS

117505981

LVMH

Call

6,8

640,00 EUR

17.03.2023

Swiss DOTS

120295657

LVMH

Put

15,5

660,00 EUR

17.03.2023

Swiss DOTS

120444461

LVMH

Put

9,9

720,00 EUR

17.03.2023

Swiss DOTS

116614936

Richemont

Call

13,6

120,00 CHF

17.03.2023

Swiss DOTS

117505628

Richemont

Call

6,0

100,00 CHF

17.03.2023

Swiss DOTS

117505631

Richemont

Put

9,8

110,00 CHF

17.03.2023

Swiss DOTS

116614939

Richemont

Put

6,6

120,00 CHF

17.03.2023

Swiss DOTS

118846960

Swatch Group

Call

7,3

235,00 CHF

16.06.2023

Swiss DOTS

119208828

Swatch Group

Call

12,7

265,00 CHF

16.06.2023

Swiss DOTS

119208831

Swatch Group

Put

5,5

265,00 CHF

16.06.2023

Swiss DOTS

118846966

Swatch Group

Put

11,4

220,00 CHF

16.06.2023

Swiss DOTS

Stand: August 2022; Quelle: Société Générale

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