Analysen

Kupfer: Unter dem Zollhammer

Mit der Ankündigung eines 50-Prozent-Zolls auf Kupferimporte hat US-Präsident Donald Trump dem Industriemetall einen kräftigen Schub verpasst. Allerdings spielt sich die Rally in den USA ab, der europäische Kupferpreis tritt auf der Stelle. Diesseits wie jenseits des Atlantiks nimmt neben der Handelspolitik die Konjunktur Einfluss auf die weiteren Aussichten für »Dr. Copper«.

Es ist eine gigantische Menge. Laut der Prognose der International Copper Study Group (ICSG) werden 2025 weltweit rund 28 Millionen Tonnen Kupfer nachgefragt. Überwiegend als Kabel und darüber hinaus in Form von Rollen, Röhren, Stäben, Barren oder Folie kommt das wichtigste Industriemetall an verschiedenen Stellen zum Einsatz. Wichtigster Abnehmer ist die Bauindustrie mit einem Nachfrageanteil von 26 Prozent – hier punktet Kupfer mit einer hohen Korrosionsbeständigkeit und Verformbarkeit. Positive Leiteigenschaften machen das rote Metall darüber hinaus zu einem sehr wichtigen Rohstoff für Elektronik, Telekommunikation und Stromversorgung. Obwohl Digitalisierung, Energiewende und E-Mobilität die Nachfrage seit Jahren kräftig anschieben, hat sich die Versorgungslage entspannt: 2024 übertraf das weltweite Kupferangebot zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2008/2009 die Nachfrage.

Geht es nach der aktuellen Prognose der ICSG, wird es dabei bleiben. Die Branchenorganisation rechnet sowohl für das laufende Jahr als auch für 2026 mit einem weltweiten Kupferüberschuss (siehe Grafik 1). Der Preis des Rohstoffs spricht eine ganz andere Sprache. Seit dem Jahreswechsel hat sich Kupfer an der Comex um mehr als 40 Prozent verteuert (siehe Grafik 2). Am 24. Juli erreicht der nächstfällige Terminkontrakt ein Allzeithoch von 5,895 US-Dollar je Pfund. Allerdings ist die Rally ein US-Phänomen. An der London Metal Exchange (LME) tritt Kupfer seit mehr als einem Jahr per Saldo auf der Stelle. Am britischen Handelsplatz war ein Pfund des Industriemetalls Ende Juli um rund 15 Prozent günstiger zu haben als an der Comex.

Grafik 1: Die Bilanz hat gedreht

Kupferangebot und -nachfrage weltweit

Grafik 2: Die Trump-Rally läuft

Entwicklung Comex Kupfer-Future

Dämpfer für die US-Nachfrage
»Das Auseinanderlaufen der Preise ist damit zu erklären, dass davon auszugehen ist, dass sich das US-Kupferangebot aufgrund der prohibitiv hohen Zölle verknappt«, erklärt Thu Lan Nguyen, Leiterin des Commerzbank FX und Commodity Research. Sie verweist gleichzeitig darauf, dass die USA im vergangenen Jahr annähernd die Hälfte ihres Kupferverbrauchs importiert haben. Primäre Bezugsquelle war mit einem Importanteil von 65 Prozent Chile. »Die USA müssten ihre heimische Produktion also quasi verdoppeln«, meint die Analystin. Da dies in der Kürze der Zeit schwierig werden dürfte, rechnet sie damit, dass die Zölle mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Rückgang der US-Kupfernachfrage führen werden. Entsprechend könnte das Angebot am roten Metall im Rest der Welt steigen, woraus sich der hohe Preisabschlag an der LME erklärt.

