Analysen

Halbleiter: DIE TEMPOMACHER

Das Herzstück der globalen Digitalisierungsbewegung sind Halbleiter. Rund eine Billion davon werden jährlich produziert und sind angesichts der momentanen Knappheit noch längst nicht genug. Der Wettlauf auf die technologische Spitze wie auch um die Marktführerschaft ist in vollem Gange. Dank des derzeitigen Nachfrage-Booms erfreut sich das Gros der Sektorvertreter florierender Geschäfte, die letztlich auch zu beschleunigten Kursbewegungen führen.

Schlagzeilen wie »Chip-Mangel bremst aus« oder »Knappheit bei Halbleitern« sind derzeit des Öfteren zu lesen. Vor allem die Hersteller elektrischer Ausrüstungen sowie die Automobilhersteller und ihre Zulieferer ächzen unter den fehlenden Bausteinen. Kurzarbeit und Produktionsausfälle sind die Folge, und eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Laut dem Marktforschungsinstitut Gartner wird die globale Verknappung bei Halbleitern nicht nur 2021 die Lieferketten massiv stören, sondern auch über den Jahreswechsel hinaus andauern. Erst zum zweiten Quartal 2022 rechnen die Experten wieder mit einem Einpendeln auf einem normalen Niveau.

Orderflut
Während die Industriebetriebe über Engpässe klagen, schwellen die Auftragsbücher der Chip-Hersteller immer weiter an. So hat die Coronapandemie auf der einen Seite einen weltweiten Digitalisierungsschub ausgelöst und die Chip-Nachfrage massiv angekurbelt. Auf der anderen Seite sorgen die Transformation in der Automobilbranche wie auch der Trend zur Automatisierung für eine steigende Nachfrage. Dass diese derzeit nicht vollständig befriedigt werden kann, hat verschiedene Gründe: Zum einen reichen schlichtweg die Kapazitäten nicht aus, zum anderen wird das Gros der Chips in Asien produziert und hier führten Corona-Ausbrüche zuletzt immer wieder zu Fabrikschliessungen.

Die Branche hat aber bereits darauf reagiert und versucht sich breiter aufzustellen. So möchte die EU unabhängiger von der Chip-Fertigung in Asien werden und versucht daher, Big Player wie Intel und TSMC ins Boot zu holen. Branchenkreisen zufolge spricht der taiwanesische Auftragsfertiger TSMC mit Infineon, Bosch und NXP über den Bau einer Fabrik in Europa, um deren Kunden aus der Autoindustrie beliefern zu können. Die deutsche Infineon, die inzwischen auf einem Auftragsbestand sitzt, der die Produktion für zwei Jahre auslastet, zeigt derweil Eigeninitiative und nahm die neue Fabrik für Leistungshalbleiter im österreichischen Villach vorzeitig in Betrieb.

Infineon ist besonders abhängig von den Autoherstellern. Rund zwei Fünftel des Umsatzes erzielen die Münchner mit der Branche. Das ist Segen und Fluch zugleich. Während inzwischen in jedem Fahrzeug Chips im Wert von 400 bis 500 Euro stecken und die Anzahl immer weiter zunimmt, hinterlässt eine Autokrise wie im vergangenen Jahr dicke Bremsspuren in der Bilanz. So brach der Gewinn im Geschäftsjahr 2019/2020 (30. September) um zwei Drittel ein. Doch inzwischen befindet sich Infineon wieder auf Erholungskurs und profitiert wie seine Wettbewerber auch vom Chip-Boom. Im zweiten Quartal erzielte der Konzern einen Umsatzanstieg um ein Viertel (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Umsatz- und Gewinnentwicklung von Infineon

Dynamisches Wachstum
Noch steiler nach oben zeigen derzeit die Erlöskurven von STMicroelectronics oder auch TSMC. Erstgenannter Europäer schaffte zwischen April und Juni einen Anstieg um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Die Asiaten berichteten dagegen zwar »nur« ein Plus von 28 Prozent, allerdings erzielte der Konzern bereits sechs Quartale in Folge immer mindestens zweistellige Zuwachsraten.

