Titelthema

Eine neue Ära beginnt!

ideas: Herr Böhler, seit Sie vor elf Jahren bei der Commerzbank angefangen haben, hat sich das Geschäft mit Zertifikaten stark gewandelt, aber die Commerzbank spielte schon damals eine wichtige Rolle. Heute gehört die Commerzbank zu den erfolgreichsten Anbietern für Zertifikate und Optionsscheine in Europa. Mit dem Verkauf des Zertifikategeschäfts an die Société Générale beginnt nun eine neue Ära. Wie kam es dazu?
Dominique Böhler: Diese Entscheidung ist ein Ergebnis der Neuausrichtung der Commerzbank, die im September 2016 im Rahmen der Strategie »Commerzbank 4.0« beschlossen worden ist.

Umso mehr freue ich mich, dass wir zusammen mit der Société Générale, einer der führenden europäischen Banken und einem anerkannten Anbieter von Investmentlösungen, das Zertifikategeschäft weiter ausbauen werden. In Kürze beziehen wir unsere neuen Büros bei der Société Générale am Talacker in Zürich. Von dort aus werden wir, als Teil des lokalen Société Générale-Teams, das Geschäft für Strukturierte Produkte weiterführen.

Nicht nur die Commerzbank, auch die Société Générale bietet seit langem Strukturierte Produkte europaweit an. Wie genau werden Sie den Übergang gestalten und auf welche Systeme werden Sie in Zukunft setzen?
Ganz grundsätzlich setzen wir weiterhin auf die bewährten Systeme und Prozesse der Commerzbank. Unsere Technologie wird von der Société Générale integriert. Wir bereiten den Übergang seit über einem Jahr vor und haben in dieser Zeit alle technischen Voraussetzungen zur Übertragung unseres Geschäfts geschaffen. Am 30. März 2020 werden die erforderlichen Systeme und Prozesse dann in der Société Générale zur Verfügung stehen. Das Gleiche gilt für unsere Publikationen und Services. So wird beispielsweise die nächste Ausgabe des Magazins »ideas« von uns unter der Marke der Société Générale wie gewohnt produziert und ausgeliefert.

Was wird mit Zertifikaten passieren, die Anleger während des Übergangs im Bestand haben?
Alle Zertifikate und Warrants der Commerzbank werden automatisch zur Société Générale übertragen. Anleger müssen in diesem Fall nichts weiter veranlassen. Die Valoren und ISINs bleiben gleich, genauso wie die Ausgestaltungsmerkmale der Zertifikate. Wer zum Beispiel ein Faktor-Zertifikat auf ABB in seinem Depot hat, behält das identische Produkt auch nach dem Übergang.

Es gibt also nichts, was sich für den Anleger ändert?
Eine wesentliche Veränderung betrifft die Tatsache, dass der Emittent ausgetauscht wird und die Société Générale neuer Herausgeber der Wertpapiere sein wird. Darüber hinaus gibt es künftig für die Investoren noch bessere Servicequalität und mehr Produktauswahl. Durch den »Tapetenwechsel« wird aber auch der Internetauftritt und unser Informationsmaterial in neuem Look-and-feel der Société Générale erscheinen.

Herr Böhler, Sie haben schon erwähnt, dass die Systeme und Prozesse zur Société Générale übertragen werden. Wie sieht es mit dem zuständigen Team bei der Commerzbank aus?
Auch das Team, das für den öffentlichen Vertrieb von Zertifikaten in Europa verantwortlich ist, wird zur Société Générale wechseln. Dazu gehören alle Kollegen, die für das Produktmanagement, das Marketing und den Service zuständig sind. Das Team, das die Schweizer Produktpalette verantwortet, wird die hiesige Kundschaft weiterhin von Zürich aus betreuen. Auch die bisherige Organisationsstruktur wird sich in der Société Générale wiederfinden, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle noch Anpassungen geben wird.

Wie würden Sie unseren Lesern die Société Générale in kurzen Zügen beschreiben?
Société Générale ist eine diversifizierte Bank mit einer starken Position in Europa und global vernetzt. Die Bank beschäftigt über 149.000 Mitarbeiter weltweit und bietet Investmentlösungen über ihre für Derivate-Expertise anerkannte Markets-Plattform.

Herr Böhler, zum Schluss noch eine Frage zum Ausblick auf den Markt insgesamt: Was glauben Sie, wie wird sich der Markt in den nächsten Jahren entwickeln, insbesondere vor dem Hintergrund negativer Zinsen und Rekordständen an den Aktienmärkten?
Das Umfeld für die private Geldanlage hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Jahrzehntelang konnten Privatanleger ihr Geld »sicher« in festverzinsliche Wertpapiere anlegen und dabei Renditen erzielen, die in der Regel über der Inflationsrate lagen. Doch diese Zeiten sind vorbei. Es wird immer schwieriger, geeignete Formen der Geldanlage zu finden. Aus meiner Sicht wird die Bedeutung von Zertifikaten für die private Geldanlage wieder deutlich zunehmen. Zwei Aspekte halte ich dabei für besonders wichtig: Zum einen bieten Zertifikate die Möglichkeit, in verschiedene Bereiche zu investieren. Hier spielen beispielsweise auch heute schon Rohstoffe wie Gold oder Öl eine grosse Rolle. Darüber hinaus können Investoren auch dann Zertifikate kaufen, wenn sie von gleichbleibenden oder fallenden Kursen ausgehen. Dieses Motiv könnte in Zukunft wieder stärker in den Fokus rücken.

Herr Böhler, wir danken Ihnen für das Gespräch.