Die Rally an der Comex ist dagegen auf Hamsterkäufe in den USA zurückzuführen. »Kurzfristig dürften US-Unternehmen versuchen, so viel Kupfer wie möglich noch vor der Frist am 1. August in die USA zu verschiffen«, schreibt Thu Lan Nguyen in einem Kommentar. In der Tat sind die an der LME registrierten Lagerbestände deutlich gefallen. An Neujahr beliefen sich die Kupfervorräte am Londoner Handelsplatz auf mehr als 270.000 Tonnen. Per Ende Juli waren davon nur noch gut 128.000 Tonnen übrig. Ein markanter Materialschwund liess sich zuletzt auch an der Shanghai Futures Exchange (SHFE) beobachten. Die Commerzbank-Expertin geht davon aus, dass der Lagerabbau an den beiden Warenbörsen den LME-Kupferpreis zunächst stützen wird. »Spätestens ab dem 1. August, also wenn die Zölle wirksam werden, ist aber mit einer Gegenbewegung zu rechnen«, erklärt sie. Commerzbank Commodity Research rechnet daher für den weiteren Jahresverlauf mit einem Rückgang der Londoner Notierung von derzeit knapp 9.800 auf 9.500 US-Dollar je Tonne.

Was macht Europa?
Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass Donald Trump seine Meinung mitunter rasch ändert. Insofern könnte auch bei den angekündigten Zöllen auf Kupfereinfuhren das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Neben der Handelspolitik nimmt vor allem die Makroökonomie Einfluss auf die weiteren Aussichten. Wegen der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten gilt Kupfer als besonders konjunktursensibel. Das Industriemetall wird daher auch als »Dr. Copper« bezeichnet. In ihrer aktuellen Prognose geht die ICSG davon aus, dass die Kupfernachfrage aus den USA im laufenden Jahr um 3,5 Prozent steigt. Während sie für Europa einen stagnierenden Bedarf unterstellt, erwartet die Organisation für Asien ein Wachstum von 2,7 Prozent. Auf dem alten Kontinent zeigt das Zinssenkungs-Staccato durch EZB und SNB mittlerweile Wirkung. In der Schweiz hat der Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Juni einen Sprung nach oben gemacht und sich der Wachstumsschwelle von 50 Punkten angenähert. Das Stimmungsbarometer für die Eurozone hat sich auf einem vergleichbaren Niveau stabilisiert.

Neben der Nachfrage bestimmt das Angebot die Marktbilanz. Hier rechnet die ICSG derzeit damit, dass die weltweiten Kupferminen 2025 ihren Output um 2,3 Prozent erhöhen. Sie unterstellt dabei, dass Bergwerke im Kongo sowie in der Mongolei expandieren und zudem eine russische Mine die Zulassung erhält. Natürlich kann es hier jederzeit zu Verzögerungen kommen. Gleichwohl dürften die Experten vor allem die Nachfrageseite im Blick haben, wenn sie ihre Prognose überarbeiten. Am 7. Oktober kommt die ICSG an ihrem Sitz in Lissabon zur Herbsttagung zusammen. Dort wird sie den aktualisierten Ausblick präsentieren.

Ausschläge möglich: Bis zu diesem Anlass und darüber hinaus könnte es bei Kupfer noch zu viel Bewegung kommen. Insofern bietet das rote Metall für Trader ein interessantes Feld. Société Générale hat Faktor-Zertifikate im Sortiment, die auf dem Comex-Future basieren. Dabei steht der Faktor für den Hebel, mit dem das Zertifikat der täglichen Wertentwicklung des Underlyings folgt. Trader können sowohl auf einen steigenden Kupferpreis (long) setzen als auch eine Short-Position einnehmen.

Produktidee: Zertifikate auf Kupfer

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

115063859

Copper Future Sep 25

Long

6

Swiss DOTS, BX Swiss

115063855

Copper Future Sep 25

Long

4

Swiss DOTS, BX Swiss

145047332

Copper Future Sep 25

Short

–6

Swiss DOTS, BX Swiss

115150935

Copper Future Sep 25

Short

–4

Swiss DOTS, BX Swiss

Stand: Juli 2025; Quelle: Société Générale
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt zu Informationszwecken lediglich in Kurzform und stellt einen Auszug aus dem Gesamtangebot von Société Générale sowie keine Anlageempfehlung dar. Nicht währungsgesicherte Produkte unterliegen einem Wechselkursrisiko. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung. Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf die Valoren. Sie sind im Begriff, ein komplexes Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Produkte nur für kurzfristige Anlagezeiträume geeignet sind. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern, den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers zu informieren, insbesondere, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Prospekts ist nicht als Befürwortung der angebotenen oder zum Handel an einem geregelten Markt zugelassenen Wertpapiere zu verstehen.