Ein Blick auf die Branche in Übersee untermauert die positive Entwicklung in der Branche. AMD gelang es im zweiten Quartal, seinen Umsatz nicht nur zu verdoppeln, sondern auch die Erwartungen um Längen zu schlagen. Während die Erlöse im Computer- und Grafiksegment um 65 Prozent emporschnellten, konnte sich das Enterprise-, Embedded- und Semi-Custom-Segment, in der Chips für Rechenzentren untergebracht sind, sogar nahezu verdreifachen.

Umkämpfte Megatrends
In Sachen Grafikkarten führt längst kein Weg mehr an Nvidia vorbei. Das 1993 von Jen-Hsun Huang gegründete Unternehmen ist mit Grafik-Chips für PCs gestartet, hat sich dann die führende Position im boomenden Video-Gaming-Bereich erarbeitet und mischt nun beim Megatrend künstliche Intelligenz (KI) vorne mit. Dazu hat sich der Konzern im vergangenen Jahr für 40 Milliarden US-Dollar den britischen Chip-Designer ARM einverleibt. Die Prozessoren der Briten sind beinahe in allen Smartphones rund um den Globus zu finden.

Mit seinen Hochleistungs-GPUs, ohne die viele Anwendungen wie Virtuell Reality oder 4K nicht möglich wären, beherrscht Nvidia zusammen mit AMD seit Jahrzehnten den Markt für Premium-Grafikchips (siehe Grafik 2). Nun aber droht Konkurrenz vom Halbleiter-Dinosaurier Intel. Der US-Chipkonzern präsentierte zuletzt aufgewertete integrierte Grafiklösungen bei seinen Mobilprozessoren und möchte nun mit der Marke »Arc« im High-End-Bereich gegen Nvidias »Geforce«- und AMDs »Radeon«-Grafikchips antreten.

Grafik 2: AMD versus Nvidia (5 Jahre)

Intel setzt aber nicht nur auf die Eigenentwicklung von Chips, sondern baut auch seine Auftragsfertigung mit neuen Kunden aus. So wird der Konzern in Zukunft auch für Qualcomm und Amazon Halbleiter produzieren. Damit möchte das Unternehmen TSMC und Samsung Electronics in diesem Bereich mehr Konkurrenz machen. Darüber hinaus hat sich Intel ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2024 soll der jährliche Fertigungsfortschritt bei den Prozessoren mit Leistung-pro-Watt-Gewinnen im 10- bis 20-Prozent-Bereich liegen. Bis 2025 hat sich der Konzern zum Ziel gesetzt, wieder die Führung unter den Chipherstellern zu übernehmen.

Aber nicht nur Intel steckt derzeit Milliarden in Forschung und Produktionsausbau, auch auf der anderen Seite des Globus wird kräftig investiert, beispielsweise beim südkoreanischen Elektronikriesen Samsung. Dieser stockte jüngst seine ursprüngliche Investitionssumme von 133 auf 171 Billionen Won (rund 125 Milliarden Euro) auf. Samsung möchte dadurch seine Marktführerschaft für Speicherchips, die unter anderem in Smartphones zum Einsatz kommen, auch auf sogenannte Logikchips bis zum Ende dieses Jahrzehnts ausweiten. Das Unterfangen wird sogar von staatlicher Seite gefördert. Landespräsident Moon Jae verfolgt den Plan, Südkorea bis 2030 zum Halbleiter-Machtzentrum zu machen.

