Zeitgeist

Sind Sie glücklich?

Der Duden schreibt dem Glück eine »angenehme und freudige Gemütsverfassung« zu, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, das man sich gewünscht hat. Oder anders ausgedrückt: ein Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung. In der momentanen Coronasituation dürfte der Status der Euphorie zwar vielen fremd sein, allerdings hängt am persönlichen Glück noch viel mehr als nur das Virus. Dies zeigte einmal mehr der »World Happiness Report 2021«.

Zufriedenheit trotz Corona
Basis des Rankings sind Angaben zu Sicherheit, Wohlstand und Gesundheit in einem Land. Am Ende der Rechnung steht dann ein Wert, der über den Platz im Gesamtklassement entscheidet. Das Gute vorneweg: Das weltweite Glück hat im vergangenen Jahr einen Durchschnittswert von 5,5 erreicht und sich damit trotz der negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das Glücksniveau sogar geringfügig gegenüber dem Vorjahr gebessert.

Das Land mit den vermeintlich glücklichsten Menschen ist Finnland, das es auf einen Wert von 7,8 bringt. Nur knapp dahinter rangiert Island mit 7,6 und die Schweiz teilt sich mit Dänemark (7,5) den dritten Rang. Während Finnland und die Schweiz damit ihre Plätze aus den Vorjahren verteidigen konnten, sprang Island von Stufe vier auf zwei hoch. Laut den Forschern waren es vor allem die Emotionen, die sich in der Pandemie stärker veränderten als die Lebenszufriedenheit. Zwar verschlechterte sich diese während der Lockdowns, allerdings fiel die Erholung ebenfalls rasant aus. Letztlich hat sich daher an der Rangfolge der Top 10 kaum etwas verändert.

Geld und Glück
Eine der wichtigsten Fragen in der Glücksforschung ist: Macht Geld glücklich? Der 1987 verstorbene US-Schauspieler und Komiker Danny Kaye hatte darauf eine scharfzüngige Antwort: »Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Beteiligungen, Gold und Grundstücke dazu.« Damit lag Kaye nicht unbedingt falsch, wie neuere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen. Die Beziehung Geld zu Glück nimmt mit steigendem Einkommensniveau linear zu.

Doch gibt es hier eine sogenannte Sättigungsgrenze. Die beiden Nobelpreisträger Daniel Kahneman und sein Kollege Angus Deaton hatten im Jahr 2010 in einer Analyse festgestellt, dass ab einem Jahreseinkommen von 75.000 US-Dollar mehr Haben nicht zu einem glücklicheren Sein im Augenblick führt. Die Ursache dafür sahen die Forscher in einem abnehmenden Grenznutzen. So weit, so gut. Der Psychologe und Ökonom Matthew Killingsworth von der University of Pennsylvania kam bei seiner jüngsten Untersuchung auf ein etwas anderes Ergebnis. Das erlebte Wohlbefinden im Augenblick wächst auch bei einem höheren Jahresgehalt genauso stark wie darunter. Dennoch hat auch Killingsworth Unterschiede zwischen Gering- und Gutverdienern diagnostiziert. Während jenseits von 80.000 US-Dollar bei höheren Einkommen vor allem mehr positive Gefühle bemerkt wurden, waren es darunter vor allem weniger negative. Mit anderen Worten: Mehr Geld machte Vermögende also glücklicher, Geringverdiener dagegen weniger unglücklich. Studienleiter Killingsworth räumte aber trotzdem ein: »Es mag zwar einen Punkt geben, jenseits dessen Geld seine Kraft zur Verbesserung des Wohlbefindens verliert, aber die aktuellen Ergebnisse legen nahe, dass dieser Punkt höher liegen könnte als bisher angenommen.«

Hoher Lebensstandard, hohes Wohlbefinden
Beide aufgezeigten Untersuchungen wurden in den USA durchgeführt. Doch wie sieht es eigentlich mit der freudigen Gemütsverfassung hierzulande aus? Eine Antwort liefert der OECD Better Life Index. Die Menschen in der Schweiz sind im Allgemeinen zufriedener mit ihrem Leben als der Durchschnitt der OECD-Bürger. Auf einer Skala von null bis zehn bewerten sie ihre Lebenszufriedenheit mit 7,5. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 6,5.

Auch hier spielt Geld eine Rolle: Einen wesentlichen Beitrag zu dem guten Abschneiden trägt nämlich der Lebensstandard bei. 37.466 US-Dollar stehen einem Schweizer Haushalt pro Kopf durchschnittlich pro Jahr zur Verfügung, das Nettoeinkommen des OECD-Durchschnittes liegt dagegen nur bei 33.604 US-Dollar.

Fazit
Geld ist zwar nicht alles, gehört aber für die meisten zum persönlichen Glück dazu. Dass aber die Lebensfreude nicht nur vom finanziellen Erfolg abhängt, macht der kleine Himalaya-Staat Bhutan vor: Trotz eines Jahreseinkommens von nur rund 3.000 US-Dollar setzt die Regierung alles daran, die Bevölkerung zufrieden zu machen. Dazu wurde das Recht auf Glück sogar in der Verfassung festgeschrieben.