Im Sog der Hersteller
Doch was wären die Halbleiterhersteller ohne die entsprechenden Zulieferer? Diese sorgen zum einen dafür, dass die Chip-Konzerne ihre Kapazitäten weiter ausbauen, und zum anderen, die Performance der Prozessoren durch innovative Fertigungsverfahren stetig zu steigern. Diesbezüglich führt kein Weg an ASML vorbei (siehe Grafik 4). Die Niederländer sind unter anderem führend in der EUV-Lithografie. Und zudem überaus erfolgreich: Nach einem starken ersten Halbjahr schraubte der Konzern kürzlich erneut die Prognose für das Gesamtjahr nach oben. Für 2021 geht ASML nun davon aus, den Umsatz um 35 Prozent und damit 5 Prozentpunkte mehr als bisher zu steigern. »Die Nachfrage ist über alle Marktsegmente und unser gesamtes Produktportfolio hinweg weiterhin hoch«, sagte ASML-Chef Peter Wennink bei der Zahlenvorlage. Das macht sich auch im Auftragsbestand bemerkbar. Das Orderbuch schwoll per Ende Juni auf einen Höchststand von 8,3 Milliarden Euro an, drei Viertel mehr als zum Ende des ersten Quartals. Für seine hochprofitablen EUV-Maschinen flatterten Aufträge im Wert von 4,9 Milliarden Euro ins Haus. Markttrends wie 5G oder auch autonomes Fahren dürften ASML auch in Zukunft gute Geschäfte bescheren. So erwarten Marktforscher bei der DUV-Lithografie bis 2025 eine durchschnittliche jährliche Steigerungsrate von 8,4 Prozent, bei der EUV-Lithografie, wo ASML das Monopol innehat, wird bis zum Jahr 2027 sogar mit Zuwächsen von jährlich 1  Prozent gerechnet. »Ich denke, die Zukunft der Branche ist rosig«, bestätigte jüngst ASML-Chef Wennink die allerorts positiven Aussichten.

Grafik 3: Intel (5 Jahre)

Ein schnelles Tempo schlagen nicht nur die Mikrochips und das Branchenwachstum an, auch die Aktienkurse gehen zum Teil steil nach oben. So konnte sich der Unternehmenswert von ASML in den vergangenen fünf Jahren versiebenfachen. Sogar knapp die doppelte Performance zeigt sich bei AMD. Um sagenhafte 1.320 Prozent verteuerte sich der Titel in diesem Zeitraum. Einen prozentualen vierstelligen Zuwachs verzeichnet zudem Nvidia.

Doch nicht grundsätzlich bei allen Halbleitertiteln lief es an der Börse zuletzt rund. Die lange anhaltenden operativen Probleme bei Intel sorgten bei der Aktie auf Sicht von fünf Jahren für deutliche Abschläge (siehe Grafik 3). Zuletzt konnte sich der Kurs aber stabilisieren und einen Boden ausbilden. Sollte der Plan des erst seit Februar amtierenden Vorstandschefs Pat Gelsinger aufgehen und Intel schon bald wieder die Spitzenposition im Chip-Bereich einnehmen, könnte auch hier der Knoten über kurz oder lang am Aktienmarkt platzen.

Grafik 4: Ergebnis je Aktie von ASML

Anlageidee: HebelProdukte auf Halbleiter-Konzerne

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

112007353

AMD

Call

79,72 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

58738200

AMD

Put

138,06 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

111510100

ASML

Call

520,13 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

111903603

ASML

Put

824,67 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

58285243

Infineon

Call

27,21 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

58801804

Infineon

Put

42,22 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

48961732

Intel

Put

67,02 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

58529461

ASML

Long

10

Swiss DOTS, BX Swiss

58529935

ASML

Short

–6

Swiss DOTS, BX Swiss

56089052

Infineon

Long

6

Swiss DOTS, BX Swiss

58529530

Infineon

Short

–6

Swiss DOTS, BX Swiss

58529500

Qualcomm

Short

–6

Swiss DOTS, BX Swiss

58423087

Samsung

Long

4

Swiss DOTS, BX Swiss

58423110

Samsung

Short

–4

Swiss DOTS, BX Swiss

Warrants

Valor

Basiswert

Typ

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

112721616

AMD

Call

115,00 USD

18.03.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

112892659

AMD

Put

105,00 USD

18.03.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

111817815

Intel

Call

52,00 USD

18.03.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

112721627

Intel

Put

50,00 USD

18.03.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

111817843

Nvidia

Call

165,00 USD

18.03.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

112153846

Nvidia

Put

220,00 USD

18.03.2022

Swiss DOTS, BX Swiss

Stand: 20. August 2021; Quelle: Société Générale

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